Mein Jesu, sei gegrüßet,
Sei tausendmal geküsset!
Sei brünstiglich umfangen,
Du, meines Geist’s Verlangen!
Ich kann mich gern bescheiden,
Dass ich die teuren Freuden,
Und was von Heil mir grünet,
Mit Nichts Dir abverdienet.
Du weißest ja, mein König,
Wie arm, gering und wenig
Der Schmuck an meinem Kleide
Für solche Engelweide!
Doch willst Du Dich begnügen,
Wenn wir an Dich uns schmiegen,
Und uns mit Ernst bemühen,
Die Lust der Welt zu fliehen;
Wenn man vom Dienst der Sünden
Sich durch Dich lässt entbinden,
Und sich und was man liebet,
Dem HErrn zum Opfer gibet.
Du bleibest unverborgen
Mit Deinem Rat und Sorgen,
Belohnest Müh‘ und Streiten
Mit tausend Freundlichkeiten.
Nur Dich mit Ernst verlangen,
Nimmt Dir das Herz gefangen.
Dich herzlich, redlich meinen,
Macht, dass Du musst erscheinen.
Du hilfst die Lasten tragen,
Bis wir den Port erjagen,
Trägst uns mit zartem Schonen,
Bis wir des Jochs gewohnen.
Du willst uns selbst bereiten
Zu wahren Seligkeiten,
Und wie Du uns willst haben,
So schenkst Du Deine Gaben.
Nur Dir gelassen gehen
Und zu Gebote stehen,
Nichts neben Dir begehren:
Dies mag uns Heil gewähren.
Nun, Jesu, mach‘ mich fertig,
Gehorsam und gewärtig,
Und fähig, Deinen Willen
Mit Freuden zu erfüllen!
Dass ich Dich bei mir finde,
Und Alles überwinde;
Dass mich kein Fall noch Glücke
Von meinem Ziel verrücke;
Dass ich Dich fröhlich liebe,
Ob’s hell ist oder trübe,
Und Du mein bleiben müssest,
Du schlagest oder küssest.
Sei tausendmal geküsset,
Sei inniglich gegrüßet!
Sei brünstiglich umfangen,
O meines Geist’s Verlangen!
(1728.)