Nikolaus Hermann – Ein geistlich Lied von der Toten Auferstehung und dem ewigen Leben. Aus dem 15ten Capitel der ersten Epistel Pauli an die Corinther.

Sankt Paulus die Corinthier
Hat unterweist in rechter Lehr,
So bald er aber von ihn kam,
Da fingen sich viel Sekten an.

2. Es stunden auf, die predigten
Viel Irrtum zu Corinthien,
Darunter war ein falsche Lehr,
Dass nach dem Tod kein Leben wär.

3. Wir stürben hin gleich wie das Vieh,
Kein Auferstehung gleubten sie,
Solchs wurd St. Paulo kund getan;
Das jammert sehr den heilgen Mann.

4. Ein Brief er schrieb und strafet sehr
Darin die falschen Prediger,
Darnach zeigt er ihn hell und klar
Von der Urständ1Auferstehung die rechte Lahr,

5. Beweist durch Schrift, dass Jesus Christ
Der erst vom Tod erstanden ist;
Daraus er schleußt, dass wir dergleich
Erstehen solln zum ewigen Reich.

6. Es wär sonst falsch des Glaubens Lehr,
So Christus nicht erstanden wär;
Auch die entschlafen wärn zuvorn,
Die müssten alle sein verlorn.

7. Auch wär die Sünd noch unser Herr,
So er nicht wiedr erstanden wär;
Desgleichen auch der Tod sein Macht
Hätt über uns noch und sein Kraft.

8. Denn wie der Tod durch einen Mann
Sein Recht über als Fleisch bekam,
So sei das Leben durch die Macht
Der Urständ Christi wieder bracht.

9. Drum werden wir, wie Christus ist,
Erstehn vom Tod, das ist gewiss
In seiner Ordnung Jedermann,
Wie Christus hat gefangen an.

10. Denn so kein Auferstehung wär,
Was dürften wir in Kreuz und Gfähr
In Angst und Not uns hie begebn,
So nach dem wär kein ander Lebn?

11. Gleichwie ein Weizeskörnelein
Gesät wird in den Acker hnein,
Stirbt und vermodert ganz und gar,
Und grünt doch wiedr im selben Jahr:

12. So wird der irdisch Leib ins Grab
Verscharrt, und wird zu Asch und Staub,
Und wächst daraus ein Körper klar,
Der mit Gott lebet immerdar.

13. Denn (das natürlich ist gewest)
Im Grab nun alles ist verwest,
So wächst ein geistlich Bild daraus,
Das ewig wohnt in Gottes Haus.

14. Und was man sät in Sterblichkeit,
Das wird aufgehn in Herrlichkeit,
Und was begraben wird ohn Macht
Das wird erstehn in großer Kraft.

15. Han wir das Bild des Irdischen
Getragen und des Sterblichen,
So werden wir des Himmlischen
Auch tragen und des Ewigen.

16. Das Fleisch und Blut nicht erben kann
Gotts Reich, drum muss zu Boden gahn,
Und muss vermodern Haut und Haar,
Auf dass es werd spannen und klar.

17. Doch werden wir nicht sterben an,
Sondern zu der Posaunen Schall
Verwandelt in eim Augenblick,
Darauf sich nu ein jeder schick,

18. Auf dass er wart derselben Seit
In Gduld und aller Freudigkeit,
Auf dass, wenn kommet Gottes Sohn,
Erwarten mög mit Freud sein Lohn.

19. Und ob uns gleich die Welt macht bang,
So währt doch Kreuz und Angst nicht lang.
Drum tröst wir uns, das künftig ist;
Darzu hilf uns, Herr Jesu Christ.

20. Da wird die Zähr der Heiligen
Der Herr abwischen und ihr Trän,
Und sie alls Leids ergötzen zwar,
Dann wird das rechte Jubeljahr.

21. Hilf unser Schwachheit, lieber Gott,
Dass wir durchs Kreuz, durch Angst und Tod
Gehn mögen durch die enge Pfort,
Auf dass wir mit dir leben dort

22. In deinem Reich in Ewigkeit,
Anschauen die Dreifaltigkeit,
Samt dem ganzen himmlischen Heer
Dir singen stets Lob, Preis und Ehr.

Amen.