Weil in der argen bösen Welt:
Viel falsch Urteil werden gefällt,
Und Manchem viel zu kurz geschicht,
Der sein Recht kann bekommen nicht,
Und manche böse Bubenstück
Werden getragen überrück;
2. Drum will Gott halten ein Gericht,
Und Alles bringen an das Licht,
Davon jetzund Niemand mucken tar,
Wird er Alls machen offenbar,
Und wird kein Gwalt mehr gehn für Recht,
Wie jetzt klagt mancher arme Knecht.
3. Für diesem letzten, strengen Gricht,
Wird sich kein Mensch verbergen nicht,
Da wird Rechenschaft Jedermann
Von Allem, was er hat getan
Allhie in diesem zeitlich Leben,
Dem Richter Christo müssen geben.
4. Wenn Menschen Sohn nun kommen wird
Mit sein Engeln, der treue Hirt,
In seiner göttlichen Herrlichkeit,
Und in seiner wahren Menschheit,
Dann wird er die unflätigen Böck
Scheiden von den Schäfelein;
5. Die für sein Schäflein werdn erkannt,
Wird er stellen zur rechten Hand,
Und die Böck wird er heißen gehn
Beiseits, und zu der Linken stehn,
Und wird sagen zun Schäfelein:
Kommt her, ihr lieben Brüder mein.
6. Ihr Gsegneten, ererbt das Reich,
Das von Anfang der Welt ist euch
Bereitet von dem Vater mein,
Drin ihr sollt mein Miterben sein;
Ihr habt mich gespeiset und getränkt,
Da mich der Durst und Hunger kränkt.
7. Da ich ein Gast war und elend,
Reicht ihr mir eure milden Händ,
Und nahmt mich auf zur Herberig,
Da ich war nacket, kleidt ihr mich,
In meiner Krankheit ihr mir bracht
Labsal, das gab mir eine Kraft.
8. Da ich war ein Gefangner Mann,
Nahmt ihr euch mein gar treulich an,
Erzeigt euch gegen mir christlich,
Ihr kamt zu mir und tröstet mich,
Und teilt mir mit ein guten Rat,
Halft mir mit Worten und der Tat.
9. Alsdann werden antworten sie:
Herr, wann hab wir dich gsehen je
Hungrig, durstig, nacket und bloß,
Krank, gfangen und in Armut groß?
Wann hab wir dir die Treu beweist,
Die du jetzund rühmst und preist?
10. Dann wird der Köng antworten ihr:
Was ihr getan habet vorhin
Dem allergringsten Bruder mein,
Das hab ich also gemerket fein,
Und nehm mich des so treulich an,
Als ob ihr mirs hätt selbst getan.
11. Dann wird er auch sagen zu den,
Die ihm zu seiner Linken stehn:
Ihr Verfluchten, geht hin von mir,
Ins höllisch Feur gehöret ihr,
Welches dem Teufel ist bereit;
Und seinen Engeln der Bosheit.
12. Ich bin gewesen hungerig,
So habt ihr nicht gespeiset mich,
Desgleichen, da ich durstig war,
Reicht ihr mir kein Trunk Wasser bar;
Da ich war fremd, elend und bloß,
Sein Haus für mir jeder zuschloss.
13. Und da ich war ein gfangner Mann,
Keiner unter euch zu mir kam.
Dann werben sie entschuldigen sich:
Herr, wann han wir gesehen dich.
Durst leiden und in Hungersnot,
Und dir versagt Wein, Bier und Brot?
14. Wann bist du je gewest ein Gast?
Und um Herberg gebeten hast?
Von deiner Gfängnis und Krankheit,
Wann hab wir je gewusst Bescheid?
Wer hat uns der Ding eins bericht,
Und wir han dir gedienet nicht?
15. Darauf wird er ihn zeigen an:
Alles, was ihr nicht habt getan
Dem allergringsten Bruder mein,
Beim Leben in den Nöten sein,
Das habt ihr mir auch nicht getan,
Drum nehm ich kein Entschulding an.
16. Dann werden sie gehn in die Pein
Und ewiglich verdammet sein,
Den Grechten aber wird er geben
Im Himmelreich das ewige Leben.
Hilf uns, Herr Christ, du treuer Heiland,
Dass wir nicht stehen zur linken Hand.
Amen.