Zeller, Albert – Was mich in dieser Feierstunde

Was mich in dieser Feierstunde
In Dank und Wonne still durchbebt,
In meines Geistes tiefstem Grunde
Ale sel’ge Offenbarung lebt,
Es ist zu groß, es ganz zu sagen
Und geht mir über Sinn und Mut:
Denn unter Zittern, unter Zagen
Erhielt mir Gott mein liebstes Gut.

Mein Himmel stand in roten Flammen
Und Blitze zuckten durch die Nacht,
Ich schrak und sank erschöpft zusammen,
Bezwungen von des Jammers Macht,
Erschüttert tief von Furcht und Grauen,
Von grassen Bildern rings umlegt,
Wie wenn das Raubtier seine Klauen
In eines Wandrers Seite schlägt.

O selger Strahl von lichter Höhe,
O Glanz voll ewger Herrlichkeit,
In meines Herzens tiefstes Wehe
Das Zeichen einer bessern Zeit!
Erbarmen, ruft es laut, erbarmen
Will sich der Herr des Lebens dein,
Sie soll in ihres Schöpfers Armen
Geborgen und gerettet sein!

Der Gütige und stets Getreue
Zerbricht nicht das geknickte Rohr;
Verglimmen will das Licht, aufs Neue
Facht ers zur Flamme hell empor;
Er wird es gnädig auch vollenden,
Ich harre sein in Zuversicht,
Er reichet uns mit Vaterhänden,
Was uns an Leib und Seel gebricht.

Lobsingen will ich, ja lobsingen
Dem Retter all mein Leben lang;
Zum Himmel soll mein Lied sich schwingen,
Zum Himmel meines Lebens Gang;
In stiller Demut will ich wandeln,
Gedenkend an mein großes Leid;
In Glauben, Lieben, Hoffen, Handeln
Ihm freudig dienen allezeit.

Ich seh dein ganzes Liebeleben
Vor mir im hellen Sonnenglanz;
Ich seh dich mit der Myrthe schweben,
Seh dich in unsrer Kinder Kranz;
Wer zählt am Himmel alle Sterne,
Der stillen Freuden lichten Zug,
Seit Gottes Engel aus der Ferne
Zu mir dein trautes Lieben trug?

Wohlauf mein Herz und lass das Zagen,
Denk an den Retter in der Not,
Lass deine Seufzer, deine Klagen,
Denk an das selige Gebot:
„Seid froh in Hoffnung, duldet stille,
Wie hoch die Flut der Trübsal geht;
Sprecht, es gescheh sein heilger Wille,
Und haltet treu an dem Gebet!“

Es strömt aus tausend Wunden
Mir Blut und Leben hin
In diesen bängsten Stunden,
Und irre schwankt mein Sinn.
Es zuckt das Herz zusammen
In seines Schöpfers Hand,
Es wühlt in Glut und Flammen
Der ungeheure Brand.