Zeller, Albert – Soll ich der Blumen nicht mehr warten

Soll ich der Blumen nicht mehr warten,
Noch an die Erde fest gebannt,
Weil meine Blum in Gottes Garten,
In ihrem ewgen Vaterland?

Ich will sie still und emsig pflegen
Die kleinen Freuden dieser Welt:
Auf kleinem Tun ruht großer Segen,
Wenn es aufs Ewge ist gestellt.

Ist nicht das beste Tun hienieden
Nur in dem Kleinen Sorg und Treu?
Das Höchste, was uns hier beschieden,
Muss werden jede Stunde neu.

Wir werden müd; die Kräfte fliehen,
Und sei der Geist auch hoch begabt;
Wie will ein Wandrer weiter ziehen,
Wenn er nicht stets aufs Neu sich labt?

In immer neuen, frischen Zügen
Bedürfen wir der Gottesluft,
Wenn auch zu immer kühnern Flügen
Uns auf die innre Stimme ruft.

Nur Schritt für Schritt geht unsre Reise
Zu der verheißnen Gottesstadt,
Wenn sie auch längst in Sonnenweise
Entgegen uns geleuchtet hat.

Wer nicht im Kleinsten und Geringsten
Etwas von Gottes Hauch verspürt,
Für den gibt es kein Fest der Pfingsten,
Auch wenn sich Erd und Himmel rührt.