Zeller, Albert – Erloschen und versunken

Erloschen und versunken
Wär jedes Freudenlicht,
Wenn mit dem letzten Funken
Ein treues Auge bricht?
Und was uns Gott zu eigen
Auf dieser Erde gibt,
Das wollt Er uns nur zeigen,
Bis wir es recht geliebt,
In unser Herz geschlossen
Wie unser eigen Blut,
Und es gefühlt, genossen
Als unser liebstes Gut?
Und dann für immer immer
Entzög Ers unserm Blick,
Und dieser flüchtge Schimmer
Wär unser ganzes Glück?
So grausam sollt Er spielen,
Dem alle Lieb entsprang,
Mit unsrem reinsten Fühlen,
Mit unsrem tiefsten Drang,
Damit nur Er geliebet,
Nur Er geehret sei,
All Anderes zerstiebet
Wie nichtger Staub und Spreu?
Er selbst hat sich gegeben
In unsern lieben dar;
Sein Tun ist immer Leben,
Sein Wort bleibt immer wahr;
Er legte voll Erbarmen
Die Treuen uns ans Herz,
Und hebt auf Freundesarmen
Uns Schwache himmelwärts.
Nur immer voller, reiner
Soll es geliebet sein:
Des weigere sich Keiner
Und süßer Lohn ist sein.
Und lieben wir nur freier,
Wenn Einer uns verlässt,
So wird die Totenfeier
Zum heilgen Osterfest.