Ringwaldt, Bartholomäus – Zur Pestzeit.

Im Ton: Es ist das Heil uns kommen her.

1. Ach lieben Christen, trauret nicht,
Thut euch nicht so entsetzen,
Darum daß uns der Vater richt
Und etwas thut verletzen
Mit seiner väterlichen Ruth,
Die hin und wieder schleichen thut,
Genannt die Pestilenze.

2. Sie ist was schrecklich, das ist wahr,
Und thut uns fürchtig machen,
Daß unser Fleisch erzittert gar,
Als vor des Todes Rachen.
Aber gedenkt, mein‘ lieben Kind,
Daß noch viel schärfer Ruthen sind,
Die unser Gott kann brauchen.

3. Theurung ist ärger, denn die Pest,
Wie solches han erfahren,
Die an den Orten sind gewest,
Nämlich vor kurzen Jahren,
Da gar viel Menschen, jung und alt,
Mit großem Jammer mannigfalt
Vor Hunger sind verschmachtet.

4. Der Krieg verwüstet Leut und Land,
Thut alle Ding umkehren
Ohn alle Gnad mit Schwert und Brand,
Erbarm es Gott den Herren!
Da muß herhalten Mann und Weib
Und auch das Kind in Mutterleib,
Sammt andern, groß und kleine.

5. Kirch, Rathhaus, Schul, all Ehrbarkeit
Wird gar in Grund verstöret;
Da gilt kein Recht, wer leit(liegt), der leit,
Kein Flehen wird erhöret.
Schänden und Morden hat kein End,
Trübsal ist, wo man sich hinwendt:
O besser bald gestorben!

6. Und weil denn Gott der Vater gut
Von wegen unser Sünden
Uns noch genädig strafen thut
Mit seinen treuen Händen:
So seid zufried und bittet ihn,
Daß er uns nicht laß weiter hin
Was Aergers widerfahren.

7. Darum, ihr Christen, zaget nicht,
Halt Gott dem Vater stille,
Und wißt, was uns jetzund geschicht,
Sei sein verborgner Wille
Und sein beschlossner weiser Rath,
Dadurch er uns von böser That
Zur Bessrung will bewegen.

8. Gott weiß, was jedem nützlich sei,
Das Sterben oder Leben,
Das glaubet allzeit fest und frei
Und thut euch ihm ergeben.
Ohn seinen Willen nicht ein Haar
Die Pestilenz euch schwächen thar(darf),
Und wär sie noch so böse.

9. Wenn schon die Gift auf freiem Plan
Mit Grausamkeit herkäme
Und die in Eil zehntausend Mann
Zu deiner Rechten nähme,
So soll sie auf den Wegen dein
Dir dennoch nichtes schädlich sein,
Es wolls denn Christus haben.

10. Kein Sperling auf die Erde fällt
Daß es Gott nicht sollt wissen;
Wie gar viel mehr der HErr erhält
Die auf ihn sind geflissen,
Und für sie sieget Tag und Nacht,
Daß ihnen nichts wird beigebracht
Ohn seinen guten Willen.

11. Und ob bisweil ein Unfall groß
Ein Christen hoch betrübet,
So gibts ihm vor der Welt ein Stoß,
Die Gottes Werk nicht prüfet,
Aber vor Christi Angesicht
Ists köstlich und wol ausgericht
Zu seines Kindes Frommen.

12. Derhalben nicht so furchtsam seid,
Gott wird es nicht verderben;
Wir sind des HErren allezeit
Im Leben und im Sterben:
Wer sterben soll, fahr immer hin,
Ist doch der Tod unser Gewinn,
Christus ist unser Leben.

13. Hat doch ein Mensch kein Fried noch Ruh,
Dieweil er lebt auf Erden,
Bis daß er thu sein Augen zu,
Alsdann möchts besser werden;
Denn er ist von der harten Schlacht
Des bösen Feindes los gemacht
Und allem Leid entsprungen.

14. Darum so gebt euch willig drein,
Vertrauet Gott dem HErren.
Es muß einmal gestorben sein,
Was thut ihr euch viel wehren?
Wer heur(dies Jahr) einschläft hat frei zu Jahr,
Ist los von aller Sünd und Fahr
Und ruhet in dem HErren.

15. Thut Buß und schickt euch zu dem Tod,
Betet zu allen Stunden,
Und wißt, daß Christus Todesnoth
Am Kreuz hat überwunden.
Wer auf sein Leiden fest vertraut,
In Ewigkeit den Tod nicht schaut,
Und ist ein Kind des Lebens.

16. O Jesu Christ, wir bitten sehr:
Dich wieder zu uns wende,
Von wegen deines Namens Ehr
Dein Werk in uns vollende,
Daß wir dich mit gebeugtem Knie
Im Geist von Herzen loben hie
Und dort im Himmel.

Amen.