unbekannt – Christus, Lehrer und Vorbild der Genügsamkeit.

O Mensche, wollst bedenken
Mein bitter Leiden groß!
Ich will dir wieder schenken
Das Leben für den Tod.
Bey mir so sollt du bleiben;
Ich hab‘ dir durch mein Leiden
Den Himmel aufgethan.

Ich hab‘ sich nicht erlöset
Durch Silber noch durch Gold;
Hat mich mein Blut gekostet:
Wie bist du denn so stolz?
Auf Erden Schätz‘ zu ‚rwerben
In deiner Seel Verderben,
Gab ich dir auch die Lehr‘?

Wer zeitlich Gut begehret
für meine Gütigkeit,
Das dann der Rost verzehret,
Dem wird es ewig leid.
Wohl in des Himmels Throne
Da find’st du also schone
Den Schatz der Seligkeit.

Die Lilien auf dem Felde,
Wie zierlich sie da stahn!
Bezahlen nicht mit Gelde
Die Schönheit, die sie han.
Salomon in seinem Gewade
War nicht gleich einem Blade
Derselben Lilien eins.

Die Vöglein in den Lüften
Sich freuen ihrer Nest‘;
Die Füchs‘ in ihren Klüften
Haben von mir die Vest‘.
Ich hab‘ gar nichtes eigen,
Drauf ich mein Haupt mogt‘ neigen;
Was Gebrechen habt ihr denn?

Ist mein doch Himmel und Erde,
Und all’s was drinnen ist.
Mein Volk zu Fuß und Pferde
Hab‘ ich geführt ohn‘ List
Wohl aus Aegypten-Lande
In Starkheit meiner Hande
In das gelobte Land.

Es sollen nicht auf morgen
Die treuen Diener mein
für Speis und Kleider sorgen;
Die Sorg‘ ist mein allein.
Ich will euch all‘ ernähren,
Vor’m Hunger euch erwehren;
Fürwahr, ihr’s glauben sollt.

Darum laßt euch begnügen
Am selben, was ihr han;
Ich will euch wohl zufügen
Eur‘ Nothdurft sonder Wahn.
Ihr sollt gar nicht verzagen,
Wenn ihr am jüngsten Tage
Vor’m Sohn des Menschen stahn.