Herman, Nikolaus – Ein Lied vom wahren Glauben, der allein selig macht und thätig ist durch die Liebe.

Wider die Heuchler und Maulchristen rc. Gemacht im Joachimsthal.

Man mags auch auf die Weise singen:
Wo Gott zum Haus nicht gibt rc.
Oder: Erhalt uns Herr rc.

Wer hie für Gott will sein gerecht,
Sein Kind und angenehmer Knecht,
Der trotzt nicht auf sein Frömmigkeit,
Noch aufs Gebet Gerechtigkeit.

2. Das Gsetz fordert von uns zu viel,
Herz, Seel, all Kräft es haben will.
Wer nun lebt unter seinem Joch,
Der bleibt ein Heuchler vor und noch.

3. Niemand dem Gsetz genug kann thun,
Denn Christ allein, wahr Gottes Sohn.
Mit seim Gehorsam und bittern Tod
Erfüllt ers Gsetz, versühnet Gott;

4. Und erwirbt uns ein Grechtigkeit,
Die steht in Gotts Barmherzigkeit.
Dieselb er uns im Wort verkündt,
Die ist Vergebung aller Sünd.

5. Den Schatz ergreift der Glaub allein,
Und macht das Herz von Sünden rein,
Traut nur auf Gotts Barmherzigkeit,
In Christo aller Welt erzeigt.

6. Das ist zum Heil der recht Anfang,
Wenn eim sein Sünd macht weh und bang,
Und ergreift im Wort Christi Blut,
Den theuern Schatz und höchste Gut.

7. Dann macht das Herz der Glaub gewiß,
Daß Gott mit ihm versühnet ist,
Und all sein Sünd vergeben sind,
Und Gott ihn aufnehm zu eim Kind.

8. Also wurd David nach seim Fall,
Gleichwie die Sünder allzumal,
Selig und ledig aller Schuld
Und erlangt Gottes Gnad und Huld.

9. Wer nun recht glaubt, daß Christus Blut
Ihm hab erworben solches Gut,
Und woll ihm auch das ewige Leben
Aus lauter Gnad und Güte geben;

10. Sollt der sich nit Christo zu Ehrn,
Für Sünd und Schand sträuben und wehen,
Und anfangen ein neues Leben,
Sein bösen Lüsten widerstreben?

11. Wo sich nicht ändert Herz und Muth,
Und wer jetuzt wie vor lebt und thut,
Wahrlich, deß Glaub ist noch nicht recht,
Beßre Frücht er sonst mit sich brächt.

12. Ein rechter Christ sich fleißt all Stund,
Daß nicht sein Gwissen werd verwundt;
Sein Fürsatz ist dahin gericht,
Daß die Sünd in ihm herrsche nicht.

13. Auf Christum werdn wir drum getäuft,
Daß in uns werd die Sünd ersäuft,
Und alle böse Lust gedämpft.
Die widern Geist stets ficht und kämpft.

14. Christus gibt uns sein heilgen Geist,
Der wirkt in uns, vermahnt und heißt,
Treibt uns zum Besten allezeit,
Daß wir absterben der Bosheit.

15. Mit Fleiß raunt er in unser Ohr:
Du bist ein Christ, leb nit wie vor,
Deim Fleisch und Lüsten widerstreb,
Christo, beim Herrn, gleichförmig leb.

16. Sonst schwebt dein Glaub nur bloß im Maul,
Wo du zur Lieb bist träg und faul,
Und wird bei Gott nicht gelten viel,
Herz, Mund und Händ er haben will.

17. Christus zu den Maulchristen spricht:
Hebt euch von mir, ich kenn euch nicht,
Denn Gleißnersart bin ich sehr feind,
Mir lieben, die recht Christen seind.

18. Das ist das rechte Hochzeitkleid,
Wer Christo gläubt mit dem Bescheid,
Daß er auf ihn all Zuversicht
Setzt, und sein Leben nach ihm richt.

19. Drum sich betrüg selbst Keiner nicht,
Wenn Christ wird kommen zu Gericht,
Wird er vergelten Jedermann,
Was er Guts oder Bös gethan.

Amen.