Lockst du mich, du Gottesfrieden,
Zu den schönen Himmelsauen,
Die wir Dunkle ach! hienieden
Nur in blassen Schatten schauen?
Lockst du mich, o Sehnsucht, immer,
Wie die Frommen Glockenläuten,
Wieder hin zum Sternenschimmer?
Wieder in die alten Zeiten?
In die Zeiten längst vergangen?
In der Seelen Kindertage?
Dahin schmachtest du, Verlangen?
Dahin, Herz, mit jedem Schlage?
Ja der Funke will zur Sonne
Und die Seele will zum Himmel,
Zu des stillen Lebens Wonne
Aus dem tollen Erdgewimmel.
Nein, es ist kein Wahn der Träume,
Ist kein Irrlicht düstrer Nächte,
Mein sind jene Sternenräume,
Mein sind jene Götterrechte:
Fremdling bin ich nur im Staube,
Meine Heimat such‘ ich wieder,
Meine grüne Himmelslaube,
Meine Himmelsblumen wieder.
Was soll ich hienieden streben
Zwischen Kummer stets und Freude
In dem unruhvollen Leben
Der Minuten schnelle Beute?
Wie die Vöglein auf den Zweigen
Wechselnd hin und wieder fliegen,
Schwebt des Menschen Thun und Neigen,
Schwebt sein Wünschen, sein Vergnügen.
Was soll ich hienieden finden,
Das die heiße Liebe stillet,
Wo die Unruh wilder Sünden
Aus der Erdenfreude quillet?
Wo wir heute lassen müssen,
Dem wir gestern angehangen?
Wo Begierde und Gewissen
Sind in stetem Krieg befangen?
Was soll ich hienieden schaffen?
Hier, wo nichts beständig bleibet?
Wo vom Staub und Blut der Waffen
Stets die wilde Rennbahn stäubet?
Wo die Lüge auf dem Throne
Gaukelnde Orakel singet
Und mit blut‘ger Dornenkrone
Wahrheit kaum vernommen klinget?
Fahre hin, du Land der Thränen!
Hin, du Land der süßen Lügen!
Damit wir uns hinnen sehnen,
Darum mußt du viel betrügen;
Damit wir das Beste wollen,
Darum muß in dir nichts bleiben,
Alles durcheinander rollen
Und die Welle Wellen treiben.
Locke, stiller Gottesfrieden!
Süße Sehnsucht, schweige nimmer!
Werfet Himmelschein hienieden
Auf der Nichtigkeiten Trümmer,
Daß die Seelen inne werden
Unter Zittern, unter Bangen:
Wahres gibt es nicht auf Erden,
Jenseits sollen wir erlangen.