Gerhardt, Paul – Nun sei getrost und unbetrübt

  1. Nun sei getrost und unbetrübt,
    du mein Geist und Gemüte!
    Dein Jesus lebt, der dich geliebt
    eh, als dir dein Geblüte
    und Fleisch und Haut werd zugericht;
    Der wird dich auch gewißlich nicht
    an deinem Ende hassen.
  2. Erschrecke nicht vor deinem End,
    es ist nichts Böses drinnen;
    Dein lieber Herr streckt seine Händ
    und fordert dich von hinnen
    aus soviel tausend Angst und Qual,
    die du in diesem Jammertal
    bisher hast ausstanden.
  3. Zwar heißts ja Tod und Sterbensnot,
    doch ist da gar kein Sterben;
    Denn Jesus ist des Todes Tod
    und nimmt ihm das Verderben,
    daß alle seine Stärk und Kraft
    mir, wenn ich jetzt werd hingerafft,
    nicht auf ein Härlein schade.
  4. Des Todes Kraft steht in der Sünd
    und schnöden Missetaten,
    darin ich armes Adamskind
    so oft und viel geraten;
    Nun ist die Sünd in Jesu Blut
    ersäuft, erstickt, getilgt und tut
    fort gar nichts mehr zur Sachen.
  5. Die Sünd ist hin und ich bin rein;
    trotz dem, der mir das nehme!
    Hinfüro ist das Leben mein,
    darf nicht, daß ich mich gräme
    um einger Sündenlohn und -Sold;
    Wer ausgesöhnt, dem ist man hold
    und tut ihm nichts zuwider.
  6. Ei nun, so nehm ich Gottes Gnad
    und alle seine Freude
    mit mir auf meinen letzten Pfad
    und weiß von keinem Leide.
    Der wilde Feind muß nun ein Schaf,
    sein Ungestüm ein süßer Schlaf
    und sanfte Ruhe werden.
  7. Du, Jesu, allerliebster Freund,
    bist selbst mein Licht und Leben:
    Du hältst mich fest, und kann kein Feind,
    Dich, wo du stehest, heben.
    In dir steh ich, und du in mir;
    und wie wir stehn, so bleiben wir
    hier und dort ungeschieden.
  8. Mein Leib, der legt sich hin zur Ruh,
    als der fast müde worden;
    Die Seele fährt dem Himmel zu
    und mischt sich in den Orden
    der auserwählten Gottesschar
    und hält das ewige Jubeljahr
    mit allen heilgen Engeln.
  9. Kommt dann der Tag, o höchster Fürst
    der Kleinen und der Großen,
    da du zum allerletzuten wirst
    In die Posaunen stoßen,
    So soll denn Seel und Leid zugleich
    mit dir in deines Vaters Reich
    zu deiner Freud eingehen.
  10. Ists nun dein Will, so stell dich ein,
    mich selig zu versetzen.
    Ach, ewig bei und mit dir sein,
    wie hoch muß das ergetzen!
    Eröffn dich, du Todespfort,
    auf daß an solchen schönen Ort
    ich durch möge fahren!

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