Hast du zum Beten weder Lust noch Trieb,
dann eben sollst du beten.
In deiner Armut fleh: „O Vater, gib
mir Kraft, vor dich zu treten!“
Nicht hält die bittre Not den Bettler ab,
zu klopfen an die Pforte;
wohlan, so nimm auch du den Bettelstab,
gestützt auf Gottes Worte.
Warum doch gehn wir oft so trüb einher,
vor Mangel schier verzagend,
das Herz von Freud und Frieden leer,
den Menschen nutzlos klagend?
Und nahe bei uns ist der Überfluß,
ist unsres Gottes Fülle!
Hin, Seele, eile, wirf dich ihm zu Fuß,
daß er dein Dürsten stille.
O welchen Wandel kann doch eine Stund,
verbracht in Gottes Nähe,
im Herzen schaffen, das da matt und wund
sich sehnt, daß ihn es sehe!
Man kommt so arm und kehrt so reich zurück,
tot – und empfängt das Leben,
betrübt kommt man und findet Trost und Glück
Wer fleht, dem wird gegeben.
O wunderbares Vorrecht! Asch und Ton
darf mit dem Höchsten reden,
darf bitten, wie zum Vater spricht ein Sohn;
er hört und merkt auf jeden.
Drum brich hindurch, ob auch dein eigen Herz
dir wollt den Weg vertreten.
Acht nicht auf Lust und Trieb, blick himmelwärts
und eile, um zu beten!
Der Weg zum Glück
Ein Hausbuch für die christliche Familie
von Pfarrer Gustav Hofelich
C. Rieger’sche Verlagsanstalt. Stuttgart – München