1. Es ist die Nacht gekommen,
in Dunkel ist verglommen
der Sonne lichter Schein.
Herr, Gut und Leib und Seele
ich deiner Hut befehle,
denn was ich hab, ist alles dein.
2. Wenn sich die Augen schließen,
so laß mich dein genießen
im Herzen unverwehrt;
wenn schlummern alle Hüter,
so wahre du die Güter,
die deine Gnade mir beschehrt.
3. Sei du mein Stab und Stecken,
so kann mich nicht erschrecken
des Todes finstres Tal;
ja in der Nächte längsten
kann ich mich nimmer ängsten;
ich steh im Lichte allzumal.
4. Du hast ja, die da saßen
im Todesschatten, lassen.
o Herr, dein Licht erschaun.
Wie könnten gehn verloren,
die du zum Licht erkoren
und führst auf deinen Friedensau’n?
5. Hast du mit hellem Sterne
das Morgenland, das ferne,
nach Bethlehem geführt,
so gib, wenn mir es dunkelt,
daß mir der Stern dann finkelt,
der mit der Gnade Strahl mich führt.
6. Nun, Herr, dir sei’s befohlen,
was meinem Aug‘ verhohlen
die dunkle Nacht deckt zu.
Herr, es will Abend werden,
so gib der bangen Erden
im Schatten deiner Flügel Ruh.
Text: Adolf Harlaß (1806–1879)
Melodie: bei H. Friese, 1703
Quelle: GB Württemberg 1912, Nr. 84