1. Gegangen ist das Sonnenlicht,
still schweiget Feld und Hain,
und hell am Firmamente bricht
hervor der Sterne Schein.
2. Und hell aus stiller Seele blitzt
ein wundersamer Strahl
von dem, der ewig waltend sitzt
im hohen Himmelssaal.
3. Wie wäre doch das Menschenkind
so elend und allein,
wenn nicht von oben zart und lind
ihm käme dieser Schein.
4. Es wäre nichts als Trug und Wahn,
ein zitternd Blatt am Baum,
ein Körnlein Staub im Ozean,
ein Traumbild fast von Traum.
5. Das Leben wallt von Ort zu Ort,
hat nimmer Ruh noch Rast
und treibt im wilden Fluge fort,
geschnellt durch eigne Last.
6. Es brauset wie ein schäumend Meer,
das keine Ufer kennt,
wirft uns wie Tropfen hin und her
im wilden Element.
7. Drum komm, o du, der Frieden bringt,
o Gott, in stiller Nacht,
wo hell die Engelsglocke klingt
bei goldner Sterne Pracht!
8. Komm, wirf den frommen Liebesstrahl
mir warm ins arme Herz,
und die Gedanken allzumal,
o zieh sie himmelwärts!
9. Drum komm mit deinem Engelheer,
du Vater, lieb und gut!
Du bist die einzig feste Wehr,
die einzig sich’re Hut.
10. Gar nichtig ist der Menschen Macht,
die eitle Eitelkeit.
Was Gott bewacht, ist wohlbewacht
hier und in Ewigkeit.
Text: Ernst Moritz Arndt (1769–1860)
Melodie: Dresden 1667 (Nun sich der Tag geendet hat)
Quelle; GB Württemberg 1912, Nr. 82