Schöpfer, Herr und Gott
Himmels und der Erden,
Starker Zebaoth,
Vor dem auch die Nacht
Wie des Tages Pracht
Hell und licht muß werden!
Deine Vatertreu
Hast du lassen walten,
Diesen Tag aufs Neu‘
Ueber mich, o Gott!
Mich vor Leid und Noth
Gnädiglich erhalten.
Jetzund rufest du,
O du Licht der Frommen,
Meinen Leib zur Ruh:
Ach laß auch den Geist
Dadurch allermeist
Neue Kraft bekommen!
Aber eh sich noch
Meine Augen schließen,
Dank ich billig hoch
Deiner theuern Gnad,
Die du früh und spat
mir gibst zu genießen.
Schöpfer aller Ding‘,
Geist und Licht von oben,
Ich bin zu gering
Aller deiner Güt‘;
Möcht doch mein Gemüth
Dich dafür recht loben!
Laß dann hier auf Erd‘
Mich so vor dir leben,
Wie ich wünschen werd,
Wanns dereinst geschicht,
Daß sich zum Gericht
Jesus wird begeben.
Nun so leg ich mich
Still und sicher nieder,
Denn ich trau auf dich:
Wecke du, o Herr,
Mich zu deiner Ehr
Morgen fröhlich wieder.
Wann ich auch hernach –
O wann wirds geschehen! –
An dem großen Tag,
Aus der Erden Staub
Wie ein frisches Laub
Werde auferstehen.
Herr, dann wollest du
Das vollselge Leben
Und die süße Ruh,
Die ganz unzerstört
Nimmermehr aufhört,
Meiner Seelen geben!
Die evangelische Volksbibliothek
Fünfter Band
Die geistliche Dichtung von Luther bis Klopstock
ausgewählt und eingeleitet
von Paul Pressel
Stuttgart
Adolph Bechers Verlag (Gustav Hoffmann)
1863