Tersteegen, Gerhard – Wann sich die Sonn‘ erhebet

1. Wann sich die Sonn‘ erhebet,
Die dieses Rund belebet,
Bald grüß‘ ich dich, mein Licht;
Wann sie sich wieder neiget,
Mein Geist vor dir sich beuget
Mit innigster Anbetungspflicht.

2. Die Sonne, Mond und Sterne,
Was in der Näh und Ferne
Hier Schönes wird gesehn,
Was sich auf Erden reget,
Was Luft und Wasser heget,
Soll mit mir deine Macht erhöhn.

3. Mit den viel tausend Chören
Der Sel’gen, die dich ehren
Vor deinem Throne da,
Mit aller Engel Scharen
Will ich mein Liedlein paaren
Und singen mit: Halleluja!

4. Vor dich mit Ehrfurcht treten,
Dich loben, dich anbeten,
O, davon lebet man.
Wohl dem, den du erlesen,
Du seligmachend Wesen,
Dass er zu dir so nahen kann!

5. Die Zeit ist wie verschenket,
Drin man nicht dein gedenket,
Da hat man’s nirgend gut;
Weil du uns Herz und Leben
Allein für dich gegeben,
Das Herz allein in dir auch ruht.

6. Nun sich die Nacht geendet,
Mein Herz zu dir sich wendet
Und danket inniglich.
Dein holdes Angesichte
Zum Segen auf mich richte,
Erleuchte und entzünde mich!

7. Ich schließe mich aufs neue
In deine Vatertreue
Und Schutz und Herze ein.
Die fleischlichen Geschäfte
Und alle finstern Kräfte
Vertreibe durch dein Nahesein!

8. Dass du mich stets umgiebest,
Dass du mich herzlich liebest
Und rufst zu dir hinein,
Dass du vergnügst alleine,
So wesentlich, so reine,
Lass früh und spät mir wichtig sein!

9. Ein Tag, der sagt dem andern,
Mein Leben sei ein Wandern
Zur großen Ewigkeit;
O Ewigkeit, so schöne,
Mein Herz an dich gewöhne,
Mein Heim ist nicht in dieser Zeit!

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