Sachs, Hans – Der LVIII. Psalm

Ein gulden kleynot Dauids, hoch zuo singen.

WOlt ir dann nit reden eyn mal
das warhafft und gerechte,
Und richten nach geleicher wal,
jr menschen kinder sechte?
Ewr hertzen geent mit unrecht umb,
ewr hendt sind freuel umb und umb
Gantz nach gotloser arte.

Die gotlosen entpfrembden sich
von muter leyb als langen,
Die lügen reden irren sich,
jr wüten gleycht der schlangen,
Als die Atter zu stopfft jr or,
das sie des zaubrers stimm nit hör,
Der sie kan wol beschweren.

Got jr zeen in dem maul zerbrich,
herr, brich die backen zeene
Der jungen löwen schnelliglich,
so werden sie vergene
Wie wasser, dz fleüsset dahin!
mit jren pfeylen zilens jn,
Aber sie werden feylen.

Sie vergehen, wie ein schneck verschmacht,
wie ein unzeytig früchte
Eins weybes werden sie geacht,
die sunnen sehens nichte:
Ehe man ewr dorn spürt an dem strauch,
wirt sie der zorn weck reissen auch,
Weil sie sind frisch und junge.

Dann wirdt sich frewen der gerecht,
wenn Got solche rach thute,
Und wirt seinen ganck baden schlecht
in des gotlosen plute,
Das die leut werden sagen da:
der grecht wirdt sein geniessen ja,
Got ist Richter auff erden.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Schreibe einen Kommentar