Zwingli, Huldrych – Hilf, Herr Gott (Pestlied) – modernisiert

In. J.G. Vaters Jahrbuch der häuslichen Andacht und Erhebung des Herzens für das Jahr 1826. Halle in der Rengerschen Verlagsbuchhandlung“ hat Herr Superintendent Fulda dieses Gebetlied in die Sprachweise unsers Zeitalters übergetragen, wie folgt:

Bey Krankheits-Anfang

Herr! höre meine Worte,
Hilf mir in dieser Noth!
Es klopft an meine Pforte
Mit schwerer Hand der Tod.
Du, der du ihm im Streite
Die Macht genommen hast,
Steh, Christe, mir zur Seite,
Und lindre mir die Last!

Mein Vater! kannns geschehen,
So lasse mir dein Rath
Den Kelch vorübergehen,
Der mehr und mehr sich naht;
So zeuch mir aus der Wunde
Den Pfeil, der schmerzlich brennt
Und auch nicht Eine Stunde
Mir Ruh und Rast vergönnt!

Doch sollen meine Tage
Früh eilen hin zur Gruft,
So geh‘ ich ohne Klage,
Wohin dein Wink mich ruft.
Du willst dann dieser Erde
Früh meinen Geist entziehn,
Daß er nicht böser werde,
Nicht Fromme bös durch ihn.

Du bist ja, Herr, mein Schöpfer,
Und dein Geschöpf bin ich.
Zum Tone spricht der Töpfer
Bald: bleibe ganz! bald: brich!
Dir bleibt in frommer Stille
Mein Loos anheim gestellt;
Dein Wille sey mein Wille,
Thu mir, wie dirs gefällt!

Bey zunehmender Krankheit.

Trost, o mein Gott, such‘ ich bey dir!
Es mehren sich die Schmerzen;
Die Macht der Krankheit dringet mir
Mit Weh und Angst zum Herzen.
Drum, du mein Tröster, such‘ ich dich,
Und siehe: stärk, o stärke mich
Mit Trost aus Christi Wunden!

Ja, Heiland, deine Gegenwart
Kömmt hülfreich dem zu gute,
Der still im Glauben deiner hart
Mit festem Christenmuthe,
Auf dich allein die Hoffnung setzt,
Und klein um deinetwillen schätzt
Der Welt Gewinn und Schaden.

Mir ist die Zunge welk und stumm
Und jeder Sinn gebunden.
Ist denn mein Lauf hienieden um,
Die Lebensfrist entschwunden,
Dann, größer Kämpfer, ist es Zeit,
Daß du nun selber führst den Streit,
Den ich um dich begonnen.

Zwar seh ich wohl mit kühner Hand
Den Teufel auf mich dringen,
Und bin zu schwach zum Widerstand;
Doch solls ihm nicht gelingen.
Dieweil mein Glaube steif und fest
Sich, Herr, auf deine Macht verläßt,
So mag die Hölle wüthen!

In der Genesung

Gesund – durch deine Güte,
Mein Gott, werd‘ ich gesund!
Dich preise mein Gemüthe,
Laut singe dir mein Mund.
Ja, nun du mich empor
Gebracht zu längerm Leben,
Muß dich mein Geist erheben
Noch mehr, denn je zuvor.

Zwar, zog in seinen Banden
Der Tod mich jetzt von hier:
So hätt‘ ichs überstanden
Und wäre,Herr, bey dir.
Nun muß ich doch einmal
Aus diesem Leben scheiden,
Vielleicht nach herberm Leide,
Vielleicht mit gößrer Quaal.

Jedoch, es ist dein Wille:
Drum trag‘ ich freudig noch,
Dir treu und kindlich stille,
Des Pilgerlebens Joch,
Und führe fort den Streit;
Und du, o Herr der Welten,
Wirst droben mir vergelten
Mit Himmelsseligkeit.

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