Juda, Leo – All Morgen ist ganz frisch und neu

All Morgen ist ganz frisch und neu
Des Herren Gnad und große Treu.
Sie hat kein End den langen Tag,
Drauf sich jeder lassen 1) mag.

Doch sag du nicht:; Ei das ist gut,
So will ich haben Freud und Muth,
Und heut thun, was gelustet mich
Weil Gott so gut und gnadenreich.

Dann dieß zwar ein verkehrter Sinn,
Der billig gstraft mit großem Grimm,
Wolltst übel thun auf Gottes Güt,
Sein Geist dich allweg davor b’hüt.

Drum steht der Himmel Lichter voll,
Daß man zum Leben sehen soll,
Daß es mög schön und g’ordnet sein
Zu Ehren Gott, dem Schöpfer dein.

So hat der Leib der Augen G’sicht,
Daß er dadurch viel Guts ausricht,
Und seh auf Gott in allem Thain 2)
Und merk, wie ers so gnädig mein.

O Gott, du schöner Morgenstern,
Gib, was wir von deinr Lieb begehrn.
All deine Licht zünd in uns an,
Laß s’Herz an Gnad kein Mangel han.

Treib aus, o Licht, all Finsterniß,
Behüt uns, Herr, vor Aergerniß,
Vor Blindheit und vor aller Schand,
Und biet uns Tag und Nacht dein Hand.

Zu wandlen, als am lichten Tag,
Damit was sich immer zutrag,
Daß wir mögen im Glauben bston 3)
Und bleiben von dir unverlon 4).

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Klaiber, Karl Friedrich – Evangelische Volksbibliothek

1) verlassen
2) statt Tun
3) bestehen
4) unverlassen

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