Zum Sterben ich bereitet bin,
Mit Fried‘ und Freud‘ ich fahr‘ dahin,
Gen Himmel in mein Vaterland,
Zu dem, der meinen Bund verwandt!
Der du mein Bruder worden bist,
Nimm mich nun auf, Herr Jesu Christ,
Wie du dich in mein Fleisch verhüllt
und das Gesetz für mich erfüllt.
Du hast mich theu’r und hoch erkauft,
Auf dein Geheiß wurd‘ ich getauft;
Drum kann es auch nicht anders sein,
Herr Christ, ich bin und bleibe dein!
Wie, daß ihr Menschen dieser Zeit
Ob eurem Tod so furchtsam seid?
Ihr seht ihn so gar bitter an,
Daß nichts euch mehr erschrecken kann.
So oft man seines Namens denkt,
Wir euer Herz und Sinn gekränkt,
Und klopft er nur an eure Thür,
Der ganze Leib euch bebt dafür.
Wie übel sich ein Christ gleich stellt,
Wann er vom Tod‘ jetzt wird gefällt,
Liegt mit verkehrtem Angesicht,
So kommt’s doch von der Marter nicht:
Für Freudenzeichen nehmt es an,
Weil er sich jetzt nicht hemmen kann
Im Vorschmack seiner Seligkeit,
Die er erblicket allbereit.
Wohlan, mein Leid ist auch vollbracht,
Die Schuld bezahlt und gut gemacht,
Drum ich zum Tod‘ ganz willig bin,
Mit Fried‘ und Freud‘ ich fahr‘ dahin!
Müller – Bibliothek deutscher Dichter des siebzehnten Jahrhunderts