Arndt, Ernst Moritz – Weihnachtsfreude

Steh auf! die Sonn‘ ist aufgegangen,
Es scheint das Licht der Herrlichkeit
O Seele, klinge dein Verlangen,
Kling‘ hell herein die neue Zeit!
Laß heut die frohe Kunde schallen
Weit über’n Erdenball ringsum!
Erklinge, singe, künde allen
Der Menschheit Evangelium!

Dies ist das Licht, dies ist der Morgen,
Der Vorwelt dünner Dämmerschein,
Oft leuchtend auf und oft verborgen,
Nun scheint er hell zur Welt herein,
Das Liebesräthsel ew’ger Güte,
Der Frommen Hort, der Weisen Lust
Der Sehnsucht süße Rosenblüthe
Erblüht nun voll in jeder Brust.

Drum sollst du, frohe Liebe, klingen,
Daß alle Welt in Wonne sey,
Mit allen Himmelschören singen:
Ihr dunkle Menschen eilt herbei!
O eilet euch im Licht zu baden!
Der Glanz des Himmels strahlt herein,
Und jeder Jammer, jeder Schaden
Der Nacht soll weggeleuchtet seyn!

Kommt alle, die ihr lieft verloren
In freudenloser Finsterniß!
Denn Jesus Christus ist geboren,
Es scheint das lichte Heil gewiß.
O Liebesglanz! o Lebensmorgen!
O wunderbarer Gottesschein!
Weg Sünden, Schmerzen, Zweifel, Sorgen!
Denn Jesus Christ will unser seyn.

Martin Luther – Der Tag, der ist so freudenreich

von Luther überarbeitete Übersetzung eines lat. Weihnachtsgesanges des Adam von St. Victor im 12. Jahrhundert. 1524

1. Der Tag, der ist so freudenreich
aller Kreature;
Denn Gottes Sohn vom Himmelreich,
über die Nature,
Von einer Jungfrau ist geborn;
Maria, du bist auserkorn,
daß du Mutter wärest. –
Was geschah so wunderlich? –
Gottes Sohn vom Himmelreich,
der ist Mensch geborn.

2. Ein Kindelein so löbelich
ist uns geboren heute
Von einer Jungfrau säuberlich,
zu Trost uns armen Leuten.
Wär uns das Kindlein nicht geborn,
so wärn wir allzumal verlorn;
Das Heil ist unser aller.
Ei, du süßer Jesu Christ,
der du Mensch geboren bist,
behüt uns vor der Hölle.

Theophil Wurm – Advent 1946 mit den Internierten

Ausgelöscht ist alle Ferne,
Brüder in der Einsamkeit!
Aus dem Übermaß der Sterne
tritt der Stern, der uns befreit,
der den Hirten und den Weisen
gleichermaßen glüht und brennt
und, derweil die Sterne kreisen,
aller Menschen Mühsal kennt.

Ewig ist er aufgegangen,
ewig über Welt und Zeit.
Ewig tröstet er das Bangen,
Bruder, deiner Menschlichkeit.
Ewig leuchtet er dem Hoffen
Mitten in der Mitternacht.
Ewig ist der Himmel offen,
den die Liebe aufgemacht.

unbekannter Dichter – Seht, Gottes Gnade ist erschienen

Seht, Gottes Gnade ist erschienen,
Sein lieber Sohn ist Mensch gebor’n,
Des Heils kann Jeder sich bedienen,
Hier wird ersetzt, was war verlor’n.
Das Kind hat euch nun wiederbracht
Die Kindschaft, die euch selig macht.

Doch der für euch ist Mensch geboren,
Muß auch in euch geboren sein,
Sonst hilft’s euch nicht, daß er erkoren
Von Gott, zu helfen euch aus Pein,
Wohl dem, in dem dies Wunderkind
In rechter Art Gestalt gewinnt.

Wenn ihr denn wollt noch hier auf Erden
Für solche Lieb‘ Gott dankbar sein,
Müßt ihr auch neu geboren werden,
Sonst ist eu’r Dank nur Heuchelschein;
Wer seinem Gott will danken recht,
Der bleibe nicht der Sünden Knecht.

Drum kehret um, seid wie die Kinder,
Hinweg mit dem Hochmüthigsein!
Bedenket wohl, ihr armen Sünder,
Wie euch zu Gut‘ Gott selbst wird klein;
Ach folget diesem Beispiel nach,
Daß euch dies Kind recht nützen mag.

O Jesu, meiner Seelen Leben,
Belebe mich zu deiner Ehr‘,
Ich will dir nicht mehr widerstreben,
Dich lieb‘ ich über Alles sehr,
Ach laß mich immer willig sein,
Mein Herze dir zu räumen ein.

Gieb mir dein Herz! hast du befohlen,
Drum geb‘ ich’s dir zum Opfer hin,
Es ist dir zwar gar nicht verhohlen,
Wie weit es noch von deinem Sinn;
Du aber bist der rechte Mann,
Der Herz und Sinnen ändern kann.

So bilde denn dein schönes Wesen,
O JEsu, in mein armes Herz,
Das du dir selbst hast auserlesen,
Zünd‘ darin an die Glaubenskerz‘,
So wird vergeh’n die dunkle Nacht,
Die Adams Fall in’s Herz gebracht.

Die theure Lieb‘, die dich gezogen
Aus dem gestirneten Himmelssaal,
Die theure Lieb‘, die dich bewogen,
Zu kommen in das jammerthal,
Die ziehe mich von Allem ab,
Daß ich dir treu sei bis ins Grab.

So kann ich denn in jenem Leben
Mit Engeln und der frommen Schaar
Zu deinem Lob‘ die Stimm‘ erheben,
Ohn‘ Ende singen immerdar:
Ich danke dir, Herr Jesu Christ,
Daß du ein Mensch geboren bist.

Die alten lutherischen Kirchenlieder des neuen braunschweigischen Gesangbuches Neu-Erkerode bei Braunschweig Verlag der Buchhandlung der Idioten-Anstalt 1877

Heinrich Cornelius Hecker – Immanuel, der Herr, ist hier

Immanuel, der Herr, ist hier
Und nimmt mein Fleisch an sich;
Immanuel, ist Gott mit mir,
Wer ist dann wider mich?

2. Also hat Gott die Welt geliebt,
Daß er aus freiem Trieb
Den eingebornen Sohn uns gibt,
Wie hat er uns so lieb!

3. Was sein erbarmungsvoller Rat
Schon in der Ewigkeit
Von Jesu fest beschlossen hat,
Das tut er in der Zeit.

4. Im Fleische wird Gott offenbar;
Geheimniß, du bist groß!
Der in des Vaters Schoße war,
Den trägt der Mutter Schoß.

5. Der Schöpfer wird die Creatur,
Der Ewige wird jung;
Jedoch nach seiner Menschheit nur
In der ERniedrigung.

6. Er, unser Heil und höchstes Gut,
Der alle segnen kann,
Nimmt wie die Kinder Fleisch und Blut,
Doch ohne Sünde an.

7. Du wunderbarer Gottmensch wirst
Auch mir Rat, Kraft und Held,
Mein Retter und mein Friedefürst,
Du Heiland aller Welt.

(Andere Quelle:
Du wunderbarer Gottmensch wirst
Mein Rath und Kraft und Held,
Mein Vater und mein Friedefürst,
Du Heiland aller Welt.)

8. Ich war im Fleisch ein Sündenknecht,
Auch so zur Welt gebracht;
Du aber bringst das Kindschaftsrecht
Uns hast mich losgemacht.

9. Was mir zum Seligsein gebricht,
Das, Herr, erwarbst du mir;
Versöhnung, Leben, Trost und Licht,
Das hab ich nun an dir.

10. Dein Mangel wird mein reiches Teil,
Dein Leiden stillt mein Leid,
Durch deine Knechtsgestalt, mein Heil,
Gewinn ich Herrlichkeit.

(andere Quelle:
Dein Mangel ist mein reiches Theil,
Die Windeln sind mein Kleid,
Die Knechtsgestalt bringt mir mein Heil,
Dein Leiden stillt mein Leid.)

11. Gelobt sei Gott, gelobt sein Sohn
In dieser Freudenzeit;
Lobt, Engel, ihn vor seinem Thron;
Erheb ihn, Christenheit.

(andere Quelle:
So sei Gott Ehr‘ und Lob gebracht
Und Frieden dieser Welt,
Weil Gott das Fleisch gerecht gemacht,
Daß es ihm wohlgefällt.)

12. Immanuel! der Herr ist da,
So lob‘ ihn, meine Seel‘!
Immanuel! Hallelujah,
Gott Lob, Immanuel!

 

Quelle: Hymns of the 1912 Lutheran Hymnal for Church, School and Home Evangelical Lutheran Synod of Wisconsin and other States
andere Quelle: Die alten lutherischen Kirchenlieder des neuen braunschweigischen Gesangbuches Neu-Erkerode bei Braunschweig Verlag der Buchhandlung der Idioten-Anstalt 1877

Gerhardt, Paul – Kommt und laßt uns Christum ehren

Kommt und laßt uns Christum ehren,
Herz und Sinnen zu ihm kehren;
singet fröhlich, laßt euch hören,
wertes Volk der Christenheit.

Sünd und Hölle mag sich grämen,
Tod und Teufel mag sich schämen;
wir, die unser Heil annehmen,
werfen allen Kummer hin.

Sehet, was hat Gott gegeben!
Seinen Sohn zum ewgen Leben,
Dieser kann und will uns heben
aus dem Leid ins Himmels Freud.

Seine Seel ist uns gewogen,
Lieb und Gunst hat ihn gezogen,
uns, die Satanas betrogen,
zu besuchen aus der Höh.

Jakobs Stern ist aufgegangen,
stillt das sehnliche Verlangen,
bricht den Kopf der alten Schlangen
und zerstört der Höllen Reich.

Unser Kerker, da wir saßen
und mit Sorgen ohne Maßen
Uns das Herze selbst abfraßen,
Ist entzwei und wir sind frei.

O du hochgesegnte  Stunde,
da wir das von Herzensgrunde
glauben und mit unserm Munde
danken dir, o Jesulein!

Schönstes Kindlein in dem Stalle,
sei uns freundlich, bring uns alle
dahin, da mit süßem Schalle
dich der Engel Heer erhöht.

Gerhardt, Paul – Schaut, schaut, was ist für Wunder bar

1. Schaut, schaut, was ist für Wunder dar?
Die schwarze Nacht wird hell und klar,
Ein großes Licht bricht jetzt herein,
Ihm weichet aller Sternen Schein.

2. Es ist ein rechtes Wunderlicht
Und gar die alte Sonne nicht,
Weils wider die Natur die Nacht
Zu einem hellen Tage macht.

3. Was wird hierdurch uns zeigen an,
Der die Natur so ändern kann?
Es muß ein großes Werk geschehn,
Wie wir aus solchen Zeichen sehn.

4. Sollt auch erscheinen dieser Zeit
Die Sonne der Gerechtigkeit,
Der helle Stern aus Jakobs Stamm,
Der Heiden Licht, des Weibes Sam?

5. Es ist also. Des Himmels Heer,
Das bringt uns jetzt die Freudenmähr,
Wie sich nunmehr hat eingestellt
Zu Bethlehem das Heil der Welt.

6. O Gütigkeit, was lange Jahr
Sich hat der frommen Väter Schar
Gewünscht und sehnlich oft begehrt,
Des werden wir von Gott gewährt.

7. Drum auf, ihr Menschenkinder, auf,
Auf, auf und nehmet euren Lauf
Mit mir hin zu der Stell und Ort,
Davon gemeldt der Engel Wort.

8. Schaut hin, dort liegt im finstern Stall,
Des Herrschaft gehet überall,
Da Speise vormals sucht ein Kind,
Da ruhet jetzt der Jungfrau Kind.

9. O Menschenkind, betracht es recht,
Und strauchle nicht, dieweil so schlecht,
So elend scheint dies Kindelein,
Es ist und soll auch groß uns sein.

10. Es wird im Fleisch hier vorgestellt,
Der alles schuf und noch erhält,
Das Wort, so bald im Anfang war
Bei Gott, selbst Gott, das lieget dar.

11. Es ist der eingeborne Sohn
Des Vaters, unser Gnadenthron,
Das A und O, der große Gott,
Der Siegesfürst, Herr Zebaoth.

12. Denn weil die Zeit nunmehr erfüllt,
Da Gottes Zorn muß sein gestillt,
Wird sein Sohn Mensch, trägt unsre Schuld,
Wirbt uns durch sein Blut Gottes Huld.

13. Dies ist die rechte Freudenzeit,
Weg Trauern, weg, weg alles Leid.
Trotz dem, der ferner uns verhöhnt,
Gott selbst ist Mensch, wir sind versöhnt.

14. Der Sündenbüßer ist nun hier,
Den Schlangentreter haben wir,
Der Höllen Pest, des Todes Gift,
Des Lebens Fürst man hier antrifft.

15. Es hat mit uns nun keine Not,
Weil Sünde, Teufel, Höll und Tod
Zu Spott und Schanden sind gemacht
In dieser großen Wundernacht.

16. O selig, selig alle Welt,
Die sich an dieses Kindlein hält.
Wohl dem, der dieses recht erkennt
Und gläubig seinen Heiland nennt.

17. Es danke Gott, wer danken kann,
Der unser sich so hoch nimmt an
Und sendet aus des Himmels Thron
Uns, seinen Feinden, seinen Sohn.

18. Drum stimmt an mit der Engel Heer:
Gott in der Höhe sei nun Ehr,
Auf Erden Friede jederzeit,
Den Menschen Wonn und Fröhlichkeit.

Gerhardt, Paul – Ich steh an deiner Krippen hier

Ich steh an deiner Krippen hier,
O Jesus, du mein Leben,
Ich komme, bring und schenke dir,
Was du mir hast gegeben.
Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn,
Herz, Seel und Mut, nimm alles hin
Und laß dirs wohl gefallen.

Du hast mit deiner Lieb erfüllt
Mein Adern und Geblüte
Dein schöner Glanz, dein süßes Bild
Liegt mir ganz im Gemüte.
Und wie mag es auch anders sein:
Wie könnt ich dich, mein Herzelein,
Aus meinem Herzen lassen.

Da ich noch nicht geboren war,
Da bist du mir geboren
Und hast mir dir zu eigen gar,
Eh ich dich kannt, erkoren.
Eh ich noch war ans Licht gebracht,
Da hat dein Herze schon bedacht,
Wie du mein wolltest werden.

Ich lag in tiefster Todesnacht,
Du wurdest meine Sonne,
Die Sonne, die mir zugebracht
Licht, Leben, Freud und Wonne.
O Sonne, die das werte Licht
Des Glaubens in mir zugericht’t,
Wie schön sind deine Strahlen!

Ich sehe dich mit Freuden an
Und kann nicht satt mich sehen;
Und weil ich nun nichts weiter kann,
Bleib ich bewundernd stehen.
O daß mein Sinn ein Abgrund wär,
Und meine Seel ein weites Meer,
Daß ich dich möchte fassen!

Vergönne mir, o Jesulein,
Daß ich dein Mündlein küsse,
Das Mündlein, das den süßen Wein,
Auch Milch und Honigflüsse
Weit übertrifft in seiner Kraft;
Es ist voll Labsal, Stärk und Saft,
Der Mark und Bein erquicket.

Wenn oft mein Herz im Leibe weint
Und keinen Trost kann finden,
Da ruft mir’s zu:
Ich bin dein Freund,
Ein Tilger deiner Sünden!
Was trauerst du, mein Brüderlein?
Du sollst ja guter Dinge sein,
Ich zahle deine Schulden.

Wer ist der Meister, der allhier
Nach Würdigkeit ausstreichet
Die Händlein, so dies Kindlein mir
Anlachende zureichet?
Der Schnee ist hell, die Milch ist weiß,
Verlieren doch bei ihren Preis,
Wann diese Händlein blicken.

Wo nehm ich Weisheit und Verstand,
Mit Lobe zu erhöhen
Die Äuglein, die so unverwandt
Nach mir gerichtet stehen?
Der volle Mond ist schön und klar,
Schön ist der güldnen Sterne Schar,
Dies‘ Äuglein sind viel schöner.

O daß doch ein so lieber Stern
Soll in der Krippen liegen!
Für edle Kinder großer Herrn
Gehören güldne Wiegen.
Ach, Heu und Stroh ist viel zu schlecht
Samt, Seide, Purpur wären recht,
Dies Kindlein drauf zu legen.

Nehmt weg das Stroh, nehmt weg das Heu,
Ich will mir Blumen holen,
Daß meines Heilands Lager sei
Auf lieblichen Violen.
Mit Rosen, Nelken, Rosmarin
Aus schönen Gärten will ich ihn
Von obenher bestreuen.

Zur Seiten will ich hier und dar
Viel weißer Lilien stecken,
Die sollen seiner Äuglein Paar
Im Schlafe sanft bedecken.
Doch lieb viel mehr das dürre Gras
Dies Kindelein, als alles das,
Was ich hier nenn und denke.

Du fragest nicht nach Lust der Welt
noch nach des Leibes Freuden;
du hast dich bei uns eingestellt,
an unsrer Statt zu leiden,
suchst meiner Seele Herrlichkeit
durch dein selbsteignes Herzeleid;
das will ich dir nicht wehren.

Eins aber, hoff ich, wirst du mir,
mein Heiland, nicht versagen,
daß ich dich möge für und für
in meinem Herzen tragen.
So laß mich deine Wohnung sein,
komm, komm und kehre bei mir ein
mit allen deinen Freuden.

Zwar sollt ich denken, wie gering
Ich dich bewirten werde,
Du bist der Schöpfer aller Ding,
Ich bin nur Staub und Erde.
Doch bist du so ein frommer Gast,
Daß du noch nie verschmähet hast
Den, der dich gerne siehet.

Gerhardt, Paul – Fröhlich soll mein Herze springen

Fröhlich soll mein Herze springen
dieser Zeit,
da vor Freud
alle Engel singen.
Hört, hört, wie mit vollen Chören
alle Luft
jauchzt und ruft:
Christus ist geboren!

Heute geht aus seiner Kammer
Gottes Held,
der die Welt
reißt aus allem Jammer.
Gott wird Mensch dir, Mensch, zu gute;
Gottes Kind
das verbindt
sich mit unserm Blute.

Sollt uns Gott nun können hassen,
der uns gibt,
was er liebt
über alle Maßen?
Gott gibt, unserm Leid zu wehren,
seinen Sohn
aus dem Thron
seiner Macht und Ehren.

Sollte von uns sein gekehret,
der sein Reich
und zugleich
sich selbst uns verehret?
Sollt uns Gottes Sohn nicht lieben
der jetzt kömmt,
von uns nimmt,
was uns will betrüben?

Hätte für der Menschen Orden
unser Heil
einen Greul,
wär er nicht Mensch worden;
hätt er Lust zu unserm Schaden,
ei, so würd
unsre Bürd
er nicht auf sich laden.

Er nimmt auf sich, was auf Erden
wir getan,
gibt sich an,
unser Lamm zu werden,
unser Lamm, das für uns stirbet
und bei Gott
für den Tod
Gnad und Fried erwirbet.

Nun er liegt in seiner Krippen,
ruft zu sich
mich und dich,
spricht mit süßen Lippen:
lasset fahren, liebe Brüder,
was euch quält,
was euch fehlt;
ich bring alles wieder.

Ei so kommt und laßt uns laufen;
stellt euch ein,
groß und klein,
kommt mit großen Haufen!
Liebt den, der vor Liebe brennet,
schaut den Stern,
der uns gern
Licht und Labsal gönnet.

Die ihr schwebt in großem Leiden,
sehet, hier
ist die Tür
zu den wahren Freuden.
Faßt ihn wohl, er wird euch führen
an den Ort,
da hinfort
euch kein Kreuz wird rühren.

Wer sich findt beschwert im Herzen,
wer empfindt
seine Sünd
und Gewissensschmerzen,
sei getrost, hier wird gefunden,
der in Eil
machet heil
auch die tiefsten Wunden.

Die ihr arm seid und elende,
kommt herbei,
füllet frei
eures Glaubens Hände.
Hier sind alle guten Gaben
und das Gold,
da ihr sollt
euer Herz mit laben.

Süßes Heil, laß dich umfangen,
laß mich dir,
meine Zier,
unverrückt anhangen.
Du bist meines Lebens Leben;
nun kann ich
mich durch dich
wohl zufrieden geben.

Meine Schuld kann mich nicht drücken,
denn du hast
meine Last
all auf deinem Rücken.
Kein Fleck ist an mir zu finden,
ich bin gar
rein und klar
aller meiner Sünden.

Ich bin rein um deinetwillen,
du gibst gnug
Ehr und Schmuck,
mich darein zu hüllen.
Ich will dich ins Herze schließen;
O mein Ruhm.
Edle Blum,
laß dich recht genießen.

Ich will dich mit Fleiß bewahren;
ich will dir
leben hier
und mit dir heimfahren.
Mit dir will ich endlich schweben
voller Freud
ohne Zeit
dort im andern Leben.

Hefentreger, Johannes – Der Joseph gebessert durch Joannem Trypophorum

Die welt yn großem weh vnd klag,
Ym ewigen tod gefangen lag.
Ein strenger zorn war außgebreit,
Die seligkeit war gantz verlorn auff erden.
Da schencket vns Got von Hymels thron
Seyn eynygen sohn,
Das kyndeleyn fron,
Das vns hat den hymel widder aufgethan.
Eia, Eia,
Geboren ist vns der heilant von Maria.

So vns dann gegeben ist
Emanuel, das kyndeleyn Christ,
Wer fochtet, daß seyn ewiges reich
Myt ihm zugleich
Zu vns nicht solte kommen?
Dan so wyr got versonet seyn,
Da wyr noch feynd.
Gewesen synt,
Solt er vns dan nu nicht lieben?
Wyr synt frund.
Eia, Eia,
Geboren ist vns der heilant von Maria.

Nach Jacobs wort der Juden kron
Von Juda stam hat abgelan,
Sanct Daniel des heren knecht
Hat lang berecht
Die siebentzich jarwochen.
Wie lang wiltu betrogen seyn
Mit falschem scheyn,
Jerusalem, yn der krippe dein konnig erscheynt
Zu Bethlehem.
Eia, Eia,
Geboren ist vns der heilant von Maria.

 

Waldeckische Reformationsgeschichte
von
D. Victor Schultze,
Professor an der Universität Greifswald
Leipzig.
A. Deichert’sche Verlagsbuchh. Nachf.
(Georg Böhme)
1903