Luther, Martin – Mit Fried und Freud

Der Lobgesang Simeonis, des Altvaters: Nunc dimittis

1. Mit Fried und Freud ich fahr dahin
In Gottes Wille,
Getrost ist mir mein Herz und Sinn,
Sanft und stille.
Wie Gott mir verheißen hat,
Der Tod ist mein Schlaf worden.

2. Das macht Christus, wahr Gottes Sohn,
Der treu Heiland,
Den du mich, Herr, hast sehen lon
Und macht bekannt,
Daß er sei das Leben
Und Heil in Not und Sterben.

3. Den du hast allen vorgestellt
Mit groß Gnaden,
Zu seinem Reich die ganze Welt
Heißen laden
Durch dein teur heilsams Wort,
An allen Ort erschollen.

4. Er ist das hell und selig Licht
Für die Heiden,
Zurleuchten, die dich kennen nicht,
Und zu weiden.
Es ist deins Volks Israel
Der Preis, Ehr, Freud und Wonne.

Anglicus, Johannes – Das lobgesang Simeonis Nunc dimittis etc. Luce. II.

1. In friden dein, o Herre mein,
wolst mich nun rugen lassen!
Als mir ward bscheyd von dir geseyt,
so hast mich yetzt begossen,
Das mein gesicht mit freuden spricht,
den heyland habs gesehen!

2. Eyn werden gast beretet hast,
vor allen völckern große.
Der heyden gesicht im liecht bericht,
macht sie glaubens gnossen,
Eyn lob und ehr groß durch dich, o herr,
würt Israhel deim volcke!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Alber, Erasmus – Der Lobgesang Symeons.

(Kirchengesäng, Franckfurt am MAyn M.D.LXX, in 8°, Blatt 158.)

GElobet sey der Herr, der Gott
Israel, der in dieser not
Sein völcklein, das da war verflucht,
mit gnaden hat daheim gesucht
Und uns erlöst vom ewigen zorn,
und auffgericht ein heilsams horn
in seines diensers Dauids hauß!
es war sonst ewig mit uns auß.

Solch uberschwenglich groß genad
kompt uns nit her aus unserm rath,
Sie ist vorzeiten worden kundt
durch seinr heilgen Propheten mund,
Durch welche Gott verheissen hat,
er wöll von sünden, hell und tod
und allen feinden gnediglich
sein volck erlösen ewiglich.

Es ist eytel barmhertzigkeyt,
die Gott in unserm hertzenleid
Erzeigt und denckt an seinen bund,
wie er mit seinem heilgen mund
Ein eyd vorzeiten hat geschworn,
eim Man, den er hat außerkorn,
unserm Vatter, dem Abraham:
das heyl kompt uns auß seinem stamm.

Got seines hertzen grund auffschloß,
da er ansah das elend groß,
Darinn die welt gefangen lag
und hat vom teuffel ewig plag!
Ach lieber Gott in ewigkeyt,
wie groß war dein barmhertzigkeyt,
da du verhießt die ewig kron
durch deinen eingebornen Son!

Dieweil wir nun erlöset sein
von sünden, tod und ewigr pein,
So sollen wir uns förchten nicht
fürm teuffel: er ist schon gericht.
Gott wil nun unser vatter sein,
dem wöllen wir auch dienen allein,
weil wir leben in dieser welt,
mit solchem dienst, der ihm gefelt.

Und du, mein liebes kindelein,
wirst ein Prophet des höchten sein!
Du wirst von unserm lieben Herrn
verkündigen von hertzen gern
Und seinen weg bereyten wol,
daß jederman sein warten sol,
du wirst das volck erkennen lern
das ewig heil, Christ unsern Herrn.

Das wird die leer sein, das man künd
vergebung haben aller sünd
Durch hertzliche barmhertzigkeyt
unsers Gottes in ewigkeyt.
Das ist ein uberschwenglich gab,
die kompt uns auß der höh herab,
die Gottheyt Christi leucht herein,
gleich wie der sonnen auffgang fein.

Er ist allein des Vatters glantz,
der unser hertz erleuchtet gantz,
Er hat uns durch sein grosse macht
errettet von der finster nacht,
Darinn wir sassen alle sampt
vom Satan ewiglich verdampt,
daß unser füß auffrichtig stehn
und auff dem weg des fridens gehn.

Du heilige Dreyfaltigkeyt,
dein ausserwelte Christenheyt
Kan nicht genug von loben dich,
daß du, ihr vatter gnediglich,
Dein eingen Sohn gegeben hast,
der sie vom Teuffel hat erlößt,
und auch dein heilgen Geyst gesend,
dardurch sie deinen Sohn erkent.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer