Rist, Johann – O Ewigkeit, du Donner-Wort

O Ewigkeit, du Donner-Wort,
O Schwert, das durch die Seele bohrt,
O Anfang sonder Ende!
Ich weiß für großer Traurigkeit
nicht, wo ich hin mich wende.
Mein ganz erschrocknes Herz erbebt,
daß mir die Zung am Gaumen klebt.

Kein Unglück ist in aller Welt
das endlich mit der Zeit nicht fällt,
und ganz wird aufgehoben;
Die Ewigkeit hat nur kein Ziel,
sie treibet fort und fort ihr Spiel,
läßt nimmer ab zu toben;
ja, wie mein Heiland selber spricht,
aus ihr ist kein Erlösung nicht.

O Ewigkeit, du machst mir bang;
O ewig, ewig ist zu lang,
hie gilt fürwahr kein Scherzen.
Drum, wenn ich diese lange Nacht
zusammt der großen Pein betracht,
Erschreck ich recht von Herzen.
Nichts ist zu finden weit und breit
so schrecklich als die Ewigkeit.

Was acht ich Wasser, Feur und Schwert!
Dies alles ist kaum nennens wert,
es kann nicht lange dauren.
Was wär es, wenn gleich ein Tyrann,
der funfzig Jahr kaum leben kann,
mich endlich ließ vermauren!
Gefängnis, Marter, Angst und Pein,
die können ja nicht ewig sein.

Wenn der Verdammten große Qual
so manches Jahr, als an der Zahl
hie Menschen sich ernähren,
als manchen Stern der Himmel hegt,
als manches Laub die Erde trägt,
noch endlich sollte währen,
so wäre doch der Pein zuletzt
ihr recht bestimmtes Ziel gesetzt.

Liegt einer krank und ruhet gleich
im Bette, das von Golde reich
ist königlich gezieret,
so hasset er doch solchen Pracht
auch so, daß er die ganze Nacht
ein kläglichs Leben führet.
Er zählet aller Glocken Schlag
und seufzet nach dem lieben Tag.

Ach was ist das? Der Höllen Pein
wird nicht wie Leibes Krankheit sein
und mit der Zeit sich enden.
Es wird sich der Verdammten Schar
Im Feur und Schwefel immerdar
mit Zorn und Grimm umwenden,
und dies ihr unbegreiflichs Leid
soll währen bis in Ewigkeit.

So lang ein Gott im Himmel lebt
und über alle Wolken schwebt,
wird solche Marter währen.
Es wird sie plagen Kält und Hitz
Angst, Hunger, Schrecken, Feur und Blitz
und sie doch nie verzehren.
Dann wird sich enden diese Pein,
wenn Gott nicht mehr wird ewig sein.

Wach auf, o Mensch, vom Sündenschlaf,
ermuntre dich, verlornes Schaf,
und bessre bald dein Leben!
Wach auf, es ist doch hohe Zeit,
es kommt heran die Ewigkeit,
dir deinen Lohn zu geben.
Vielleicht ist heut der letzte Tag;
wer weiß noch, wie man sterben mag!

O Ewigkeit, du Donner-Wort,
O Schwert, das durch die Seele bohrt,
O Anfang sonder Ende!
O Ewigkeit, Zeit ohne Zeit!
Ich weiß für großer Traurigkeit
nicht, wo ich mich hinwende.
Nimm du mich, wenn es dir gefällt,
Herr Jesu, in dein Freuden-Zelt!

Rist, Johann – O Traurigkeit

1. O Traurigkeit,
O Herzeleid!
Ist das nicht zu beklagen?
Gott des Vaters einig Kind
Wird ins Grab getragen.

2. O große Not!
Gott selbst ist tot,
Am Kreuz ist er gestorben,
Hat dadurch das Himmelreich
Uns aus Lieb‘ erworben.

3. O Menschenkind,
Nur deine Sünd‘
Hat dieses angerichtet,
Da du durch die Missetat
Warest ganz vernichtet.

4. Dein Bräutigam,
Das Gotteslamm,
Liegt hier mit Blut beflossen,
Welches er ganz mildiglich
Hat für dich vergossen.

5. O süßer Mund,
O Glaubensgrund,
Wie bist du doch zerschlagen!
Alles, was auf Erden lebt,
Muß dich ja beklagen.

6. O lieblich Bild,
Schön zart und mild,
Du Söhnlein der Jungfrauen,
Niemand kann dein heisses Blut
Sonder Reu‘ anschauen.

7. O selig ist
Zu aller Frist,
Der dieses recht bedenket,
Wie der Herr der Herrlichkeit
Wird ins Grab gesenket!

8. O Jesu, du
Mein‘ Hilf‘ und Ruh‘,
Ich bitte dich mit Tränen:
Hilf, daß ich mich bis ins Grab
Nach dir möge sehnen!

Rist, Johann – Du Lebensbrot, Herr Jesu Christ

1. Du Lebensbrot, Herr Jesu Christ,
Mag dich ein Sünder haben,
Der nach dem Himmel hungrig ist
Und sich mit dir will laben,
So bitt‘ ich dich demütiglich,
Du wollest so bereiten mich,
Daß ich recht würdig werde.

2. Auf grüner Aue wollest du
Mich diesen Tag, Herr, leiten,
Den frischen Wassern führen zu,
Den Tisch für mich bereiten.
Ach, ich bin sündlich, matt und krank,
Laß, Herr, mich deinen Gnadentrank
Aus deinem Becher schmecken!

3. Du angenehmes Himmelsbrot,
Du wollest mir verziehen,
Daß ich in meiner Seelennot
Zu dir muß kläglich schreien;
Dein Glaubensrock bedecke mich,
Auf daß ich möge würdiglich
An deiner Tafel sitzen!

4. Tilg allen Haß und Bitterkeit,
O Herr, aus meinem Herzen,
Laß mich die Sünd‘ in dieser Zeit
Bereuen ja mit Schmerzen;
Du heissgebratnes Osterlamm,
Du meiner Seele Bräutigam,
Laß mich dich recht geniessen!

5. Zwar ich bin deiner Gunst nicht wert,
Als der ich jetzt erscheine
Mit Sünden allzuviel beschwert,
Die schmerzlich ich beweine.
In solcher Trübsal tröstet mich,
Herr Jesu, daß du gnädiglich
Der Sünder dich erbarmest.

6. Ich bin ein Mensch, krank von der Sünd‘,
Laß deine Hand mich heilen!
Erleuchte mich, denn ich bin blind;
Du kannst mir Gnad‘ erteilen.
Ich bin verdammt, erbarme dich;
Ich bin verloren, suche mich
Und hilf aus lauter Gnaden!

7. Mein Bräutigam, komm her zu mir
Und wohn in meiner Seelen;
Laß mich dich küßen für und für
Und mich mit dier vermählen!
Ach, laß doch deine Süßigkeit
Für meine Seele sein bereit
Und stille ihren Jammer!

8. Du Lebensbrot, Herr Jesu Christ,
Komm selbst, dich mir zu schenken!
O Blut, das du vergossen bist,
Komm eiligst, mich zu tränken!
Ich bleib‘ in dir und du in mir,
Drum wirst du, meiner Selle Zier,
Auch mich dort auferwecken.

Ringwaldt, Bartholomäus – Der 51. Psalm.

Im Ton: Durch Adams Fall ist ganz verderbt.

Ach Gott, erbarm dich über mich
Von wegen deines Namens,
Nicht auf mein Uebertretung sich,
Gedenk des reinen Samens,
Der als ein Held In diese Welt
Wahr Gott und Mensch erschienen,
Daß er uns dir In Knechtes Zier
Vollkommen möcht versühnen.

Von wegen des Verdienstes sein
Vergib mir meine Sünde,
Und mich von aller Angst und Pein
Gnädiglich entbinde,
Damit ich bin In meinem Sinn
Des Gwissens halb umgeben,
Welchs traurig ist, Mich nagt und frißt
Und kränkt mir Leib und Leben.

Sieh, ich bekenn mein Missethat
Und acht mich gar verloren;
Denn mich in Sünd mein Mutter hat
Empfangen und geboren,
Und bin ein Kind In Sünden blind,
Zum Guten gar ersterbet
Und überall Durch Adams Fall
An Leib und Seel verderbet.

Wenn du nun wolltst mit deinem Knecht
Nach seim Verdienst geberen,
So gschäh mir armen Sünder recht,
Ich könnt michs nicht erwehren,
Weiß aber wol, Daß man dir soll
In Sündennoth getrauen
Und alle Frist Auf Jesum Christ,
Den Schlangentreter, schauen.

In diesem mir auch gnädig sei,
Wasch mich mit seinem Blute,
Auf daß ich wieder frisch und frei
Erwach nach meinem Muthe
Und in Geberd Erfreuet werd,
Der ich war fast verkommen,
Weil du nun hast Der Sünden Last
Gänzlich von mir genommen.

So laß mich nun im Gnadenlicht
Dein Vaterherz erfinden;
Verbirg dein helles Angesicht
Von meinen groben Sünden
Und mach mir rein Das Herze mein
Durch deinen Geist von oben,
In welchem ich Mög stetiglich
Dich preisen, ehrn und loben.

Ich will die armen Sünder lehrn,
Daß sie nach meim Exempel
Sich solln von Sündn zu dir bekehrn
Und gehn in deinen Tempel
Und sich da auch Nach Himmelsbrauch
Von Sünd lan absolviren
Durch deinen Sohn, Der Gnaden Thron,
In dem wir jubiliren.

Herr, thu mir meine Lippen auf,
Dein Ruhm zu offenbaren,
Damit im Geist der arme Hauf
Dein Gnad auch möcht erfahren,
An welchem du Hast immerzu
Die beste Freud im Herzen
Und nimmest gern, Wenn sies begehrn,
Von ihnen all ihr Schmerzen

Welchs denn dein liebstes Opfer ist
Unter den Opfern allen,
Und thut dir nichts zu keiner Frist
So herzlich wolgefallen,
Als wenn man dir Mit Herzensgier
All Missethat erkläret
Und ohne Schein Im Glauben rein
Genad von dir begehret.

Geuß auf dein Volk des Himmels Thau,
Thu ihnen Hülf beweisen,
Auf daß dein Kirch, im rechten Bau
Erhalten, dich möcht preisen
Und dir so wol Mit Freuden voll,
Ein schönes Liedlein singe,
Und allezeit In G’rechtigkeit
Das recht Dankopfer bringe.

Wendebourg – Bartholomäus Ringwaldt’s geistliche Lieder

Reissner, Adam – Nach dem Essen.

Psalmus 104. Benedic anima mea Domino.

O Mein seel, Gott den Herren lob,
der mit gezierd hoch leuchtet!
Sein herrligkeit schwebt ewig ob,
sein güt die erd befeuchtet,
Das sie bringt frucht auff berg und thal,
kraut, korn und anders uberal,
zu dienst dem viech und menschen.

Du lesst das brot, Herr, uns zu gut
auffwachsen von der erden,
Den wein, der frölich macht den mut,
das öl lesst uns auch werden;
Dein wunderwerck sind gros und viel,
dein reiche gaben han kein ziel,
die alle erd erfüllen.

All creatur wart auff dich hie,
das du jr gebst jr speise,
Denn gibstu jr, so nimet sie,
thustu jr dein hand weisen,
So werden sie mit gütern sat,
dagegen auch krafftlos und matt,
wenn du dein gnad verbirgest.

Wenn du jnen den geist entwendst,
zu staub sie wieder werden;
Alls lebt, wenn du deinn Geist aussendst,
und wird vernewt die erden.
Den Herren all mein lebenlang
wil loben ich mit meim gestan
und singen Haleluja.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Rist, Johann – Man lobt dich in der Stille

1. Man lobt dich in der Stille,
du hocherhabner Zionsgott;
des Rühmens ist die Fülle
vor dir, o Herre Zebaoth.
Du bist doch, Herr, auf Erden
der Frommen Zuversicht,
in Trübsal und Beschwerden
läßt du die Deinen nicht.
Drum soll dich stündlich ehren
mein Mund vor jedermann
und deinen Ruhm vermehren,
solang er lallen kann.

2. Es müssen, Herr, sich freuen
von ganzer Seel und jauchzen hell,
die unaufhörlich schreien:
»Gelobt sei der Gott Israel‘!«
Sein Name sei gepriesen,
der große Wunder tut
und der auch mir erwiesen
das, was mir nütz und gut.
Nun, dies ist meine Freude,
zu hangen fest an dir,
daß nichts von dir mich scheide,
solang ich lebe hier.

3. Herr, du hast deinen Namen
sehr herrlich in der Welt gemacht;
denn als die Schwachen kamen,
hast du gar bald an sie gedacht.
Du hast mir Gnad erzeiget;
nun, wie vergelt ich’s dir?
Ach bleibe mir geneiget,
so will ich für und für
den Kelch des Heils erheben[a]
und preisen weit und breit
dich hier, mein Gott, im Leben
und dort in Ewigkeit.

Rist, Johann – Hilf, Herr Jesu, laß gelingen

1. Hilf, Herr Jesu, laß gelingen,
Hilf, das neue Jahr geht an!
Laß es neue Kräfte bringen,
Daß aufs neu‘ ich wandeln kann!
Neues Heil und neues Leben
Wollest du aus Gnaden geben.

2. Meine Worte, meine Taten,
Was ich treibe fort und fort,
Müße seliglich geraten,
Herr, durch dein lebendig Wort!
Laß mich deinen Geist erfüllen,
Zu vollbringen deinen Willen!

3. Laß dies sein ein Jahr der Gnaden;
Herr, vergib mir meine Schuld;
Was der Seele möchte schaden,
Wende ab nach deiner Huld,
Laß mich wachen, beten, ringen
Und durch dich die Welt bezwingen.

4. Herr, du wollest Gnade geben,
Daß dies Jahr mir heilig sei,
Daß ich christlich könne leben
Ohne Trug und Heuchelei;
Daß dein Pilger noch auf Erden
Möge dir geheiligt werden.

5. Jesu, lenke mein Beginnen
Immerdar nach deinem Sinn!
Jesu, führe all mein Sinnen
Auf die Ewigkeiten hin;
Laß Begierden und Gedanken
Nie von dir ins Ferne wanken!

6. Jesu, laß mich fröhlich enden
Dieses angefangne Jahr;
Trage mich auf deinen Händen,
Halte bei mir in Gefahr.
Freudig will ich dich umfassen,
Wenn ich soll die Welt verlassen!

Rist, Johann – Ermuntre dich, mein schwacher Geist

Ermuntre dich, mein schwacher Geist,
Und trage groß Verlangen,
Ein kleines Kind, das Vater heißt,
Mit Freuden zu empfangen.
Dies ist die Nacht, darin es kam
Und menschlich Wesen an sich nahm,
Dadurch die Welt mit Treuen
Als seine Braut zu freien.

2. Willkommen, süßer Bräutigam,
Du König aller Ehren,
Willkommen, Jesu, Gottes Lamm.
Ich will dein Lob vermehren,
Ich will dir all mein lebenlang
Von Herzen sagen Preis und Dank,
Daß du, da wir verloren,
Für uns bist Mensch geboren.

3. O großer Gott, wie konnt es sein,
Dein Himmelreich zu lassen,
Zu springen in die Welt hinein,
Da nichts denn Neid und Hassen?
Wie konntest du die große Macht,
Dein Königreich, die Freudenpracht,
Ja dein erwünschtes Leben
Für solche Feind hingeben?

4. Ist doch, Herr Jesu, deine Braut
Ganz arm und voller Schanden,
Noch hast du sie dir selbst vertraut
Am Kreuz in Todesbanden;
Liegt sie doch, da sie dich verließ,
In Fluch und Tod und Finsternis,
Noch darfst du ihretwegen
Dein Zepter von dir legen.

5. Du Fürst und Herrscher dieser Welt,
Du Friedenswiederbringer,
Du kluger Rat und tapfrer Held,
Du starker Höllenzwinger,
Wie ist es möglich, daß du dich
Erniedrigest so jämmerlich,
Als wärest du im Orden
Der Bettler Mensch geworden?

6. O großes Werk, o Wundernacht,
Dergleichen nie gefunden,
Du hast den Heiland hergebracht,
Der alles überwunden,
Du hast gebracht den starken Mann,
Der Feuer und Wolken zwingen kann,
Vor dem die Himmel zittern
Und alle Berg erschüttern.

7. Brich an, du schönes Morgenlicht,
Und laß den Himmel tagen;
Du Hirtenvolk, erschrecke nicht,
Weil dir die Engel sagen,
Daß dieses schwache Knäbelein
Soll unser Trost und Freude sein,
Dazu den Satan zwingen
Und letztlich Friede bringen.

8. O liebes Kind, o süßer Knab,
Holdselig von Gebärden,
Mein Bruder, den ich lieber hab
Als alle Schätz auf Erden,
Komm, Schönster, in mein Herz hinein,
Komm eilend, laß die Krippe sein;
Komm, komm, ich will bei Zeiten
Dein Lager dir bereiten.

9. Sag an, mein Herzensbräutigam,
Mein Hoffnung, Freud und Leben,
Mein edler Zweig aus Jakobs Stamm,
Was soll ich dir doch geben?
Ach nimm von mir Leib, Seel und Geist,
Ja alles, was Mensch ist und heißt,
Ich will mich ganz verschreiben,
Dir ewig treu zu bleiben.

10. Lob, Preis und Dank, Herr Jesu Christ,
Sei dir von mir gesungen,
Daß du mein Bruder worden bist
Und hast die Welt bezwungen;
Hilf, daß ich deine Gütigkeit
Stets preis in dieser Gnadenzeit
Und mög hernach dort oben
In Ewigkeit dich loben.

Rist, Johann – Brich an, du schönes Morgenlicht

1. Brich an, du schönes Morgenlicht
und laß den Himmel tagen!
Du Hirtenvolk, erschrecke nicht
weil dir die Engel sagen,
daß diese schwache Knäbelein
soll unser Trost und Freude sein,
dazu den Satan zwingen
und letztlich Frieden bringen.

2. Willkommen, süßer Bräutigam,
du König alle Ehren!
Willkommen, Jesu, Gottes Lamm,
ich will dein Lohn vermehren;
ich will dir all mein Leben lang
von Herzen sagen Preis und Dank,
daß du, da wir verloren,
für uns bist Mensch geboren.

3. Lob, Preis und Dank, Herr Jesu Christ,
sei dir, von mir gesungen,
daß du mein Bruder worden bist
und hast die Welt bezwungen;
hilf, daß ich deine Gütigkeit
stets preis in dieser Gnadenzeit
und mög hernach dort oben
in Ewigkeit dich loben.

Rist, Johann – Auf, auf, ihr Reichsgenossen

Auf, auf, ihr Reichsgenossen,
Eur König kommt heran!
Empfahet unverdrossen
Den großen Wundermann.
Ihr Christen, geht herfür,
Laßt uns vor allen Dingen
Ihm Hosianna singen
Mit heiliger Begier.

2. Auf, ihr betrübten Herzen,
Der König ist gar nah!
Hinweg, all‘ Angst und Schmerzen,
Der Helfer ist schon da!
Seht, wie so mancher Ort
Hochtröstlich ist zu nennen,
Da wir ihn finden können
Im Nachtmahl, Tauf‘ und Wort.

3. Auf, auf, ihr Vielgeplagten,
Der König ist nicht fern!
Seid fröhlich, ihr Verzagten!
Dort kommt der Morgenstern.
Der Herr will in der Not
Mit reichem Trost euch speisen;
Er will euch Hilf‘ erweisen,
Ja dämpfen gar den Tod.

4. Nun hört, ihr frechen Sünder,
Der König merket drauf,
Wenn ihr verlorne Kinder
Im vollen Lasterlauf
Auf Arges seid bedacht,
Ja thut es ohne Sorgen;
Gar nichts ist ihm verborgen,
Er giebt auf alles acht.

5. Seid fromm, ihr Untertanen,
Der König ist gerecht,
Laßt uns den Weg ihm bahnen
Und machen alles schlicht.
Fürwahr, er meint es gut;
Drum laßet uns die Plagen,
Die er uns schickt, ertragen
Mit unerschrocknem Mut.

6. Und wenngleich Krieg und Flammen
Uns alles rauben hin,
Geduld, weil ihm zusammen
Gehört doch der Gewinn.
Wenngleich ein früher Tod
Uns, die uns lieb, genommen,
Wohlan so sind sie kommen
Ins Leben aus der Not.

7. Frischauf in Gott, ihr Armen,
Der König sorgt für euch!
Er will durch sein Erbarmen
Euch machen groß und reich.
Der an ein Tier gedacht,
Der wird auch euch ernähren;
Was Menschen nur begehren,
Das steht in seiner Macht.

8. Hat endlich uns betroffen
Viel Kreuz, läßt er doch nicht
Die, welch auf ihn stets hoffen
Mit rechter Zuversicht.
Von Gott kommt alles her,
Der läßet auch im Sterben
Die Seinen nicht verderben,
Sein Hand ist nicht zu schwer.

9. Frisch auf, ihr Hochbetrübten,
Der König kommt mit Macht,
An uns, sein Herzgeliebten,
Hat er schon längst gedacht.
Nun wird kein Angst und Pein
Noch Zorn hinfort uns schaden,
Dieweil uns Gott aus Gnaden
Läßt seine Kinder sein.

10. So lauft mit schnellen Schritten,
Den König zu besehn,
Dieweil der kommt geritten,
Stark, herrlich, sanft und schön;
Nun tretet all heran,
Den Heiland zu begrüßen,
Der alles Kreuz versüßen
Und uns erlösen kann.

11. Der König will bedenken
Die, so er herzlich liebt,
Mit köstlichen Geschenken,
Als der sich selbst uns giebt
Durch seine Gnad und Wort;
Ja, König, hoch erhoben,
Wir alle wollen loben
Dich freudig hier und dort.

12. Nun, Herr, du gibst uns reichlich,
Wirst selbst doch arm und schwach;
Du liebest unvergleichlich,
Du jagst den Sündern nach.
Drum woll’n wir insgemein
Die Stimmen hoch erschwingen,
Dir Hosianna singen
Und ewig dankbar sein.