Mart. Rutilius und Johann Major – Zuflucht zu Jesu Wunden.

Ach Gott und Herr,
Wie groß und schwer
Sind mein begangne Sünden!
Da ist Niemand,
Der helfen kann,
In dieser Welt zu finden.
Lief ich gleich weit
zu solcher Zeit
Bis an der Welt ihr Ende
und wollt los sein
Des Elends mein,
Würd ich doch solchs nicht enden.

Zu dir flieh ich:
Verstoß mich nicht,
Wie ichs wohl hab verdienet!
Ach Gott, zürn nicht,
Geh nicht ins G’richt:
Dein Sohn hat mich versühnet.
Solls ja so sein,
Dass Straf und Pein
Auf Sünde folgen müssen:
So fahr hie fort
Und schone dort;
und lass mich ja jetzt büßen.

Gib auch Geduld,
Vergiss der Schuld,
Verleih ein ghorsam Herze;
Lass mich ja nicht,
Wies wohl geschicht,
Mein Heil murrend verscherzen.
Handel‘ mit mir,
Wies wohlgfällt dir;
Durch dein Gnad will ichs leiden!
Lass mich nur nicht
Dort ewiglich
Von dir sein abgescheiden!

Gleichwie sich fein
Ein Vögelein
In hohlen Baum verstecket,
Wenns trüb hergeht,
Die Luft unstät
Menschen und Vieh erschrecket:
Also, Herr Christ,
Mein Zuflucht ist
Die Höhle deiner Wunden.
Wenn Sünd und Tod
Mich bracht in Not,
Hab ich mich drein gefunden.

Darin ich bleib,
Ob hie der Leib
und Seel von ander scheiden;
So werd ich dort
Bei dir, mein Hort,
Sein in ewigen Freuden.
Ehre sei nun
Gott Vater, Sohn
und heilgem Geist zusammen!
Zweifle auch nicht,
Weil Christus spricht:
Wer glaubt, wird selig. Amen.

Mart. Rutilius. (V. 1-6.) +1618.
Joh. Major. (V. 7-10.) + 1654.