Edeling, Christoph Daniel – Christen erwarten in allerlei Fällen

Christen erwarten in allerlei Fällen
Jesum mit seiner allmächtigen Hand;
mitten in Stürmen und tobenden Wellen
sind sie gebauet auf felsichtes Land;
wenn sie bekümmerte Nächte bedecken,
kann doch ihr Grauen sie wenig erschrecken.

2. Jauchzen die Feinde zur Rechten und Linken,
hauet und frisset das blinkende Schwert,
lassen doch Christen die Häupter nicht sinken,
denen sich Jesus im Herzen verklärt.
Wüten die Feinde mit Schnauben und Toben,
lernen sie Gottes Gerechtigkeit loben.

3. Geben die Felder den Samen nicht wieder,
bringen die Gärten und Auen nichts ein,
schlagen uns Schlossen die Früchte darnieder,
brennen die Berge von hitzigem Schein;
kann doch ihr Herze den Frieden erhalten,
weil es den Schöpfer in allem läßt walten.

4. Viele verzehren in ängstlichen Sorgen
Kräfte, Gesundheit und Kürze der Zeit,
da doch im Rate des Höchsten verborgen,
wann und wo Jedem sein Ende bereit;
sind es nicht alles unnötige Schmerzen,
die ihr euch machet, o törichte Herzen!

5. Zweifel und Sorge geziemt nicht den Frommen;
Glauben und Hoffen bringt Ehre bei Gott.
Seele, verlangst du, zur Ruhe zu kommen,
hoffe dem höllischen Feinde zu Spott.
Ob auch die göttliche Hilfe verborgen,
traue dem Höchsten und meide die Sorgen.

6. Freue dich, wenn du statt freundlichen Blicken
mancherlei Jammer, Anfechtung und Not
duldest, und wisse, was Gott will erquicken,
muss erst mit Jesu durch Leiden und Tod.
Willst du mit leben, so musst du mit sterben;
anders kann Keiner den Himmel ererben.

7. Völlige Wonne, verklärete Freude,
himmlische Güter, undenkliches Heil
werden dir einsten auf ewiger Weide
unter den Engeln und Menschen zu Teil;
wann in der Herrlichkeit Christus wird kommen
und zu sich sammeln die Scharen der Frommen.

8. Seine allmächtige Stärke beweiset
in den Ohnmächtigen mächtige Kraft;
dann wird alleine sein Name gepreiset,
wann er den Zagenden Freudigkeit schafft.
Darum, o Jesu, gib, dass ich dir traue,
wenn ich die Hilfe nicht sichtbarlich schaue.

Edeling, Christoph Daniel – Dies Irae

Erden wanken, Welten beben,
Wenn du, Herr, dich wirst erheben,
Richtend über Tod und Leben.

Ach, vor jenen Ungewittern,
Die der Welten Bau erschüttern,
Werden alle Frevler zittern.

Einst gehn beim Posaunen schalle,
Deine Todten gehn wir Alle,
Aus der Gräber düstern Halle.

Keine Sünde bleibt verborgen,
Dort an jenem grossen Morgen,
Wird ihr Lohn ihr widerfahren.

Jede That wird der Gerechte
Aus der Hülle finstrer Nächte,
Aus dem Dunkel offenbaren.

An dem feierlichen Tage
Wirst du mit gerechter Waage
Jedem Sterblichen vergelten.

Ach, wer wird vor dir bestehen?
Wer begnadigt dann mich Armen?
Wer wird unser sich erbarmen?

Herr, du strafest freche Sünder,
Du begnadigst deine Kinder;
Rette uns von den Verlornen.

Liebevoll warst du hienieden,
Gabst den Sündern deinen Frieden,
Sei uns gnädig im Gerichte.

Du warst sanft und voll Erbarmen,
Freundlich, liebreich, halfst den Armen,
Sei uns gnädig, unser Mittler.

Richter über Tod und Leben,
Dir will ich mich ganz ergeben,
Ja, wir nahen deinem Throne.

Lass uns Gnade vor dir finden,
Uns belasten schwere Sünden,
Grosser Richter, o verschone!

Die Verlornen zu erretten
Aus der Sünde Sclavenketten,
War dein grosses Werk auf Erden.

Du erforschest unsre Seelen,
O vergieb uns, wann wir fehlen!
Wende von uns das Verderben.

Lass uns Alle mit den Frommen
Zu des Himmels Freuden kommen!
Jesu, lass dein Heil uns erben.

Freche Sünder werden zittern,
Vor des Zornes Ungewittern,
Rette du voll Huld die Deinen!

Herr, dem wir im Staube nahen,
Lass Vergebung uns empfahen,
O, Erbarmer, sei uns gnädig.

Feierliche, ernste Stunde,
Wann der Richter wird erscheinen,
Und die Todten sich erheben.

O verleihe selig’s Leben
Allen die sich deiner freu’n
Segne du sie, Ewiger!