Albert Zeller – Wie wundersam gewoben

Wie wundersam gewoben
Ist Menschenglück und Leid!
Wie bald in Nichts verstoben
All unsre Herrlichkeit!
Doch während noch in Kummer
Ein Herz verloren sinnt,
Aus tief verborgnem Schlummer
Ein neuer Trost beginnt.

Kaum ist die Sonn gesunken
Hinunter in das Meer,
So sprühts in tausend Funken
Vom mächtgen Himmel her,
Und wenn die Stern erbleichen
Und nur der Morgenstern
Noch glänzt vor Seinesgleichen,
Ist auch der Tag nicht fern.

Durch alle Klagelieder
Tönt noch ein Jubelton,
Der bringt geheim uns wieder,
Was offenbar entflohn:
Wer wollt zumal es sagen,
Was ihn betrübt, erfreut,
Der müsste Rosen tragen
Zum schwarzen Trauerkleid.

Und wo sich Zwei in Treue
Für Ewig angefasst,
Wohl trennt sie stets aufs Neue
Der alte böse Gast;
Ist wirklich drum vergangen,
Was deinem Aug vergeht,
Wenn es in lichtem Prangen
Fest in dem Herzen steht?

Doch wenn auch Menschenherzen
Voll Lieb und Treue sind,
Wie wechseln Leid und Scherzen
Bei ihnen so geschwind!
Nur Einer liebet immer,
Der uns geboren ist,
Nur Einer wechselt nimmer,
Das ist der Jesus Christ.

Das Herz, das Er berühret
Mit seiner Gotteshand,
Das Er geweiht und zieret,
Gewinnt allein Bestand.
Nun weiß es erst, was Lieben
Und ewge Treue heißt,
Von seiner Kraft getrieben
Und seinem heilgen Geist.

Es lachet und es weinet
Wohl auch ein Christenkind,
Doch anders ists gemeinet
Mit dem, was es beginnt.
Was es auch hat betroffen,
Gott hat es wohl gemacht:
Es sieht den Himmel offen,
Geweiht die Erdennacht.