Zeller, Albert – Ein Wunder hat dich mir gegeben

Ein Wunder hat dich mir gegeben,
In fernen Landen aufgeblüht,
Und mir dein reines süßes Leben
Versenkt ins innerste Gemüt;
Du warst die Meine, ich der Deine,
Gott selber hat für uns gewählt;
Aus Tausenden die einzig Eine
Mir für die Ewigkeit vermählt.

Frag. ich mich nach dem Himmelszeichen,
Woran ich, Seele, dich erkannt,
Es war die Lilie sonder Gleichen
In ihrem schönsten Blütenstand,
Die mich mit ihren reinen Düften
Ins sel’ge Paradies versetzt,
Und in den schwülsten Erdenlüften
Mit frischem Himmelstau geletzt.

Ich konnte meine Seele legen
Getrost in deine reine Hand,
Gewiss, dass Gottes reichster Segen
Sich immerdar mit ihr verband,
Dass ich sie reiner wieder nähme,
Als ich sie dir, du Reine, gab,
Und alles Gute mit dir käme
Auf meines Lebens Pfad herab.

Ich habe Gottes große Güte
In tausend Gaben wohl erkannt;
Doch was in deiner keuschen Blüte
Mein Herz von Seligkeit empfand
Im tiefsten innigsten Verstehen,
Weit über allen Raum und Zeit,
Das war ein Glanz von seinen Höhen,
Ein Nahen seiner Ewigkeit.

Die ird’schen Kräfte kämpfen, ringen,
Zu halten das holdsel’ge Bild;
Es will der Sehnsucht nicht gelingen,
Der Sturm zerreißt und nimmt es wild;
Doch was von deines Gottes Strahle
Durchleuchtete dein Angesicht,
Das bleibt, wenn auch die goldne Schale
Am Brunnen deines Lebens bricht.

Und was von Liebe mir geworden
In seligster Erwiderung,
Das kann kein ird’scher Tod mir morden,
Es blühet ewig frisch und jung.
Es schläft der Schmerz als Wächter nimmer
Für dieses Kleinod aufgestellt,
Und von des ewgen Lichtes Schimmer
Bleibt mir das Heiligtum erhellt.

Und wenn der Hochzeitmorgen taget,
Die Erdennacht in Glanz vergeht,
Und hoch empor das Zeichen raget,
Vor dem der Tod in Nichts verweht,
Dann lösche nur der Schmerz die Kerzen;
Ich kenne deines Herzens Laut,
Und wieder ruhst an meinem Herzen,
Maria, du als Himmelsbraut.