Zeller, Albert – Vorlied

Was ich im stillen Kämmerlein
In meines Herzens Not gesungen,
Ich sang es mir, mir ganz allein;
Doch ist es weiter noch gedrungen,
Und was mir Gott im Leid beschert,
Ich konnt und durft es nicht verschweigen:
Was ist es auch, was uns gehört?
Von dem Empfangnen musst ich zeugen.

Tönt doch von Aller Lippen ja
Dieselbe Lust, dieselbe Klage,
Und was dem Einen heut geschah,
Den Andern triffts am andern Tage;
Gibt es da eine süßre Pflicht
Als Gottes Gabe mitzuteilen?
Die Wahrheit nur und kein Gedicht
Kann unsre tiefsten Wunden heilen.