Friedrich Adolph Lampe – O Fels des Heils! am Kreuzesstamm

O Fels des Heils! am Kreuzesstamm
Für meine Sünden, wie ein Lamm,
Gemartert und geschlachtet!
Dein Leiden ist ein Büschlein mir
Aus Myrrhen, welches für und für
Auf meiner Brust vernachtet,
Wo ich Stets mich
Wohl erquicke, Und erblicke
Seelen Weide,
Ja die Wurzel aller Freude.

2. Dein Fleisch gibt wahre Seelen-Speis.
Dein Blut wäscht rote Sünden weiß.
Dein Fluchholz ist mein Stecken,
Der mich in Schwachheit unterstützt;
Ein Brunn, draus Lebens-Wasser sprützt;
Ein Schild, der mich kann decken,
Der nicht Zerbricht
Vor den hellen, Blizesschnellen
Donnerkeilen,
Vor des Abgrunds Feuer Pfeilen.

3. Wie lieblich ist dein Liebes Mahl?
Da seh‘ ich, mit was Angst und Qual
Die Liebe dich umhüllet.
Da werd‘ ich als aus deiner Hand,
Mit deinem theu’r?ten Gnaden Pfand
Erquickt, mit Lust erfüllet :
Wann du, Jesu,
In Erbarmen Dich der armen
Seele schenkest,????
Und an deinen Eid gedenkest.

4. Wer bin ich, o Blut-Bräutigam?
Ich steck im tiefsten Sünden Schlamm.
Doch kommst du mich zu laden.
Mich Höllen-Wurm, der Fluch und Pein
Verdienet, mich, mich führst du ein
Zur Tafel deiner Gnaden,
Deiner Reinen
Himmels – Gaben, Welche laben
Das Verlangen,
Das auf Hoffnung lag gefangen.

5. Ich hab‘ den festbeschwornen Bund
So oft gerissen in den Grund,
Und mein Gelübd‘ verlassen.
Die Schuld ist groß, der Glaube klein;
Doch willst du mir versöhnet sein,
Und nimmermehr mich hassen.
Dein Wort, Mein Hort,
Bleibt beständig, Wie abwendig
Ich gewesen,
Du willst mich auf’s neu genesen.

6. Drum sinkt vor dir ein ledig Herz,
Das nichts dir bringt als Sünden-Schmerz,
In Selbst-Verfluchung nieder.
Ich bin mir selber gram, dass ich,
Mein Schatz, so oft getäuschet dich.
Ich komm‘ in Demut wieder.
Willig Bin ich,
Dir auf’s neue Huld und Treue
Zu verschreiben,
Wann dein Geist mich nur wird treiben.

7. Ach komm‘ in deinen Garten dann,
Ich will dir bringen, was ich kann,
Was du mir erst gegeben.
Willst du noch mehr? so gib es mir.
Ich will es wieder bringen dir.
Der Weinstock gibt den Reben
Kräfte, Säfte,
Die von innen, Herz und Sinnen
Aufwärts jagen,
Und dir reife Früchte tragen.

8. Stärk‘ meinen Glauben, um das Kleid
Der ewigen Gerechtigkeit
Freimütig anzuziehen.
Ich komm in fester Zuversicht.
Dein Bundes-Siegel fehlt ja nicht.
Du hast es mir verliehen,
Dass ich Fröhlich
Darf erscheinen, Und in deinen
Off’nen Wunden
Hab‘ ich freien Zutritt funden.

9. Von dir hab‘ ich das Priestertum,
Dass ich ins innerst Heiligtum
Darf unverhüllet gehen.
Den Vorhang riss dein Tod entzwei.
Ich darf als Bundsgenosse frei
Vor deinem Antlitz stehen.
Grämen, Schämen
Hat ein Ende, Weil die Hände
Sind durchgraben,
Die für mich bezahlet haben.

10. Hie ist die Liebe mein Panier.
Dein Liebes-Altar brennt in mir.
Du hast mein Herz genommen.
Du hast mir Lebensbrot geschenkt.
Ich werd‘ aus Edens Strom getränkt.
Du wirst bald selber kommen,
Und mich Ewig
Dir vereinen, In dem reinen
Paradeise,
Wo du Manna gibst zur Speise.

11. Gib nur, dass so, wie sich für jetzt
Mein Herz in deiner Füll‘ ergötzt,
Es in dir möge bleiben;
Und dass den Vorsatz, den ich hab‘
Erneuert, keine Furcht, kein Grab
Noch Hölle mög‘ vertreiben.
Ich will Nun still
An dir kleben, In dir leben,
Tausend Welten
Können gegen dich nichts gelten.

12. Lass mich durch dieses Honigs Kraft
Gestårket, meine Wanderschaft
Fortsetzen durch die Wüste.
Gieb, dass Ägyptens Fleisch-Topf nie
Von dir, o Himmels-Brot, mich zieh
Zum Lock-Aas böser Lüste.
Komm bald! Herr, halt
Deiner Tauben Treu‘ und Glauben
Unzerbrochen,
Wie dein Wort und Pfand versprochen.