Als du, o Herr, aus deiner Grabesnacht,
Ein Lebensfürst bist siegreich auferstanden,
Und kühn hervor in deiner Heldenmacht
Tratst aus den Allen unlösbaren Banden,
Da bist du erst der Deinen nächstem Kreis,
Den heilgen Fraun, der Jünger Schar erschienen,
Die auf dein fest prophetisches Geheiß
Auch tief im Leid dir treulich wollten dienen.
Sie, die du einst mit Einem Gotteswort
Auf ewig hattest an dich selbst gebunden,
Sie hatten deine Treue fort und fort
Bis zu dem letzten Seufzer tief empfunden;
Ihr Leben und ihr ganzes Lieben war
Mit dir gestorben und mit dir begraben;
So ward dein Grab zum festlichen Altar,
Auf dem sie niederlegten ihre Gaben.
Und ihnen galt dein erster Friedensgruß:
So treu und hold bliebst du im Tod den Deinen;
Du stilltest sanft der bittern Klage Fluss,
Und wandeltest in Jauchzen um ihr Weinen;
Das Band, das ewiglich zerrissen schien,
Du knüpftest es nur fester noch zusammen:
So wurde bald dein Sterben zum Gewinn
Und höher stiegen ihre Freudenflammen.
O Herr, der du in Allem Vorbild bist,
Ist es vermessen, dahin es zu segnen,
Dass wir zuerst nach kurzer Trennungsfrist
Den Unsern dort im Morgenlicht begegnen?
Dass sie zuerst den neuen Lebensgruß,
Den jubelnden aus unsrem Mund empfangen,
Und sie zuerst den Auferstehungskuss
Uns hauchen auf die jugendlichen Wangen?