Weise: Herzliebster Jesu, was hast du verbröchen.
1. O Lamm, das keine Sünde je beflecket,
Das Adams Gift, wie uns, nicht angestecket,
Das schön und reiner als die Seraphinen,
Die dich bedienen.
2. Du bist das Heil‘ge aus dem Geist empfangen,
Das man im Schmuck der Unschuld sahe prangen,
Der Allerschönste unter Menschenkindern,
Nicht aus den Sündern.
3. Wie gehts denn zu, wie soll ich mich drein finden,
Dass es dir geht, als ob du alle Sünden
Verübt, und nichts so schnöd, als du, auf Erden
Könnt funden werden?
4. Nicht nur der Abgrund, sondern auch der Himmel
Stürmt auf dich zu, man siehet ein Getümmel
Der Scharen, die mit hundert tausend Freuden
Dir machen Leiden.
5. Da liegest du in Angst, im Schweiß und Blute;
Wer kanns begreifen, wie dir sei zu Mute?
Man siehet dich vor Gottes Zorngewittern
Und Grimm erzittern.
6. Man fällt dich an, man führet dich gefangen,
Man höhnt, man schlägt, bespeiet deine Wangen,
Man krönt und geißelt dich, macht deinem Herzen
Viel Qual und Schmerzen.
7. Ja, was noch mehr, du wirst zum Fluch gemachet,
Ans Holz geschlagen und dabei verlachet,
Von Gott verlassen und musst endlich schmecken
Den Tod mit Schrecken.
8. Sag an, o Mensch, sind das nicht lauter Plagen,
Womit man sollt den größten Sünder schlagen?
Warum muss denn die Unschuld selbst ohn Maßen
Sich strafen lassen?
9. Das macht, dass sie sich hat für uns verbürget,
Drum hat man sie für mich und dich erwürget;
Gott musste so, sollt er der Schuldner schonen,
Dem Bürgen lohnen.
10. Die Sünde konnt nicht bleiben ungerochen1ungerächt,
Des Todes Urteil war ihr längst gesprochen;
Dies musst einmal auf der verfluchten Erden
Vollzogen werden.
11. Was Sünde sei und was sie längst verdienet,
Hat Gott, eh ihm der Sünder würd versühnet,
Zum Zeugnis seines Ernstes wollen zeigen
Und nicht mehr schweigen.
12. Hab Dank, o Lamm, für deine Wunderliebe,
Darin du dieser Zornart strenge Hiebe
Erduldet und, was über mich sollt kommen,
Auf dich genommen.
13. Fürwahr, du trugest meine Not und Schmerzen,
Die Strafe lag auf dir und deinem Herzen;
Dass du mir könntest Gnad und Fried erteilen,
Wirst du voll Beulen.
14. Ich nehme an, mein Heil, was du erworben,
Und glaube, dass du bist darum gestorben,
Dass mir, der von der Schuld nunmehr entladen,
Kein Tod soll schaden.
15. Ach, stärke nur durch deine Kraft den Glauben,
Dass er sich diesen Schatz nicht lasse rauben,
Der nicht vermag mit allem Gut der Erden
Bezahlet werden.
16. Lass deines Leidens Frucht mich stets genießen,
Lass diesen Quell auf mein Gewissen fließen;
Es müsse sein zu steter Lust und Freude
Des Geistes Weide.
17. Die Sünde, der an dir ihr Recht geschehen,
Die müsse nun mit Schanden untergehen;
Es müsse an mir, ihr forthin zu dienen,
Sich nichts erkühnen.
18. Nur dir, nur dir, mein Lamm, soll sein mein Leben
Zum Eigentum hinwiederum ergeben,
Wozu du mich durch deinen Tod und Wunden
So hoch verbunden.
19. Nichts kann und soll hinfort von dir mich scheiden,
Ich bleibe dein, bis du mich dort wirst weiden,
Wo deine Liebe mit verklärten Zungen
Stets wird besungen.