Benjamin Schmolck – Evangelische Wallfahrt zum Grabe Christi.

Am heiligen Ostertage Morgens.

Mel. Freu dich sehr, o meine Seele.

1. Herr des Todes, Fürst des Lebens,
Schwingst du deine Siegesfahn,
Und hat sich der Tod vergebens
Wider dich hervorgetan?
Ja man singt: Victoria!
Alle Feinde liegen da,
Du hast Satans Reich verheeret,
Seine Pforten umgekehret.

2. Hier steh ich bei deinem Grabe,
Bringe meine Spezerei.
Weil ich sonsten gar nichts habe,
Setz ich meine Tränen bei,
Die vor Freuden fließend sind,
Weil dein Heldenarm gewinnt,
Und der lebend mir erscheinet,
Den ich vor als tot beweinet.

3. Du hast deine Gruft verlassen,
Da der Sabbat war vorbei,
Dass wir wohl zu Herzen fassen,
Was der Tod der Frommen sei,
Nämlich eine Sabbatsruh.
Du schleußt unsre Gräber zu,
Und wenn wir daraus erstanden,
Ist ein Sabbat noch vorhanden.

4. Lass mich heut und alle Tage
Mit dir geistlich auferstehn,
Dass ich nicht Gefallen trage,
Mit der bösen Welt zu gehn,
Die in Sündengräbern lebt
Und an Eitelkeiten klebt,
Sondern mich der Ostern freue
Und mein Leben ganz verneue.

5. Bei der frühen Morgenröte
Gehst du aus der Gruft hervor,
Und die Sonne, dein Prophete,
Steigt in vollem Glanz empor.
Gottes Zorn hat eine Nacht
Voller Finsternis gemacht;
Da du aber auferstanden,
So ist Gnad und Licht vorhanden.

6. Wirf doch auch, du Ostersonne,
Deine Strahlen auf mein Herz,
Und erfülle mich mit Wonne,
Komm, vergrabe meinen Schmerz.
Treib der Sünde Nacht von mir,
Dass ich sei ein Licht in dir.
Wer so scheinet auf der Erden,
Soll dort gar zur Sonne werden.

7. Seh ich drei bemühte Frauen
Hier bei deinem Grabe stehn,
so hab ich das Vertrauen,
Auch mit ihnen hinzugehn.
Die gedritte Zahl stellt dir
Glaube, Lieb und Hoffnung für.
Diese sollen dich umfassen
Und auch in der Gruft nicht lassen.

8. Nun, wer wälzt mir von der Türe
Den so schweren Stein hinweg?
Doch der Kummer, den ich führe,
Hindert ja nicht meinen Zweck.
Als ich deine Gruft nur sah,
War kein großer Stein mehr da.
Ach lass mir die Last der Erden
Immer noch so leichte werden,

9. Aber noch ein neuer Kummer:
Hier ist nur ein leeres Grab.
Ist mein Auge voller Schlummer?
Oder nehm ich daraus ab,
Dass man dich gestohlen hat?
Nein der englische Legat
Heißt mich drüber nicht entsetzen,
Ich soll Jesum lebend schätzen.

10. Ach so lebst du nun, mein Leben?
Lebst du, mein Immanuel?
Was will ich mir Kummer geben
Über meines Grabes Höhl?
Du warst tot, jetzt lebest du,
Mein Tod bringt mich nun zur Ruh,
Weil ich ihn in deinem Grabe
Längstens überwunden habe.

11. Nun ist aus des Satans Morden,
Denn du bist der Höllen Pest
Und des Todes Gift geworden,
Heut erscheint das Siegesfest.
Glaube, Lieb und Hoffnung stellt
Hier das Zeichen auf das Feld,
Und lässt diese Losung hören:
Unserm Könige zu Ehren.

12. Halleluja, Gottes Kinder,
Freut euch, Jesus hat gesiegt.
Seht, wie diesem Überwinder
Alles jetzt zu Füßen liegt.
Kommet her zu seiner Gruft,
Merkt, was diese Stimme ruft:
Jesus, unser Haupt, lebt wieder,
Durch ihn leben seine Glieder.