O mein Herz, zeuch dein Begehren
Tief in die Verborgenheit,
Außer Ort, Person und Zeit
Alle Liebe zu verzehren
In dem Quell, der ewig bleibt,
Dem du ganz bist einverleibt!
Sprich: wo hast du Ruh‘ gefunden?
Was hat, außer Gottes Bild
Deinen Hunger ganz gestillt?
Hat dich Etwas überwunden,
Was nicht Jesus selber ist,
Der Geist, Seel‘ und Leib durchsüßt?
Niemand kann sein Lieben stehlen;
Es bat allzutiefen Grund,
Wird durch keine Schlange wund.
Bei’m Versöhnen unsrer Seelen
Kann die Seele sicher sein,
Wenn sie in Ihn dringet ein.
Dieser reinen Liebe Kräfte
Bringen jedes and’re Band
Auch zu einem reinen Stand,
Töten fleischliche Geschäfte,
Zieh’n den liebedurst’gen Sinn
In das Leben Gottes hin.
Lass Vernunft und Heuchelwesen
Tadeln den Gehorsamsweg:
G’nug, dass ich dies Zeugnis heg‘:
Uns hat Christus auserlesen,
Dass kein Herz sich mehr verirrt,
Wenn sein Herr ihm alles wird!
Jesu Geist bleibt unser Führer,
Dessen Aug‘ auf’s Wesen schaut;
Wem er dieses Licht vertraut,
Der bleibt nicht sein Selbstregierer.
Was Sein Wort verleiht und spricht,
Hindert seine Liebe nicht.
O, wie frei kann ein Gemüte
Bei der Weisheit Führung sein!
Spricht die Kreatur auch drein,
Herrscht doch Gottes stille Güte!
Menschenurteil fällt schon hin,
Denn ist nicht Gottessinn!
Treuste Weisheit, meine Lieder
Sollen Dir stets klingen fort!
Denn nur Dein untrüglich Wort
Bringet das Verlorne wieder.
Nimm von deinem Eigentum
Weisheit, Stärke, Dank und Ruhm!