Claudius, Matthias – Der glückliche Bauer

Vivat der Bauer, Vivat hoch!
Ihr seht es mir nicht an;
Ich habe nichts, und bin wohl doch
Ein großer reicher Mann.

Frühmorgens, wenn der Tau noch fällt,
Geh‘ ich vergnügt im Sinn,
Gleich mit dem Nebel ’naus aufs Feld,
Und pflüge durch ihn hin;

Und sehe, wie er wogt und zieht,
Rund um mich nah und fern,
Und sing‘ dazu mein Morgenlied,
Und denk‘ an Gott den Herrn;

Die Krähen warten schon auf mich,
Und folgen mir getreu,
Und alle Vögel regen sich
Und tun den ersten Schrei;

Indessen steigt die Sonn‘ herauf,
Und scheinet hell daher –
Ist so was auch für Geld zu Kauf,
Und hat der König mehr?

Und, wenn die junge Saat aufgeht,
Wenn sie nun Ähren schießt;
Wenn so ein Feld in Hocken steht,
Wenn Gras gemähet ist;

O wer das nicht gesehen hat,
Der hat des nicht Verstand,
Man trifft Gott gleichsam auf der Tat –
Mit Segen in der Hand;

Und sieht’s vor Augen: wie er frisch
Die volle Hand ausstreckt,
Und wie er seinen großen Tisch
Für alle Wesen deckt.

Er deckt ihn freilich, Er allein!
Doch hilft der Mensch, und soll
Arbeiten und nicht müßig sein.
Und das bekömmt ihm wohl.

Denn, nach dem Sprichwort, Müßiggang
Ist ein beschwerlich Ding,
Und schier des Teufels Ruhebank,
Für vornehm und gering.

Mir macht der Böse keine Not;
Ich dresch‘ ihn schief und krumm,
Und pflüg‘ und bau‘ und grab‘ ihn tot,
Und mäh‘ ihn um und um.

Und wird’s mir auch bisweilen schwer,
Mag’s doch! Was schadet das?
Ein guter Schlaf stellt alles her,
Und morgen bin ich baß;

Und fange wieder fröhlich an
Für Frau und Kind. Für sie
Solang ich mich noch rühren kann,
Verdrießt mich keine Müh‘.

Ich habe viel, das mein gehört,
Viel Gutes hin und her. –
Du droben! hast es mir beschert,
Beschere mir noch mehr.

Gib, daß mein Sohn dir auch vertrau‘,
Weil du so gnädig bist;
Lieb‘ ihn, und gib ihm eine Frau
Wie seine Mutter ist.