- Schwing dich auf zu deinem Gott,
 Du betrübte Seele!
 Warum liegst du, Gott zum Spott,
 In der Schwermutshöhle?
 Merkst du nicht des Satans List?
 Er will durch sein Kämpfen
 Deinen Trost, den Jesus Christ
 Dir erworben, dämpfen.
- Schüttle deinen Kopf und sprich:
 „Fleuch, du alte Schlange!
 Was erneurst du deinen Stich,
 Machst mir angst und bange?
 Ist dir doch der Kopf zerknickt,
 Und ich bin durchs Leiden
 Meines Heilands dir entzückt
 In den Saal der Freuden.“
- Wirfst du mir mein Sündgen für?
 Wo hat Gott befohlen,
 Daß mein Urteil über mir
 Ich bei dir soll holen?
 Wer hat dir die Macht geschenkt,
 Andre zu verdammen,
 Der du selbst doch liegst versenkt
 In der Höllen Flammen?
- Hab ich was nicht recht getan,
 Ist mir’s leid von Herzen;
 Dahingegen nehm ich an
 Christi Blut und Schmerzen.
 Dann das ist die Ranzion
 Meiner Missetaten;
 Bring ich dies vor Gottes Thron,
 Ist mir wohl geraten.
- Christi Unschuld ist mein Ruhm,
 Sein Recht meine Krone,
 Sein Verdienst mein Eigentum,
 Da ich frei in wohne
 Als in einem festen Schloß,
 Das kein Feind kann fällen,
 Brächt er gleich davor Geschoß
 Und Gewalt der Höllen.
- Stürme, Teufel und du Tod,
 Was könnt ihr mir schaden?
 Deckt mich doch in meiner Not
 Gott mit seiner Gnaden.
 Der Gott, der mir seinen Sohn
 Selbst verehrt aus Liebe,
 Daß der ew’ge Spott und Hohn
 Mich nicht dort betrübe.
- Schreie, tolle Welt, es sei
 Mir Gott nicht gewogen,
 Es ist lauter Täuscherei
 Und im Grund erlogen.
 Wäre mir Gott gram und feind,
 Würd er seine Gaben,
 Die mein eigen worden seind,
 Wohl behalten haben.
- Denn was ist im Himmelszelt,
 Was im tiefen Meere,
 Was ist Gutes in der Welt,
 Das nicht mir gut wäre?
 Weme brennt das Sternenlicht?
 Wozu ist gegeben
 Luft und Wasser? Dient es nicht
 Mir und meinem Leben?
- Weme wird das Erdreich naß
 Von dem Tau und Regen?
 Weme grünet Laub und Gras?
 Weme füllt der Segen
 Berg und Tale, Feld und Wald?
 Wahrlich, mir zur Freude,
 Daß ich meinen Aufenthalt
 Hab und Leibesweide.
- Meine Seele lebt in mir
 Durch die süßen Lehren,
 So die Christen mit Begier
 Alle Tage hören.
 Gott eröffnet früh und spat
 Meinen Geist und Sinnen,
 Daß sie seines Geistes Gnad
 In sich ziehen können.
- Was sind der Propheten Wort
 Und Apostel Schreiben
 Als ein Licht am dunkeln Ort,
 Fackeln, die vertreiben
 Meines Herzens Finsternis
 Und in Glaubenssachen
 Das Gewissen fein gewiß
 Und recht grundfest machen?
- Nun, auf diesen heilgen Grund
 Bau ich mein Gemüte,
 Sehe, wie der Höllenhund
 Zwar darwider wüte;
 Gleichwohl muß er lassen stehn,
 Was Gott aufgerichtet,
 Aber schändlich muß vergehn,
 Was er selbst dichtet.
- Ich bin Gottes, Gott ist mein;
 Wer ist, der uns scheide?
 Dringt das liebe Kreuz herein
 Mit dem bittern Leide,
 Laß es dringen, kommt es doch
 Von geliebten Händen,
 Bricht und kriegt geschwind ein Loch,
 Wann es Gott will wenden.
- Kinder, die der Vater soll
 Ziehn zu allem Guten,
 Die gedeihen selten wohl
 Ohne Zucht und Ruten.
 Bin ich dann nun Gottes Kind,
 Warum will ich fliehen,
 Wann er mich von meiner Sünd
 Auf was Guts will ziehen?
- Es ist herzlich gut gemeint
 Mit der Christen Plagen;
 Wer hier zeitlich wohl geweint,
 Darf nicht ewig klagen,
 Sondern hat vollkommne Lust
 Dort in Christi Garten,
 Dem er einig recht bewußt,
 Endlich zu gewarten.
- Gottes Kinder säen zwar
 Traurig und mit Tränen,
 Aber endlich bringt das Jahr,
 Wornach sie sich sehnen;
 Dann es kommt die Erntenzeit,
 Da sie Garben machen,
 Da wird all ihr Gram und Leid
 Lauter Freud und Lachen.
- Ei, so faß, o Christenherz,
 Alle deine Schmerzen,
 Wirf sie fröhlich hinterwärts;
 Laß des Trostes Kerzen
 Dich entzünden mehr und mehr!
 Gib dem großen Namen
 Deines Gottes Preis und Ehr!
 Er wird helfen. Amen.