Herr, des Tages Mühen und Beschwerden
machtest du durch deine Nähe leicht.
Bleib bei mir, da es will Abend werden;
bleib bei mir, da sich der Tag geneigt!
Wie am Tag du stärkend bei mir weiltest,
o so tritt am Abend auch herzu;
wie du meine Müh’ und Arbeit teiltest,
o so teile segnend meine Ruh’!
Sieh, es dräut mir jetzt kein läst’ger Störer,
in dem Stübchen bin ich ganz allein,
kann jetzt ungestört dein stiller
Hörer und dein aufmerksamer Schüler sein.
Sprich du selbst mir einen Abendsegen;
denn dein Segenswort hat Segenskraft,
ist ein milder, kühler Abendregen
für das Herz, von Tagesmüh’ erschlafft.
Ach, wie ohne dich, o Herr, der Abend
mich so kalt und unbefriedigt läßt!
Doch durch dich ist er so süß, so labend,
ist ein Feierabend, ist ein Fest;
voll von segensreicher Herzenslabe
wird mir dann erst abendlich zumut;
wenn ich dich am Tagesende habe,
dann ist mit dem Ende alles gut.
Komm denn nach des Tages lautem Leben,
komm, du reicher Gast, kehr bei mir ein,
Heil zu spenden, Schulden zu vergeben,
Ruhe, Fried’ und Freude zu verleihn!
Des vergangnen Tages Wunden, Schmerzen heile,
lindre und verbanne du,
und laß mich zuletzt an deinem Herzen finden
eine sanfte, nacht’ge Ruh’!