Freder, Johann – Van der Scheppinge

IM anfang Godt geschapen hat
den Hemmel, Erd vnd eren zyrath;
De Erd was wöst vnd leddich euen,
Gades Geist dede vp dem water sweuen.

Sündach.

Am ersten dage schop Godt dat licht
vnd scheidt dar van de düsternis slicht,
Dat licht he nömende gantz syn den dach,
de düsternis nömede he ock de nacht.

Do wart vth Auend vnd morgen fyn
de erste dach in klarem schyn,
Den Godt de Allmechtige geschapen hat
tho eren syner Mayestat.

Maendach.

Am andern dach ein Veste bereidt,
de dar van ander de water scheidt,
Vnd ydt geschach ock also fyn:
Godt nömede de Veste den Hemmel syn.

Do wart vth Auent vnd morgen fyn
de ander dach in klarem schyn,
Den Godt de Allmechtige hefft bereidt
tho synen ehren in ewicheit.

Dingstedach.

Am drüdden sick de water sammeln,
an sunderg örde all vnderm Hemmel:
Dat dröge nömede Godt de erde schon,
de samling der water dat Meen nömde don.

Do wart vth Auend vnd morgen fyn
de drüdde dach in klarem schyn
Dorch Gades wort in ewicheit,
als vns de Schrifft ock melden deit.

Middeweken.

Am veerden dag wörden tho gericht
am Veste des Hemmels twe grote Licht:
Ein groth licht vor den dach bereidt,
ein klein licht dat der nacht vörsteit.

So settede ock Godt de Sonne schon,
tho lüchten des dages, dat scholde se don,
De Maen vnd Stern geuen den schyn,
thor nacht tho lüchten den minschen fyn.

Do wart vth Auent vnd morgen fyn
de veerde dach in klarem schyn.
Dat hefft gedan Godt weldichlick,
de dar nemand hefft sick gelick.

Donnersdach.

Am vöfften dat water begauet wart
mit vischen vnd vögeln na erer art;
Godt sach vor gut vnd segend ydt fyn:
vormert yuw, schölen ock fruchtbar syn.

Do wart vth Auent vnd morgen fyn
de vöffte dach in klarem schyn;
Dat hefft de ewige wyßheit gedan,
de alle dinck Regert schon.

Frydach.

Am Sösten maket Godt Deert vp erdt,
ein yeder gantz fyn na syner werd,
Dartho dat Vehe na syner art
vnd alle gewörmpte geschapen hat.

Vnd Godt sprak: Lat vns Minschen fin,
ein bild maken, vns gelick tho syn!
Also makede he den Minschen schon,
dat he auer als scholde herschen don.

Do wart vth Auent vnd morgen fyn
de söste dach in klarem schyn,
Geschapen van Gade in ewicheit
na syner groten Barmherticheit.

Sönauent edder Sabbath.

Am Söuenden dage Godt rowede fyn,
do he vullenbrachte de wercke syn:
He segend vnd hillgede den söuenden dach,
daryn he rouwede in wolbedach.

Also hefft Godt de Vader vorth
geschapen dorch syn hilliges wordt,
Dartho ock all synes heeres krafft
dorch synes hilligen Geistes macht.

So latet vns alle mercken recht,
wor tho vns Godt geschapen hefft:
Nicht dar tho, dat wy schölen werden
den Beesten gelick hyr vp Erden;

Men dat wy Godt erkennen fyn,
dar tho den leuen Söne syn,
So werde wy hebben dat Ewige leeuen,
dat vns in Christo wert gegeuen.

Dar tho help vns Godt de hillige Geist,
de erlüchte vnse herten aldermeist
Vnd make vns dar tho alle bereidt
dat wy en lauen in ewicheit!

AMEN!

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer

Salomon Frank – Es ist vollbracht

Es ist vollbracht! Er ist verschieden,
Mein Jesus schließt die Augen zu;
Der Friedensfürst schläft ganz mit Frieden,
Die Lebenssonne geht zur Ruh‘,
Und sinkt in stille Todesnacht;
O theures Wort: es ist vollbracht!

Es ist vollbracht! wie Gott gesprochen,
Des Lebens Wort muß sprachlos seyn.
Das Herz der Treue wird gebrochen,
Den Fels des Heils umfaßt ein Stein.
Die höchste Kraft ist nun verschmacht’t;
O wahres Wort: es ist vollbracht!

Es ist vollbracht! Schweig‘, mein Gewissen,
Ihr Sünden schreit nicht allzusehr.
Habt ihr die Wolken oft zerrissen,
Das Blut des Lammes schreit vielmehr.
Nun ist getilgt der Sünden Macht.
O süßes Wort: es ist vollbracht!

Es ist vollbracht! mein Herzverlangen,
Du allerliebste Liebe, Du,
Die Engel wünschen zu umfangen,
Nimm auch in meinem Herzen Ruh‘,
Wo Liebe Dir ein Grab gemacht:
Trostvolles Wort: es ist vollbracht!

Es ist vollbracht! Ich will mich legen
Zur Ruh‘ auf Christi Grabesstein,
Die Engel sind allhie zugegen,
Ich schlumm’re sanft mit Jakob ein.
Die Himmelspfort‘ ist aufgemacht;
O Lebenswort: es ist vollbracht!

Philipp Spitta – Glaubensleben

Was kann es Schön’res geben,
Und was kann sel’ger seyn,
Als wenn wir unser Leben
Dem Herrn im Glauben weihn?

Wir sind in seiner Nähe,
Und leben immer so,
Als ob das Aug‘ Ihn sähe,
Und sind von Herzen froh.

Wenn auch die Lippen schweigen,
So betet doch das Herz,
Und die Gedanken steigen
Beständig himmelwärts.

An Seiner Liebe laben
Wir uns in aller Still‘,
Man kann Ihn immer haben,
Wenn man Ihn haben will.

Wir spielen Ihm zu Füßen,
Wir Kinder allerwärts,
Und wenn die Thränen fließen,
So flieh’n wir an sein Herz.

Und wenn wir müde werden,
So bringt Er uns zur Ruh,
Und deckt mit kühler Erden
Die müden Kinder zu.

Da schlafen wir geborgen,
In stiller, tiefer Nacht,
Bis er am schönen Morgen
Uns ruft: erwacht! erwacht!

Was weiter wird geschehen,
Das ahnen wir jetzt kaum;
Es wird uns seyn als sähen
Wir Alles wie im Traum.

Philipp Spitta – Des Christen Kreuz

Des Christen Schmuck und Ordensband,
Das ist das Kreuz des Herrn;
Und wer erst seinen Werth erkannt,
Der trägt es froh und gern.

Man nimmt’s mit Demuth, trägt’s mit Lust,
Und achtet’s für Gewinn,
Doch trägt man es nicht auf der Brust,
O nein, man trägt es drin.

Und wenn’s auch schmerzt und wenn’s auch drückt,
Bleibt man doch glaubensvoll,
Man weiß ja wohl, wer’s uns geschickt,
Und was es wirken soll.

Man trägt es auch nur kurze Zeit,
Nur als ein Unterpfand
Für das zukünft’ge Ehrenkleid
Im Lieben Vaterland.