1. Der Tag ist hin, die Sonne gehet nieder.
Der Tag ist hin und kommet nimmer wieder
mit Lust und Last; er sei auch wie er sei
bös oder gut; es heißt er ist vorbei
2. Die Zeit vergeht und wir mit ihren Stunden
Wohl dem, der sich in diese Zeit gefunden
und, was die Welt in Torheit zugebracht,
aus wahrer Klugheit sich zu nutz gemacht.
3. Hab Dank, mein Gott und Herr, für deine Pflege,
für gnädige Regierung meiner Wege,
für alles Heil von deiner rechten Hand,
für alles, was bekannt und unbekannt.
4. Du sammlest mich wie eine Mutterhenne,
sobald ich mich verlauf und von dir trenne;
wie läufst du nach und lockst, was sich zerstreut,
wie rufst und warnest du für Sicherheit.
5. Wie sorgest du so treulich für die Gaben,
die wir an Leib und Seele nötig haben.
Den ganzen Tag bist du recht sehr bemüht,
dass uns ein Segen aus dem andern blüht.
6. Ich sehe dich im Geist die Flügel breiten,
uns zu erretten aus Gefährlichkeiten.
Ich sehe dich bekümmert und betrübt,
wenn sich ein Küklein nicht darunter gibt.
7. Du hast nicht Schuld, wenn wir verloren gehen,
nach eignem Willen deinen Ruf verschmähen.
Wer seine Seele liebet, sieht sich für
Und bleibet in und bei und unter dir.
8. So lass mich denn an Tugend und Gebärden
von Stunde an dir gleich und ähnlich werden.
Gib Demut, Einfalt, Glauben, stillen Sinn,
und dass ich stets dir treu, gehorsam bin.
9. Bedecke mich, solang ich Odem ziehe,
und hülle mich in deine Muttermühe.
Erhalte mich bei dieser Kummerzeit
Und nimm mich einst zu dir in Sicherheit.
Text: Johann Christoph Ruben
Melodie: französischer Psalter 1542
Quelle: Schemellis Gesangbuch