1. Komm Trost der Nacht, o Nachtigall!
Laß deine Stimm mit Freudenschall
aufs lieblichste erklingen!
Komm, komm, und lob den Schöpfer dein,
weil andre Vögel schlafen seyn,
und nicht mehr mögen singen;
Laß dein Stimmlein laut erschallen
denn vor allen kannst du loben
Gott im Himmel, hoch dort oben.
2. Obschon ist hin der Sonnenschein,
und wir im Finstern müssen seyn,
so können wir doch singen
von Gottes Güt und seiner Macht,
weil uns kann hindern keine Nacht,
sein Lob zu vollebringen.
Drum dein Stimmlein laß erschallen,
denn vor allen kannst du loben
Gott im Himmel, hoch dort oben.
3. Die Sterne, so am Himmel stehn,
sich lassen zum Lob Gottes sehn,
und Ehre ihm beweisen;
die Eul‘ auch, die nicht singen kann,
zeigt doch mit ihrem Heulen an,
daß sie auch Gott tut preisen.
Drum dein Stimmlein laß erschallen,
denn vor allen kannst du loben
Gott im Himmel, hoch dort oben.
4. Nur her, mein liebstes Vögelein!
Wir wollen nicht die Fäulsten seyn,
und schlafend liegen bleiben,
Vielmehr bis daß die Morgenröth
Erfreuet diese Wälder öd,
In Gottes Lob vertreiben;
Laß dein Stimmlein laut erschallen
denn vor allen kannst du loben
Gott im Himmel, hoch dort oben.
Text: Hans Christoffel von Grimmelshausen
Quelle: „Der abenteuerliche Simplizissimus Teutsch“, 1668