Hilf Gott, wie gehts so ungleich zu
In dieser Welt auf Erden!
Der Gottlos hat gut Fried und Ruh
In fröhlichen Geberden,
Ihn überfällt kein‘ Todesfahr,
Lacht und stolziret immerdar
Und weiß von keinem Leide.
Derhalben treibt er Uebermuth
Und thut, was ihn gelüstet,
Verläßt sich auf sein Geld und Gut,
Hoch pranget und sich brüstet,
Vernichtet guter Leute Rath
Und lobet nur sein‘ eigen That,
Läßt ihm sonst nichts gefallen.
Was er redt, das muß köstlich sein,
Als käm es gar von oben;
Wo jemand ihm was spricht darein,
So thut er heftig toben,
Schilt denselbigen, was er kann,
Und nimmt die klugen Heuchler an,
Die sein Gedanken preisen.
Dagegen wird ein frommer Mann,
Sammt allen seinen Gaben,
Der Armuth halben ausgethan
Und muß zu Winkel traben
Und hat daneben alle Tag
Von Gott dem HErrn sein Straf und Plag,
Und muß sich immer leiden.
Daher dächt man, daß der Gerecht
Von dir gleich wär verstoßen,
Der Gottlos aber wär dein Knecht
Und säß dir in dem Schooße.
Aber am End befindt sichs wol,
Was man hievon urtheilen soll,
Und was davon zu halten.
Du setzst die Stolzen auf ein Grund,
Der leichtlich wird zu Schanden;
Eh mans versieht kömmt ihre Stund
Und sind nicht mehr vorhanden,
Gehn wie ein Traum gar schnell dahin,
Und niemand spricht: Der HErr sei ihm
Genädig und barmherzig.
Die Deinen aber thust du fest
Erhalten und bewahren,
Und da sie gleich aus ihrem Nest
Auch einst von hinnen fahren,
So gschiehts doch auf ein‘ ander Weis,
Dem Namen dein zu Lob und Preis
Und ihrer Seel zum Besten.
Darum will ich geduldig sein,
Der stolzen Leut nicht achten,
Mich wie ein Christ verhalten fein,
Mein letztes End betrachten,
Und also schicken meine Sinn,
Als wenn ich morgen sollt von hin
Aus diesem Elend reisen.
Du, Herr, bist mein gewisses Ziel,
Mein Reichthum und mein Segen,
Mag haben wenig oder viel,
Daran ist nichts gelegen,
Wenn ich nur deines Geistes Gab
Zum Trost in meinem Herzen hab,
So hab ich alle Schätze.
Wenn mir gleich Leib und Seel verschmacht,
Und die Welt unterginge,
Jedoch mein Herz nach seiner Macht
An deiner Gnaden hinge;
Denn ich weiß, daß du, Jesu Christ,
Mein Theil, Trost und Erretter bist,
Du wirst mich wol erhalten.
Du, HErr, bist nur die Freude mein,
Sammt deiner reinen Lehre,
Nicht Aecker, Häuser, Korn noch Wein,
Herrngunst, Gewalt und Ehre,
Darin die Welt hoch prangen thut;
Ich aber will in meinem Muth
Mich deines Namens rühmen. Amen.
Bartholomäus Ringwaldt’s geistliche Lieder
herausgegeben von Hermann Wendebourg
Halle
Verlag von Julius Fricke.
1858