Klepper, Jochen – Die Nacht ist vorgedrungen

Die Nacht ist vorgedrungen,
der Tag ist nicht mehr fern.
So sei nun Lob gesungen
dem hellen Morgenstern!
Auch wer zur Nacht geweinet,
der stimme froh mit ein.
Der Morgenstern bescheinet
auch deine Angst und Pein.

Dem alle Engel dienen,
wird nun ein Kind und Knecht.
Gott selber ist erschienen
zur Sühne für sein Recht.
Wer schuldig ist auf Erden,
verhüll’ nicht mehr sein Haupt.
Er soll errettet werden,
wenn er dem Kinde glaubt.

Die Nacht ist schon im Schwinden,
macht euch zum Stalle auf!
Ihr sollt das Heil dort finden,
das aller Zeiten Lauf
von Anfang an verkündet,
seit eure Schuld geschah.
Nun hat sich euch verbündet,
den Gott selbst ausersah.

Noch manche Nacht wird fallen
auf Menschenleid und -schuld.
Doch wandert nun mit allen
der Stern der Gotteshuld.
Beglänzt von seinem Lichte,
hält euch kein Dunkel mehr.
Von Gottes Angesichte
kam euch die Rettung her.

Gott will im Dunkel wohnen
und hat es doch erhellt!
Als wollte er belohnen,
so richtet er die Welt!
Der sich den Erdkreis baute,
der läßt den Sünder nicht.
Wer hier dem Sohn vertraute,
kommt dort aus dem Gericht!

Klepper, Jochen – Er weckt mich alle Morgen

1. Er weckt mich alle Morgen;
er weckt mir selbst das Ohr.
Gott hält sich nicht verborgen,
führt mir den Tag empor,
daß ich mit seinem Worte
begrüß‘ das neue Licht.
Schon an der Dämmerung Pforte
ist er mir nah und spricht.

2. Er spricht wie an dem Tage,
da er die Welt erschuf.
Da schweigen Angst und Klage;
nichts gilt mehr als sein Ruf!
Das Wort der ewigen Treue,
die Gott uns Menschen schwört,
erfahre ich aufs neue
so wie ein Jünger hört.

3. Er will, daß ich mich füge.
Ich gehe nicht zurück.
Hab‘ nur in ihm Genüge,
in seinem Wort mein Glück.
Ich werde nicht zuschanden,
wenn ich nur ihn vernehm‘:
Gott löst mich aus den Banden!
Gott macht mich ihm genehm!

4. Er ist mir täglich nahe
und spricht mich selbst gerecht.
Was ich von ihm empfahe,
gibt sonst kein Herr dem Knecht.
Wie wohl hat’s hier der Sklave –
der Herr hält sich bereit,
daß er ihn aus dem Schlafe
zu seinem Dienst geleit‘!

5. Er will mich früh umhüllen
mit seinem Wort und Licht,
verheißen und erfüllen,
damit mir nichts gebricht;
will vollen Lohn mir zahlen,
fragt nicht, ob ich versag‘.
Sein Wort will helle strahlen,
wie dunkel auch der Tag!

Preiswerk, Samuel – Das ist der Gemeine Stärke

Das ist der Gemeine Stärke,
sie bekennt es laut und frei:
Daß zu ihrem großen Werke
sie vom Herrn erkoren sei.

Er hat festgelegt die Gründe,
er ist seines Werkes Hort,
Wir, umgeben noch von Sünde,
bauen, wie wir können, fort.

Unsre Tage sind gezählet,
unsre Kräfte schwinden hin;
Wir nicht haben ihn erwählet,
sondern sind erwählt durch ihn.

Darum gehn wir ohne Zagen
ruhig unsern Pilgergang,
Wollen Jesu Zeugnis tragen
unter Schmerz und Lobgesang.

Ob wir auch mit Schwachheit rangen,
ob auch manche Träne fiel,
Er, ders mächtig angefangen,
führt es herlich einst ans Ziel.

Kraus – Geistliche Lieder im 19. Jahrhundert

Preiswerk, Samuel – Wir bauen, Herr,

Wir bauen, Herr, an deinem Haus,
und bauen es noch lang nicht auß;
Noch manche Kräfte liegen brach,
und auch die besten sind nur schwach.

Wir üben nur mit kleiner Kraft
die auferlegte Ritterschaft;
Doch ist die Kraft auch noch so klein,
so ist ja alle Stärke dein.

Gib du nur Fried an unserm Ort,
so gehet unser Bauen fort,
Und, auch in kümmerlicher Zeit,
von Herlichkeit zu Herlichkeit.

Kraus – Geistliche Lieder im 19. Jahrhundert

Preiswerk, Samuel – Volk des Herrn

Volk des Herrn! du hast hienieden
einen langen, schweren Streit;
Kämpfe sind dir hier beschieden,
Friede in der Ewigkeit.
Lege an die rechte Wehre,
und steh auf dem ewgen Fels,
daß dir Sieg und Heil beschere
er, der Heiland Israels!

Träumest du von guten Tagen,
oder wachst du auf zum Streit?
Wiegst du dich in alten Sagen,
oder kennst du deine Zeit?
Hörest du den Ruf der Wächter:
„glaubet ihr, so bleibt ihr stehn! –
aber wehe dem Verächter,
denn sein Trost wird untergehn!“

Volk des Herrn! du hast hienieden
einen langen, schweren Streit;
Nun, so suche keinen Frieden
in der bösen Zeitlichkeit!
Führe deines Gottes Kriege;
Jesu Kreuz ist das Panier;
unter diesem Zeichen siege!
seine Schmach sei deine Zier!

Kraus – Geistliche Lieder im 19. Jahrhundert

Preiswerk, Samuel – Einer nur ist ewig wert,

Einer nur ist ewig wert,
daß ihm Ehre widerfährt;
Einer nur, daß alle Welt
betend vor ihm niederfällt:
Jesus, der vom Himmel kam.

Einer hat der Menschheit Last
in den treuen Arm gefaßt;
Einer nahm ins eigne Grab
aller Sünder Schuld hinab:
Jesus, der am Kreuze starb.

Einer hat auß Todesnacht
Leben an das Licht gebracht,
Daß ein Stral auß jener Welt
unsrer Tage Nacht erhellt:
Jesus, der vom Tod erstand.

Einer hat den Zorn gestillt,
dessen Opfer ewig gilt,
Der den Sündern jeder Frist
ein barmherzger Priester ist:
Jesus, der gen Himmel fuhr.

Einer wohnt im Heiligtum,
und vollendet Gottes Ruhm,
Sammelt, heiligt und erbaut
seinen Tempel, seine Braut:
Jesus, der vom Himmel kommt.

Kraus – Geistliche Lieder im 19. Jahrhundert

Krummacher, Friedrich Adolf der Ältere – Glaube, Liebe, Hoffnung.

Mag auch der Glaube zagen,
ein Tag des Lichtes naht;
zur Heimat führt sein Pfad,
auß Dämmrung muß es tagen!

Mag auch die Liebe weinen,
es kommt ein Tag des Herrn;
es muß ein Morgenstern
nach dunkler Nacht erscheinen!

Mag Hoffnung auch erschrecken,
mag jauchzen Grab und Tod,
es muß ein Morgenrot
die Schlummernden einst wecken!

Kraus – Geistliche Lieder im 19. Jahrhundert

Harms, Claus – Danklied

Nun danket alle Gott!
dieß ist ein Tag zum Danken.
Die Wolken teilen sich
und unsre Sorgen sanken.
Gewiß, das kam vom Herrn;
verkündiget sein Thun!
Mein Psalm, geh du voran
und lehr uns danken nun.

Nun danket alle Gott!
er hat uns zugemeßen!
Obs hie und da noch fehlt,
wird heute ganz vergeßen.
Die Bitten sind verstummt,
die Seufzer noch viel mehr,
das frohe Herz erscheint
mit Preis, Dank, Lob und Ehr.

Nun danket alle Gott
und keiner bleib zurücke,
Hat jedermann ja teil
an dem erfahrnen Glücke.
Erfreute Brüder kommt
und stellt euch denn zu hauf.
Wir singen unsern Dank
zu dir, o Gott, hinauf!

Nun danket alle Gott!
ihm,Gott, ihm gebt die Ehre!
Wie möcht es um uns stehn,
wenn er nicht kommen wäre!
Du bist es denn allein,
dem unser Opfer flammt.
Wirf, Herz, dich selber drein,
daß höher es noch flammt.

Kraus – Geistliche Lieder im 19. Jahrhundert