Philipp Nikolai, geboren 1556 zu Mengeringhausen in der Grafschaft Waldeck, besuchte die vornehmsten deutschen Universitäten und erhielt zuerst 1576 in seinem Geburtsorte ein Pfarramt. Sieben Jahre später kam er als Prediger nach Hardeck (Hirdike), wurde aber noch in demselben Jahre wegen seines Eifers für die Verteidigung des evangelischen Glaubens von den Papisten und Calvinisten von dort wieder vertrieben. Im Jahre 1586 erhielt er einen Ruf als Pastor an die lutherische Gemeinde nach Köln; aber auch diese Stelle vertauschte er schon im folgenden Jahre mit der zu Wildungen, wo er Hofprediger des Grafen zu Waldeck wurde. Nachdem er 1594 Doktor der Theologie geworden, ging er als Pastor nach Unna in Westfalen. Hier erlebte er eine schwere Zeit. Eine furchtbare Pest, die in ganz Westfalen wütete, raffte auch in Unna in kurzer Zeit gegen 1400 Personen weg. Diese Trübsalszeit vertiefte ihn besonders in Betrachtungen über das Jenseits und das ewige Leben, und eine Frucht derselben war sein im Jahre 1599 erschienener, Freudenspiegel des ewigen Lebens.“ Im Jahre 1601 kam er endlich als Pastor nach Hamburg an die St. Katharinenkirche und starb daselbst 1608.
Nikolai hat im ganzen vier Lieder hinterlassen, die sich durch hohen Schwung und heilige Liebesglut zum Erlöser auszeichnen und ganz nach Art des Hohen-Liedes gedichtet sind. Es sind Lieder himmlischer Minne. Außer vorstehendem Liede (Wie schön leuchtet der Morgenstern) ist sein Wächterlied: „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ (Nr. 80) ganz besonders hervorzuheben.