Weisse, Michael – Dies est letitie.

WEyl Maria schwanger gieng
zu Augustus zeyten,
Sich die Prophecey ergieng,
niemand dorffte streyten,
Ward vom Keyser auffgesatzt,
das die gantze Welt geschatzt
jm nu wer verbunden;
Da gieng yederman zum ort
vnd zur Stat seiner geburt,
ward gehorsamb funden.

Also zog auch Joseph auß
sambt seiner vertrewten,
Weyl er war von Dauids hauß,
hielts mit frommen leuten;
Kamb er ins Jüdische landt
zur stat, Bethleem genannt,
vnd da traffs sich eben,
Das jr zeyt erfüllet war
und sie einen Son gebar,
Christum, vnser leben.

Den sie bald inn tüchlein wandt,
sein gar fleyssig pfleget
Vnd, weyl sie nicht stelle fandt,
in ein Krippen leget.
Denn diß het er wunderlich
seinem eingang sonderlich
vns zu gut erkoren:
Da fieng er sein leyden an,
welchs am Creutz sein ende namb
nach drey mal eylff Jaren.

Vnd Hyrten wol lobens werd
waren bey den schaffen,
Thetten fleyß bey jrer herd,
legten sich nicht schlaffen;
Zu den trag ein Engel schnell
vnd Gott leuchtet vmb sie hell,
das gab jn erschrecken;
Der Engel sprach, Förcht euch nicht,
denn ich bring euch new geschicht,
wil euch freud erwecken.

Euch ist heut ein Kind geborn,
ein Heyland der schwachen,
Der wird stillen Gottes zorn,
sein volck selig machen:
Zu Bethlehem ists geschehn,
da geht hin! jr werdet sehn
das Kindlein zum zeychen
Gantz arm inn ein Kripp gelegt,
da es not vnd komber tregt,
sich gibt zu erreychen.

Bald war do ein grosses heer
der heyligen Engel,
Die gaben preyß, lob vnd ehr
Gott im höchsten Himel,
Sungen ein new frölich lied,
wunschten allem erdreich frid,
wolgefalln den leuten,
Das sie sich auß hertzen grund
dem ‚Herrn durch seinn newen Bund
im glauben vertrewten.

Da nu die Botschafft verbracht,
die Engel verschwunden,
Redeten gar wol bedacht
die Hyrten von stunden:
Gehn wir mit einander dar,
werden dieser red gewar,
die vns Gott erzeyget!
Giengen hin und fundens klar,
wie zu jn gesaget war,
das Kindlein geleget.

Da sagten sie von dem Wort
vnd der Engel klarheyt,
Sehend an dem selben ort
die gewisse warheyt;
Vnd wer diese red vernamb,
den kamb groß verwundern an,
obs wol ward verachtet;
Aber die wort vnd geschicht
hat Maria, wol bericht,
gar manch mal betrachtet.

Vnd die Hyrten wolgemut
lobten Got mit freuden,
Giengen wider an jr hut
jre herd zu weyden.
Ey, nu frew dich, Christenheyt,
vnd nimb an mit danckbarkeyt
Christum dir geboren,
So wirst du gebenedeyt,
nach dem dir vor langer zeyt
dein Gott hat geschworen.

Ey nu, Herre Jesu Christ,
weyl du mensch geboren,
Ein Heyland verkündet bist
deinen außerkoren:
Thu auff vnsers hertzens pfort,
das wir recht fassen dein Wort,
durch das selb auff erden
Zu deiner teylhafftigkeyt
vnd verheyßnen seligkeyt
new geboren werden!

Quelle

Weisse, Michael – Von der Menschwerdung Christi.

Veni redemptor gentium.

VOn Adam her so lange zeyt
war vnser fleysch vermaledeyt,
Seel vnd geyst biß jnn todt verwundt,
am gantzen menschen nichts gesundtt.

Vns het vmbfangen grosse not,
vber vns herrschet sünd vnd todt,
Wir suncken in der hellen grund,
vnd war niemand, der helffen kundt.

Gott sah auff aller menschen stet
nach einem, der seinn willen thet,
Er sucht einn Man nach seinem mut,
fand aber nichts, den fleysch vnd blut.

Denn die rechtschaffne heyligkeyt,
wirdigkeyt vnd gerechtigkeyt
Hetten sie in Adam verlorn,
auß welchem sie waren geborn.

Als er so groß sichtumb erkant
vnd keinen Artzt noch helffer fandt,
Dacht er an seine grosse lieb
vnd wie sein Wort warhafftig blieb.

Sprach, Ich wil barmhertzigkeyt thun,
für die welt geben meinen Sun,
Das er jr Artzt vnd Heyland sey,
sie gesund mach vnd benedey.

Er schwür ein Eyd dem Abraham,
auch dem Dauid von seinem stamm,
Verhieß jn zu geben den Sun
vnd durch jn der Welt hülffe thun.

Er thets auch den Propheten kund
vnd breytets auß durch jren mund,
Dauon Künig vnd fromme leut
sein warteten vor langer zeyt.

Ob sie wol, wie jr hertz begert,
des leyblich nicht wurden gewert,
Doch hetten sie im glauben trost,
das sie solten werden erlöst.

Da aber kamm die rechte zeit,
von welcher Jacob propheceyt,
Las er jm ein Jungkfraw auß,
eim Mann vertrewt von Dauids hauß.

In der wirckt er mit seiner krafft,
schuff vom blut jrer Jungkfrawschafft
Das rein vnd benedeyte kind,
bey dem man gnad vnd warheyt findt.

O Christe, benedeyte frucht,
entpfangen rein in aller zucht,
Gebenedey vnd mach vns frey,
sey vnser heyl, trost vnd ertzney!

Quelle

Schiedeler, D. – Er kommt

Er kommt; er kommt der starke held
Voll göttlich hoher macht.
Sein arm zerstreut, sein blick erhellt
Des todes mitternacht.

Wer kommt, wer kommt? wer ist der held
Voll göttlich hoher macht
Messias ists, Lobsinge welt!
Dir wird dein heil gebracht.

Dir, menschgewordner! singen wir
Anbetung, preis und dank.
An deiner krippe schalle dir
Der erde lobgesang.

Neue Sammlung geistlicher auserlesener Lieder
Johann Theodor Künneth
Bayreuth,
Des Johann Andreas Lübecks Erben und Senfftische Gebrüdere.
1799

Schmolck, Benjamin – Komm, du Heiden Heiland, an

Komm, du Heiden Heiland, an,
der den Himmel aufgethan
und auf Erden Friede bringt,
daß man Hosianna singt.

Komm und kehre bei uns ein,
dui sollst unser König seyn.
Unsre Herzen sind dein Thron,
Gottes und Maria’s Sohn.

Gott im Fleisch geoffenbart,
doch nicht nach des Fleisches Art,
sondern über die Vernunft,
durch des Geistes Ueberkunft.

Mensch, zu aller Menschen Heil,
an dir nehmen Alle Theil,
denn du bist der ganzen Welt
als der Heiland vorgestellt.

Gott mit uns, Immanuel,
den ich innig mir erwähl‘,
du kommst in dies Thränenthal,
sey willkommen tausendmal.

Herz und Kirche steh’n bereit
und wir werfen Zweig und Kleid
unter deine Füße hin;
eile, bei uns einzuzieh’n.

Wir empfangen deinen Gruß
durch der Liebe heißen Kuß
und wir schwören, dir allein
im Gehorsam treu zu seyn.

Glaube, Lieb‘ und Hoffnung sind
dir zu Ehren angezünd’t,
diese Fackeln tragen wir
deiner hohen Ankunft für.

Nimm uns auf in deinen Schooß,
mach‘ uns von den Banden los,
welche das Gewissen trägt
und uns Satan angelegt.

Baue unter uns dein Reich,
mach‘ uns dir im Wandel gleich,
tödt‘ in uns des Fleisches Kraft,
daß der Geist viel Früchte schafft.

Pflanz‘ uns deine Demuth ein,
laß uns voller Sanftmuth seyn.
Legst du eine Last uns auf,
leg‘ auch deinen Segen drauf.

Endlich, o du Lebensfürst!
wenn du wiederkommen wirst,
will ich Hosianna schrei’n,
das wird Hallelujah seyn.

Geistlicher Liederschatz
Sammlung der
vorzüglichsten geistlichen Lieder für
Kirche, Schule und Haus
Berlin, bei Samuel Elsner
Gedruckt bei Trowitzsch und Sohn
1832

Horn, Johann – Von der Geburt Jesu Christi

In dulci iubilo

LOb Got, du Christenheit,
danck jm mit grosser freud,
Vnsers hertzen wonne
ist vns geboren heut
vnd leuchtet wie die Sonne
in dieser tunckeln zeyt,
Durch sein werdes wort
scheynt vnser höchster hort.

Ey groß wünderlich ding:
ein Junckfraw schwanger gieng,
Gebar den Emanuel,
den Heyland aller welt,
vom Engel Gabriel
die Botschafft dargestelt,
Wie durch des Geystes krafft
blieb jre Junckfrawschafft.

Gott hat sich verhalten
vnd seinen gesalbten
Nach sein wort gegeben,
welches herrligkeyt
wird ewigklich bleyben
vnd mit barmhertzigkeyt
Die seinen regieren,
sie leyten vnd füren.

O welch ein grosses Heyl,
ein schön lieblich erbteyl
Hast du, Herr, den deinen
bereyt inn deinem Son!
des sich die Engel frewen,
dich ehrn im höchsten thron,
Wünschen frid auff erden,
ein freude den menschen.

Aller freundtlichster Herr,
nach dir verlangt vns sehr,
Wir müsten verderben
mit allem vnserm thun,
nu hast du vns erworben
ewige freud vnd wunn
Auß barmhertzigkeyt,
o tieffe miltigkeyt!

Ey nu, Herr Jesu Christ,
der du mensch worden bist
Inn so grosser armut
dich willig geben hast
vnd in solcher demut
vom Teuffel vns erlöst:
Laß nicht verloren sein
an vns die wolthat dein!

O warer mensch vnd Gott,
tröst vns inn aller not,
Hilff durch deine güte
zu der newen geburt,
vernew vnser gemüte,
das wir mit dir auch dort
Die Kron der herrligkeyt
geniessen inn ewigkeyt! Amen.

Wackernagel

unbekannt – Ein gsang auff Weihennachten

EIn kindelein so lobenlich
ist uns geboren heüte
Von einer jungfraw selberlich
zu trost uns armen leute.
Wer uns das kindlin nicht geborn,
so weren wir all zmal verlorn,
das heil ist unser allen!
O du süsser Jesu Christ,
das du mensch geboren bist,
behüt uns vor der hellen!

Die zeit die ist nun freüdenreich
zu lobe Gottes namen,
Das Christus von dem himelreich
vff erden ist gekumen.
Es ist ein groß demütigkeit,
die Gott von himel bey uns thet,
ein knecht ist er geworden,
On alles sünde uns geleich,
dardurch wir werden ewig reich,
tragt unser sünde bürde.

Wol dem, der diß gelauben ist
mit gantzem hertzen trawen!
Dem wirt die säligkeit gewiß,
wol den, die darauff bawen,
Das Christus hat genug gethan
für uns, darumb er uß gegon
von Gott dem ewigen Vatter.
O wunder über wunderthat!
Christ trägt unser missethat
und stillet unsern hader!

Des danck ihm alle Christenheit
für solche grosse güte,
Und bitte sein barmhertzigkeit,
das er uns fürhin bhüte
Vor falscher leer unnd bösem won,
darinn wir sind lang zeit geston!
er wöll uns das vergeben!
Gott vatter, sun und heilger geyst,
wir bitten von dir allermeist:
las uns inn friden leben!

Quelle

unbekannt – A solis ortus cardine.

LAßt uns von hertzen singen all,
laßt loben mit frölichem schall!
Von auffgang biß zu nydergang
ist Christ geburt worden bekandt.

Sey uns wilkommen, kindlin zart!
welche lieb zwang dich also hart?
Ain Herre aller creatur
scheynt schlechter dann ains armen burt!

Zayg an in unser hertzen grund,
das uns der Hayland werde kund,
Das wir mit dir so new geborn
dein werck befinden unverlorn,

Maria, muter, deine frucht,
die uns benimpt fraw Euen sucht,
Wie Gabriel verkündet hat
und Johannes der Prophet sagt.

Des himels taw vons vaters tron
schwingt isch owl in die junckfraw schon,
Des wirt die zarte gnaden vol
ins hertzen grund da alzumal.

Frewt euch, jr Engel, solcher ding!
jr hyrten und jr frembdeling,
Gebt Gott im höchsten preyß und syg,
den menschen auff der erden frid.

Hie leyt er in dem Krippelein,
gewunden in die tüchelein,
Geseüget so gar kümmerleich,
der da herrschet im himmelreich!

Des dancken wir dir, vatter Gott,
dir Sun, die Gayst, ain ewigs gut,
Welchs uns vergottet durch seyn wort,
yetz vermenschet durch sein geburt.

Quelle

Böhmische Brüder – Von der Geburt Jesu Christi

O Vater der barmhertzigkeyt,
Bronn aller güttigkeyt!
laß heute deine gnad zu uns fliessen
und uns der geniessen!
O Vater, der du den Heyland,
Christum uns hast gesand,
laß uns seines verdiensts auff erden
nicht beraubet werden!
O Vater, der du uns liebest
und deinen Son gibest,
hilff, das wir uns fest an jn halten
und mit nicht abspalten!

Christe, Gottes Son,
der du von dem höchsten thron
gesandt inn diese Welt bist kommen,
uns allen zu frommen:
komm auch inn unser hertz und sinnen
und wone darjnnen!
Christe, mensch und Gott,
lebendiges Himelbrod,
speyß udn erquick unser dörfftigkeyt
mit deiner süssigkeyt,
das wir starck und wolgeschickt werden
zu gutten geberden!
Christe, Himlisch liecht,
unser trost und zuversicht,
Göttliche weißheit, sonn und klarheit,
voller gnad und warheyt,
leucht und regier uns mit deinem Wort
an diesem tunckeln ort!

O Heyliger Geyst, warer Gott,
sey unser trost inn aller not!
mach unser seel gesundt,
das wir wircklich und auß hertzen grund
lieben den newen bund!
O Meyster der außerwelten,
der Aposteln und Propheten
inn Göttlicher weißheit,
leer uns auch auß gnad und gütigkeyt
den weg zur seligkeyt!
O Göttliche krafft von oben,
erfüll uns mit deinen gaben!
verleyh uns gnedigklich
alles das, was uns ist seligklich
und dir, Herre, löblich!

Quelle

Johannes Zwick – Ein ander gsang vff Wyhennächt,

in der wyß Corde mutus

VS des vatter hertz ist gboren
ein kind, das ist Gottes sun,
Der von anfang vßerkoren,
das dwelt möcht das laben hon.
Er ist alls in allen dingen,
drumb sey Gott in fröud vnd leid
lob vnd danck in ewigkeit!

O wie heilig ist der stammen,
dahär gwachsen sölche frucht!
Vnd wär kans verston, von wannen
die hoch gnad vnd grosse zucht
Der Jungfrouwen vnnd jrs somens
dann von himmel? drumb sey Gott
lob vnd danck in ewigkeit!

Aller gwalt vnd engel alle
lobend Gott von himmelrych,
Das mit vns all wält erschalle,
was Gott thon so vätterlich,
Vnnd zu tusend guten jaren
Christum gschencket, drumb sey Gott
lob vnd danck in ewigkeit!

O jr jungen vnnd jr alten,
lobend Gott on vnderlaß,
Das der himmel vfgespalten
vnd mit gnad on alle maß
Vnns verdampten überschüttet
sälig zmachen! drumb sey Gott
lob vnd danck in ewigkeit!

O, das wir die lieb erkennind,
die von Gott on vnsern radt,
Vnd von hertzen für vns nemind,
woran er ein gfallen hat,
Im zuläben vnd zusterben,
er geb gnad vnd jm sey groß
lob vnd danck in ewigkeit!

Quelle

Michael Weisse – O Jesu zart

O Jesu zart, in newer art
entpfangen vnd geboren,
Du hast vns alles widerkart,
was Adam hat verloren
Im Paradieß, da er verließ
Gottes Bund und Gesetze,
fiel inn des Teuffels netze,
darauß der Todt und alle not
vber jun kamm vnd krafft gewan,
erbet auff seine Kinder,
dauon nu wir teglich vor dir
vns nur befinden Sünder.

O Christe, gantz Heylig vnd reyn
erschienen hie auff erden,
Durch niemandt denn durch dich allein
müssen wir selig werden;
Denn vnser thun, o Gottes Son,
ist vor dir nicht zu rhümen
sonder nur zu verthümen!
wo du uns lest vnd nicht vmbfehst,
noch zu dir zeuchst vnd recht erleuchst,
so ists mit vns verloren,
denn wer hie dein mitgnoß wil sein,
der muß sein newgeboren.

O Jesu, wares liecht der welt,
on dich kan niemandt finden
Den Weg, so Got hat außerwelt
zu vergebung der sünden.
O guter hyrt, wer sich nicht wird
von dir hie lassen weyden,
den wirstu dort außscheyden.
o mensch vnd Got, rechter weinstock!
wer nicht bekleybt dir eingeleibt,
den wirffestu ins fewer,
wer aber helt vnd frucht darstelt,
des Tod ist für dir thewer.

O Christe, ein felß vnd grundsteyn
aller, so dir vertrawen
Vnd sich auff dich von hertzen reyn
zum tempel Gottes bawen:
Hilff, das die stein auff dir allein
sich fest zusammen halten,
das keiner mög abspalten!
o gib, Jesu, deim völcklein rhu,
hilff, das mit frid inn deiner lieb
dich allzeyt mögepreysen
vnd, das du sie regierest hie,
durch eynigkeyt beweysen.

O Jesu, gnadreycher heyland,
hilff allen außerkornen,
So dich durch dein wort han erkannt,
seind also newgeboren!
Nimm eben war der kleinen schar,
so nach deim willen wandelt
vnd dein wort trewlich handelt!
was sie nicht kan, das zeig jr an
durch deinen Geyst, wie du wol weyst,
auff das sie deine warheyt
gantz hab vnd thu, erlang also
ewige freud vnd klarheyt. Amen.

Quelle