Clausnitzer, Tobias – Herr Jesu, deine Angst und Pein

1. Herr Jesu, deine Angst und Pein
und dein betrübtes Leiden
lass mir vor Augen allzeit sein,
die Sünde zu vermeiden.
Lass mich an deine große Not
und deinen herben, bittren Tod,
solang ich lebe, denken.

2. Du hast verlassen deinen Thron,
bist in das Elend gangen,
ertrugest Schläge, Spott und Hohn,
musstest am Kreuze hangen,
auf dass du für uns schaffest Rat
und unsre schwere Missetat
bei Gott versöhnen möchtest.

3. Drum will ich jetzt in Dankbarkeit
von Herzen dir lobsingen,
und wenn du zu der Seligkeit
mich wirst hinkünftig bringen,
so will ich daselbst noch viel mehr
mitsamt dem ganzen Himmelsheer
dich ewig dafür loben.

Botzheim, Johannes – Ein Bittlied zu Gott um Hilfe und Gnade.

(Offenes Blat in Quer 4, zwei Reihen Noten, darunter die drei Strophen durchgehend, mit großen Zwischenräumen, jede 3 Zeilen einnehmend. Königl. Bibliothek zu Berlin. Im J. Zwickschen Gesangbuche von 1540, wo sich der Name des Verfassers findet, heißen in der letzten Strophe die Zeilen 2 und 4 so: zuo verdienen bsäligkeit – din will der werd in ewigkeit.)

O Herr und got der sabaoth,
zu dir schreyen wir armen:
Du sichst on end unnser ellend,
herr, das lasz dich erbarmen!
Nach deinem wort gib hie und dort
gnad, das wir selig werden;
Dein gnadreich wort ist unnser hort,
sunst ist kein trost auff erden.

Handthab dein eer und redt dein leer
vor den falschgnanten Christen,
Die aigen nutz, gwalt, eer mit trutz
suchen für dich mit listen.
O herr, wie lang leidst du den zwang,
dein heüfflin zuuerderben;
Erhör uns, herr, zu deiner eer,
und lasz uns gnad erwerben.

All unnser werck hond gantz kein sterck,
seligkait zuuerdienen:
Herre, du sichst, was uns gebrist,
dein gnad wöll uns versienen.
Dein wort ist fest, on allen prest,
und starck ob allen dingen:
Mach uns allain den glauben rain,
so mag uns nit miszlingen.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer