Speratus, Paul – Gesang von der beschneydung Christi

1. Das kyndleyn wardt beschnitten
am achten tag volendt,
wy ym gesetz geboten,
Jesus seyn nam genennt.
Als yhn der Engel nant,
ehe er yn mutter leybe
entfing menschlichen standt,
unnd ist uns zu erlösen
von hymel rab gesandt.

2. Das gsetz hat er erfüllet,
und nam auff sich den fluch,
den legt auff alle menschen
Moses ym fünfften buch.
Dieß gesetz nit hielten gar,
das doch sonst allen menschen
czu thun unmöglich war,
doch gschichts durch wirklich glawben
diß heylands wortten klar.

3. O Herr beschneyd dy hertzen
ynn uns durch deyn genad.
Darumb du hast vergossen
deyn blut ytzt und ym tod.
Das rechte Jüdisch art
ym geyst und warn glauben
an uns nit werd gespart,
darumb das fleysch beschneyden
figürlich geben wardt.

Cosack – Paul Speratus

Hiller, Philipp Friedrich – Mein Heiland ward beschnitten

Mel.: Nun laßt uns Gott dem Herren.

1.
Mein Heiland ward beschnitten, Und hat schon früh gelitten;
Er trug in Gottes Bunde Schon Seine erste Wunde.

2.
Ich bin seit dieser Stunde Mit ihm in Gottes Bunde.
Mein Taufen hat’s beditten, Ich sei mit Ihm beschnitten.

3.
Daher ich gläubig rühme: Gott ist mein Gott in Ihme.
Der Bund steht ewig feste, Deß ich mich sterbend tröste.

4.
Dank sei Dir für Dein Leiden, Mein Jesu, im Beschneiden;
Dein Nam’ soll auf mich kommen, Den Du da angenommen.

5.
Den wollest Du zum Segen Auch auf mich Aermsten legen,
In welchem man auf Erden Nur kann gesegnet werden.

6.
Gott hat ihn Dir gegeben, Daß wir durch solchen leben.
Ach, mach’ mir diesen Namen Zum Heil, zum Trost, zum Amen!

Gerhardt, Paul – Warum machte solche Schmerzen

1. Warum machte solche Schmerzen,
warum machte solche Pein,
Der von unbeschnittnem Herzen,
dir, herzliebstes Jesulein,
Mit Beschneidung, da du doch
frei von des Gesetzes Joch.
Weil du, einem Menschenkinde
zwar gleich, doch ganz ohne Sünde?

2. Für dich darfst du dies nicht dulden,
du bist ja des Bundes Herr,
Unsre, unsre große Schulden,
die so grausam, die so schwer
Auf uns liegen, daß es dich
jammert Herz und inniglich,
Die trägst du ob, uns zu retten,
die sonst nichts zu zahlen hätten.

3. Freut, ihr Schuldner, euch deswegen,
ja, sei fröhlich alle Welt,
Weil Heut anhebt zu erlegen
Gottes Sohn das Lösegeld;
Das Gesetz wird Heut erfüllt,
Heut wird Gottes Zorn gestillt.
Heut macht uns, so sollten sterben,
Gottes Blut zu Gottes Erben.

4. Wer mag recht die Gnad erkennen?
Wer kann dafür dankbar sein?
Herz und Mund soll stets dich nennen
unsern Heiland, Jesulein!
Deine Güte wollen wir
nach Vermögen preisen hier,
Weil wir in der Schwachheit wollen;
dort soll daß dein Lob erschallen

Blaurer, Thomas – Ein Christlich gsang – Von der Beschnydung.

GOtt hat ein ewig pündtnuß gstellt
mit Abraham und allen,
Die er jm selbst hat zuerzellt
nach sinem wolgefallen.

Die pündtnuß strackt sich in das fleisch
unnd solt doch on end blyben,
Darumb der gloub von Gott erheischt
mit menschheit sich verlyben.

An sinem lyb beschnitten ward
der knab, eins menschen kinde,
Uß sinem vatter, Gott von art,
vereint mit uns geschwinde.

Als nun das kind beschnitten was,
das fleisch müßt forther stärben,
Darumb ließ Christus töden das
und doch nit gantz verdärben.

Mit jm selbst hat er uferweckt
das fleisch in ewigs läben
Und also sinen pundt erstreckt,
sich uns für eigen geben.

Das er yetz unser ist und blybt
und uns nichts mag zertrennen,
Dann er jm selbst hat yngelybt
all, die Christum bekennnen.

Diß ist der pundt mit Abraham,
den wir in Christo lernen:
Sich hat gemert der edel stamm
über die zal der sternen.

Wackernagel – Das deutsche Kirchenlied von Martin Luther bis auf Nicolaus Herman und Ambrosius Blaurer