Joh. Heinr. Schröder – Eins ist Not! ach Herr, dies Eine

Eins ist Not! ach Herr, dies Eine
Lehre mich erkennen doch!
Alles andre, wies auch scheine,
Ist ja nur ein schweres Joch,
Darunter das Herze sich naget und plaget,
und dennoch kein wahres Vergnügen erjaget.
Erlang ich dies Eine, das alles ersetzt,
So werd ich mit Einem in allem ergötzt.

Seele, willt du dieses finden,
Suchs bei keiner Kreatur;
Lass, was irdisch ist, dahinten:
Schwing dich über die Natur.
Wo Gott und die Menschheit in Einem vereinet,
Wo alle vollkommene Fülle erscheinet:
Da, da ist das beste, notwendigste Teil,
Mein Ein und mein Alles, mein seligstes Heil.

Wie Maria war beflissen
Auf des Einigen Genieß,
Da sie sich zu Jesu Füßen
Voller Andacht niederließ:
Ihr Herze entbrannte, dies einzig zu hören,
Was Jesus, ihr Heiland, sie wollte belehren;
Ihr Alles war gänzlich in Jesum versenkt,
Und wurde ihr alles in Einem geschenkt:

Also ist auch mein Verlangen,
Liebster Jesu, nur nach dir.
Lass mich treulich an dir hangen,
Schenke dich zu eigen mir.
Ob viel auch umkehrten zum größesten Haufen,
So will ich dir dennoch in Liebe nachlaufen;
Denn dein Wort, o Jesu, ist Leben und Geist:
Was ist wohl, das man nicht in Jesu geneußt?

Aller Weisheit höchste Fülle
In dir ja verborgen liegt.
Gib nur, dass sich auch mein Wille
Fein in solche Schranken fügt,
Worinnen die Demut und Einfalt regieret
und mich zu der Weisheit, die himmlisch ist, führet.
Ach, wenn ich nur Jesum recht kenne und weiß,
So hab ich der Weisheit vollkommenen Preis.

Nichts kann ich vor Gott ja bringen,
Als nur dich, mein höchstes Gut.
Jesu! es muss mir gelingen
Durch dein rosinfarbes Blut.
Die höchste Gerechtigkeit ist mir erworben,
Da du bist am Stamme des Kreuzes gestorben:
Die Kleider des Heils ich da habe erlangt,
Worinnen mein Glaube in Ewigkeit prangt.

Nun, so gib, dass meine Seele
Auch nach deinem Bild erwacht:
Du bist ja, den ich erwähle,
Mir zur Heiligung gemacht.
Was dienet zum göttlichen Wandel und Leben,
Ist in dir, mein Heiland, mir alles gegeben;
Entreiße mich aller vergänglichen Lust.
Dein Leben sei, Jesu, mir einzig bewusst.

Ja, was soll ich mehr verlangen?
Mich beschwemmt die Gnadenflut:
Du bist einmal eingegangen
In das Heilge durch dein Blut.
Da hast du die ewge Erlösung erfunden,
Dass ich nun der höllischen Herrschaft entbunden:
Dein Eingang die völlige Freiheit mir bringt,
Im kindlichen Geiste das Abba nun klingt.

Volles Gnügen, Fried und Freude
Jetzo meine Seel ergötzt,
Weil auf eine frische Weide
Mein Hirt, Jesus, mich gesetzt.
Nichts Süßers kann also mein Herze erlaben,
Als wenn ich nur, Jesu, dich immer soll haben;
Nichts, nichts ist, das also mich innig erquickt,
Als wenn ich dich, Jesu, im Glauben erblickt.

Drum auch, Jesu, du alleine
Sollst mein Ein und Alles sein;
Prüf, erfahre, wie ichs meine,
Tilge allen Heuchelschein.
Sieh, ob ich auf bösem betrüglichen Stege,
und leite mich, Höchster, auf ewigem Wege;
Gib, dass ich hier alles nur achte für Kot
Und Jesum gewinne: dies Eine ist not.