Gerhardt, Paul – Nun ist der Regen hin

1. Nun ist der Regen hin!
Wohlauf, mein Herz und Sinn,
Sing nach betrübten Leiden
Gott, deinem Herrn, mit Freuden!
Gott hat sein Herz gekehret
Und unser Bitt erhöret.

2. Sein Zorn war sehr entbrannt
Auf uns und unser Land,
Er sprach: „Ihr Menschenkinder
Geht, seid und bleibet Sünder,
Wollt von der Bosheit Straßen
Euch gar nicht wenden lassen.

3. Drum soll mein Himmelslicht
Sein klares Angesicht
In schwarze, trübe Decken
Und dunkle Wolken stecken
Und vor das helle Scheinen
Nur immer zu euch weinen.“

4. Bald aber fiel sein Grimm
Durch unsers Seufzens Stimm;
Das ewige Gemüte
Dacht an sein ew’ge Güte
Und ließ auf unser Schreien
Ihm seinen Zorn gereuen.

5. Die Wolken flohen weg,
Der feuchten Winde Steg,
Daher die Wasser flossen,
Nahm ab und ward verschlossen;
Des hohen Himmels Tiefen,
Die hörten auf zu triefen.

6. Steh auf, du mattes Feld
Aus deinem Trauerzelt,
Steh auf und laß nun wieder
Die süßen Sommerlieder
Zu deines Schöpfers Ehren
Mit Lust und Freuden hören.

7. Sieh hier, der Sonnen Zier
Geht wieder schön herfür,
Bringt nach dem Schlack und Regen
Den lieben, warmen Segen
Und wirkt auf Berg und Talen
Mit wunderreichen Strahlen.

8. Die Erde wird erquickt;
Und was durch Näß erstickt,
Das wird nun wieder leben
Und reife Früchte geben:
Die Acker gut Getreide,
Die Wiesen Gras und Weide.

9. Die Bäume werden schön
In ihrer Fülle stehn,
Die Berge werden fließen
Und Wein und Öle gießen.
Das Bienlein wird wohl tragen
Bei stillen, warmen Tagen.

10. Davon wird unsern Teil
Das ew’ge Gut und Heil
Uns allensamt zumessen:
Wir werden’s sehn und essen
Und mit dem Gut der Erden
Zur G’nüg ersättget werden.

11. Nun, Gott ist fromm und treu,
Sein Huld ist immer neu
Und läßt sich leicht versühnen,
Gibt, was wir nicht verdienen:
Läßt gnädig sich erfinden,
Und nicht nach unsern Sünden.

12. Darum so richte nun,
O Mensch, auch du dein Tun
Zu Gottes Lob und Liebe,
Daß dein Herz nicht betrübe
Mit mehrer’m Zorn und Schmerze
Das allerfrömmste Herze.

Gerhardt, Paul – Nicht so traurig, nicht so sehr

1. Nicht so traurig, nicht so sehr,
Meine Seele, sei betrübt,
Daß dir Gott Glück, Gut und Ehr
Nicht so viel wie andern gibt.
Nimm verlieb mit deinem Gott.
Hast du Gott, so hat’s nicht Not.

2. Du noch einzig Menschenkind
Habt ein Recht in dieser Welt;
Alle, die geschaffen sind,
Sind nur Gäst im fremden Zelt.
Gott ist Herr in seinem Haus,
Wie Er will, so teilt Er aus.

3. Bist du doch darum nicht hier,
Daß du Erden haben sollt,
Schau den Himmel über dir,
Da, da ist dein edles Gold,
Da ist Ehre, da ist Freud,
Freud ohn End, Ehr ohne Neid.

4. Der ist alber, der sich kränkt
Um ein Hand voll Eitelkeit,
Wann ihm Gott dargegen schenkt
Schätze der beständgen Zeit
Bleibt der Zentner dein Gewinn,
Fahr der Heller immer hin!

5. Schaue alle Güter an,
Die dein Herz für Güter hält,
Keines mit dir gehen kann,
Wann du gehest aus der Welt;
Alles bleibet hinter dir,
Wann du trittst in’s Grabes Tür.

6. Aber was die Seele nährt,
Gottes Huld und Christi Blut,
Wird von keiner Zeit verzehrt,
Ist und bleibet allzeit gut;
Erdengut zerfällt und bricht,
Seelengut, das schwindet nicht.

7. Ach, wie bist du doch so blind
Und im Denken unbedacht!
Augen hast du, Menschenkind,
Und hast doch noch nie betracht‘
Deiner Augen helles Glas:
Siehe, welch ein Schatz ist das!

8. Zähle deine Finger her
Und der andern Glieder Zahl;
Keins ist, das dir unwert wär,
Ehrst und liebst sie allzumal;
Keines gäbst du weg um Gold,
Wann man dir’s abnehmen wollt.

9. Nun, so gehe in den Grund
Deines Herzens, das dich lehrt,
Wie viel Gutes alle Stund
Dir von oben wird beschert.
Du hast mehr als Sand am Meer
Und willst doch noch immer mehr.

10. Wüßte, der im Himmel lebt,
Daß dir wäre nütz und gut,
Wornach so begierlich strebt
Dein verblendtes Fleisch und Blut,
Würde seine Frömmigkeit
Dich nicht lassen unerfreut.

11. Gott ist deiner Liebe voll
Und von ganzem Herzen treu;
Wann du wünschest, prüft Er wohl,
Wie dein Wunsch beschaffen sei:
Ist dir’s gut, so geht Er’s ein,
Ist’s dein Schade, spricht Er: Nein.

12. Unterdessen trägt sein Geist
Dir in deines Herzens Haus
Manna, das die Engel speist,
Ziert und schmückt es herrlich aus,
Ja erwählet, dir zum Heil,
Dich zu seinem Gut und Teil.

13. Ei, so richte dich empor,
Du betrübtes Angesicht,
Laß das Seufzen, nimm hervor
Deines Glaubens Freudenlicht;
Das behalt, wann dich die Nacht
Deines Kummers traurig macht.

14. Setze, als ein Himmelssohn,
Deinem Willen Maß und Ziel;
Rühre stets vor Gottes Thron
Deines Dankens Saitenspiel,
Weil dir schon gegeben ist
Mehres, als du würdig bist.

15. Führe deines Lebens Lauf
Allzeit Gottes eingedenk.
Wie es kömmt, nimm alles auf
Als ein wohlbedacht Geschenk.
Geht dir’s widrig, laß es gehn,
Gott und Himmel bleibt dir stehn.

Gerhardt, Paul – Ich hab in Gottes Herz und Sinn

1. Ich hab in Gottes Herz und Sinn
Mein Herz und Sinn ergeben:
Was böse scheint, ist mir Gewinn,
Der Tod selbst ist mein Leben.
Ich bin ein Sohn Des, der den Thron
Des Himmels aufgezogen;
Ob er gleich schlägt
und Kreuz auflegt,
Bleibt doch sein Herz gewogen.

2. Das kann mir fehlen nimmermehr,
Mein Vater muß mich lieben!
Wann er gleich auch mich würf ins Meer,
So will er mich nur üben
Und mein Gemüt
In seiner Güt
Gewöhnen fest zu stehen:
Halt ich den Stand, weiß seine Hand
Mich wieder zu erhöhen.

3. Ich bin ja von mir selber nicht
Entsprungen noch formieret,
Mein Gott ist’s, der mich zugericht‘,
An Leib und Seel gezieret:
Der Seelen Sitz
Mit Sinn und Witz,
Den Leib mit Fleisch und Beinen.
Wer so viel tut,
Des Herz und Mut
Kann’s nimmer böse meinen.

4. Woher wollt ich mein Aufenthalt
Auf dieser Erd erlangen?
Ich wäre längsten tot und kalt,
Wo mich nicht Gott umfangen
Mit seinem Arm,
Der alles warm,
Gesund und fröhlich machet;
Was er nicht hält,
Das bricht und fällt,
Was er erfreut, das lachet.

5. Zudem ist Weisheit und Verstand
Bei ihm ohn alle Maßen;
Zeit, Ort und Stund ist ihm bekannt,
Zu tun und auch zu lassen.
Er weiß, wann Freud,
Er weiß, wann Leid
Uns, seinen Kindern, diene;
Und was er tut,
Ist alles gut,
Ob’s noch so traurig schiene.

6. Du denkest zwar, wann du nicht hast,
Was Fleisch und Blut begehret,
Als sei mit einer großen Last
Dein Glück und Heil beschweret:
Hast spat und früh
Viel Sorg und Müh,
An deinen Wunsch zu kommen,
Und denkest nicht,
Daß, was geschicht,
Gescheh zu deinen Frommen.

7. Fürwahr, der dich geschaffen hat
Und ihm zur Ehr erbauet,
Der hat schon längst in seinem Rat
Ersehen und beschauet
Aus wahrer Treu,
Was dienlich sei
Dir und den Deinen allen;
Laß ihm doch zu,
Daß er nur tu
Nach seinem Wohlgefallen.

8. Wann’s Gott gefällt, so kann’s nicht sein,
Es wird dich letzt erfreuen:
Was du itzt nennest Kreuz und Pein,
Wird dir zum Trost gedeihen.
Wart in Geduld:
Die Gnad und Huld
Wird sich doch endlich finden;
All Angst und Qual
Wird auf einmal
Gleich wie ein Dampf verschwinden.

9. Das Feld kann ohne Ungestüm
Gar keine Früchte tragen:
So fällt auch Menschenwohlfahrt üm
Bei lauter guten Tagen.
Die Aloe
Bringt bittres Weh,
Macht gleichwohl rote Wangen:
So muß ein Herz
Durch Angst und Schmerz
Zu seinem Heil gelangen.

10. Ei nun, mein Gott, so fall ich dir
Getrost in deine Hände;
Nimm mich und mach es du mit mir
Bis an mein letztes Ende,
Wie du wohl weißt,
Daß meinem Geist
Dadurch sein Nutz entstehe
Und deine Ehr
Je mehr und mehr
Sich in ihr selbst erhöhe.

11. Willst du mir geben Sonnenschein,
So nehm ich’s an mit Freuden,
Soll’s aber Kreuz und Unglück sein,
Will ich’s geduldig leiden.
Soll mir allhier
Des Lebens Tür
Noch ferner offen stehen:
Wie du mich führst
Und führen wirst,
So will ich gern mitgehen.

12. Soll ich denn auch des Todis Weg
Und finstre Straßen reisen:
Wohlan, so tret ich Bahn und Steg,
Den mir dein Augen weisen.
Du bist mein Hirt,
Der alles wird
Zu solchem Ende kehren,
Daß ich einmal
In deinem Saal
Dich ewig möge ehren.

Gerhardt, Paul – Ich, der ich oft in tiefes Leid

1. Ich, der ich oft in tiefes Leid
Und große Not muß gehen,
Will dannoch Gott mit großer Freud
Und Herzenslust erhöhen.
Mein Gott, du König, höre mich,
Ich will ohn‘ alles Ende dich
Und deinen Namen loben.

2. Ich will dir mit der Morgenröt
Ein täglich Opfer bringen;
So oft die liebe Sonn‘ aufgeht,
So ofte will ich singen
Dem großen Namen deiner Macht,
Das soll auch in der späten Nacht
Mein Werk sein und Geschäfte.

3. Die Welt, die deucht uns schön und groß,
Und was für Gut und Gaben
Sie trägt in ihrem Arm und Schoß,
Das will ein jeder haben:
Und ist doch alles lauter Nichts;
Eh als man’s recht geneußt, zerbricht’s
Und geht im Hui zu Grunde.

4. Gott ist alleine groß und schön,
Unmüglich auszuloben
Auch denen, die doch allzeit stehn
Vor seinem Throne droben.
Laß sprechen, wer nur sprechen kann,
Doch wird kein Engel noch kein Mann
Des Höchsten Größ aussprechen.

5. Die Alten, die nun nicht mehr sind,
Die haben ihn gepreiset;
So hat ein jeder auch sein Kind
Zu solchem Dienst geweiset.
Die Kinder werden auch nicht ruhn
Und werden doch, o Gott, dein Tun
Und Werk nicht ganz auspreisen.

6. Wie mancher hat vor mir dein Heil
Und Lob mit Fleiß getrieben;
Und siehe, mir ist doch mein Teil
Zu loben übrig blieben.
Ich will von deiner Wundermacht
Und der so herrlich schönen Pracht
Bis an mein Ende reden.

7. Und was ich rede, wird von mir
Manch frommes Herze lernen,
Man wird dich heben für und für
Hoch über alle Sternen.
Dein Herrlichkeit und starke Hand
Wird in der ganzen Welt bekannt
Und hoch berufen werden.

8. Wer ist so gnädig als wie du?
Wer kann so viel erdulden?
Wer sieht mit solcher Langmut zu
So vielen schweren Schulden,
Die aus der ganzen weiten Welt
Ohn‘ Unterlaß bis an das Zelt
Des hohen Himmels steigen?

9. Es muß ein treues Herze sein,
Das uns so hoch kann lieben,
Da wir doch in den Tag hinein,
Was gar nicht gut ist, üben.
Gott muß nichts anders sein als gut,
Daher fleußt seiner Güte Flut
Auf alle seine Werke.

10. Drum, Herr, so sollen dir auch nun
All deine Werke danken,
Voraus die Heil’gen, derer Tun
Sich hält in deinen Schranken,
Die sollen deines Reichs Gewalt
Und schöne Regimentsgestalt
Mit vollem Munde rühmen.

11. Sie sollen rühmen, daß der Ruhm
Durch ale Welt erklinge,
Daß jedermann zum Heiligtum
Dir Dienst und Opfer bringe.
Dein Reich, das ist ein ew’ges Reich,
Dein Herrschaft ist dir selber gleich,
Der du kein End erreichest.

12. Der Herr ist bis in unsern Tod
Beständig bei uns allen,
Erleichtert unsers Kreuzes Not
Und hält uns, wann wir fallen.
Er steuret manches Unglücks Lauf
Und hilft uns wieder freundlich auf,
Wann wir ganz hingeschlagen.

13. Herr, aller Augen sind nach dir
Und deinen Stuhl gekehret;
Denn du bist’s auch, der alles hier
So väterlich ernähret:
Du tust auf deine milde Hand,
Machst froh und satt, was auf dem Land,
Im Meer und Lüften lebet.

14. Du meinst es gut und tust uns Guts,
Auch da wir’s oft nicht denken;
Wie mancher ist betrübtes Muts
Und frißt sein Herz mit Kränken,
Besorgt und fürcht sich Tag und Nacht,
Gott hab‘ ihn gänzlich aus der Acht
Gelassen und vergessen.

15. Nein! Gott vergißt der Seinen nicht,
Er ist uns viel zu treue:
Sein Herz ist stets dahin gericht‘,
Daß er uns letzt erfreue.
Geht’s gleich bisweilen etwas schlecht,
Ist Er doch heilig und gerecht
In allen seinen Wegen.

16. Der Herr ist nah und stets bereit
Ei’m jeden, der Ihn ehret,
Und wer nur ernstlich zu Ihm schreit,
Der wird gewiß erhöret.
Gott weiß wohl, wer Ihm günstig sei,
Und deme steht Er dann auch bei,
Wann ihn die Angst nun treibet.

17. Den Frommen wird nichts abgesagt,
Gott tut, was sie begehren;
Er mißt das Unglück, das sie plagt,
Und zählt all ihre Zähren
Und reißt sie endlich aus der Last;
Den aber, der sie kränkt und haßt,
Den stürzt Er ganz zu Boden.

18. Dies alles, und was sonsten mehr
Man kann für Lob erzwingen,
Das sollt mein Mund zu Ruhm und Ehr
Des Höchsten täglich singen:
Und also tut auch immerfort,
Was webt und lebt an jedem Ort.
Das wird Gott wohlgefallen.

Gerhardt, Paul – Nun danket all‘ und bringet Ehr‘

Nun danket all‘ und bringet Ehr‘,
Ihr Menschen in der Welt,
Dem dessen Lob der Engel Heer
Im Himmel stets vermeld’t!

2. Ermuntert euch und singt mit Schall
Gott, unserm höchsten Gut,
Der seine Wunder ueberall
Und große Dinge tut,

3. Der uns von Mutterleibe an
Frisch und gesund erhält
Und, wo kein Mensch nicht helfen kann,
Sich selbst zum Helfer stellt;

4. Der, ob wir ihn gleich hoch betrübt,
Doch bliebet gutes Muts,
Die Straf‘ erläßt, die Schuld vergibt
Und tut uns alles Gut’s.

5. Er gebe uns ein fröhlich Herz,
Erfrische Geist und Sinn
Und werf‘ all‘ Angst, Furcht, Sorg‘ und Schmerz
In’s Meeres Tiefe hin.

6. Er laße seinen Frieden ruhn
In Israelis Land,
Er gebe Glück zu unserm Tun
Und Heil in allem Stand.

7. Er lasse seine Lieb und Güt
Um, bei und mit uns gehn,
Was aber ängstet und bemüht,
Gar ferne von uns stehn.

8. Solange dieses Leben währt,
Sei es stets unser Heil
Und bleib‘ auch, wenn wir von der Erd‘
Abscheiden, unser Teil.

9. Er drücke, wenn das Herze bricht,
Uns unsre Augen zu
Und zeig uns drauf sein Angesicht
Dort in der ewgen Ruh.

Gerhardt, Paul – Ist Ephraim nicht meine Kron

1. Ist Ephraim nicht meine Kron
Und meines Herzens Wonne,
Mein trautes Kind, mein treuer Sohn,
Mein Stern und meine Sonne,
Mein Augenlust, mein edle Blum,
Mein auserwähltes Eigentum
Und meiner Seelen Freude?

2. Ich höre seines Seufzens Stimm
Und hochbetrübtes Klagen:
Mein Gott hat mich, spricht Ephraim,
Gestraft und wohl geschlagen.
Er sucht mich heim mit harter Zucht,
Das ist mein Lohn, das ist die Frucht
Und Nutzen meiner Sünden.

3. Hör alle Welt! Ich bin getreu
Und halte mein Versprechen:
Was ich geredt, da bleibt es bei,
Mein Wort werd ich nicht brechen.
Das soll mein Ephaim gar bald
Erfahren und mich dergestalt
Recht aus dem Grund erkennen.

4. Ich denk noch wohl an meinen Eid,
Den ich geschworen habe,
Da ich, aus lauter Gütigkeit,
Mich ihm zu eigen gab;
Ich sprach: Du hast mein Herz erfüllt
Mit deiner Lieb, ich bin dein Schild
Und wills auch ewig bleiben.

5. Ich will mit meiner starken Hand
Dich als ein Vater führen,
Ich selbst will dich und auch dein Land
Aufs best und schönste zieren.
Und wirst du mir gehorsam sein,
So soll dich meines Segens Schein
Ohn alles End erfreuen.

6. Wo du dich aber bösem Rat
Wirst von mir wenden lassen,
So will ich deine Missetat
Heimsuchen, doch mit Maßen;
Und wenn du wieder kehrst zu mir,
So will ich wieder auch zu dir
Mich mit Erbarmen kehren.

7. Nun kehrt zu mir mein Ephraim,
Sucht Gnad in meinen Armen,
Drum bricht mein Herze gegen ihm
Und muß mich sein erbarmen.
Der Unmut fällt mir mit Gewalt,
Mein Eingeweide hitzt und wallt
In treuer Lieb und Gnade.

8. Kommt, alle Sünder, kommt zu mir,
Bereuet eure Sünden
Und suchet Gnad an meiner Tür,
Ihr sollt sie reichlich finden!
Wer sich mit Ephraim bekehrt,
Wird auch mit Ephraim erhört
Und hier und dort getröstet.

Gerhardt, Paul – Auf den Nebel folgt die Sonn

1. Auf den Nebel folgt die Sonn,
Auf das Trauern Freud und Wonn;
Auf die schwere, bittre Pein
Stellt sich Trost und Labsal ein.
Meine Seele, die zuvor
Sank bis zu dem Höllentor,
Steigt nun bis zum Himmelschor.

2. Der, vor dem die Welt erschrickt,
Hat mir meinen Geist erquickt;
Seine hohe starke Hand
Reißt mich aus der Höllen Band.
Alle seine Lieb und Gut
Überschwemmt mir mein Gemüt
Und erfrischt mir mein Geblüt.

3. Hab ich vormals Angst gefühlt,
Hat der Gram mein Herz zerwühlt,
Hat der Kummer mich beschwert,
Hat der Satan mich betört:
Ei, so bin ich nunmehr frei;
Heil und Rettung, Schutz und Treu
Steht mir wieder treulich bei.

4. Nun erfahr ich, schnöder Feind,
Wie du’s hast mit mir gemeint:
Du hast wahrlich mich mit Macht
In dein Netz zu ziehn gedacht.
Hätt ich dir zu viel getraut,
Hättst du, eh ich zugeschaut,
Mir zum Fall ein Sieb gebaut.

5. Ich erkenne deine List,
Da du mit erfüllet bist,
Du beleugst mir meinen Gott
Und machst seinen Ruhm zu Spott:
Wann er setzt, so wirfst du um,
Wann er spricht, verkehrt dein Grimm
Seine süße Vaterstimm.

6. Hoff und wart ich alles Guts,
Bin ich froh und gutes Muts,
Rückst du mir aus meinem Sinn
Alles gute Sinnen hin:
Gott ist, sprichst du, fern von dir,
Alles Unglück bricht herfur,
Steht und liegt vor deiner Tür.

7. Heb dich weg, verlogner Mund!
Hier ist Gott und Gottes Grund,
Hier ist Gottes Angesicht
Und das schöne helle Licht
Seines Segens, seiner Gnad;
All sein Wort und weiser Rat
Steht für mir in voller Tat.

8. Gott läßt keinen traurig stehn,
Noch mit Schimpf zurücke gehn,
Der sich ihm zu eigen schenkt
Und ihn in sein Herze senkt.
Wer auf Gott sein Hoffnung setzt,
Findet endlich und zuletzt,
Was ihm Leib und Seel ergötzt.

9. Kommt’s nicht heute, wie man will,
Sei man nur ein wenig still,
Ist doch morgen auch ein Tag,
Da die Wohlfahrt kommen mag.
Gottes Zeit halt ihren Schritt,
Wann die kommt, kommt unser Bitt
Und die Freude reichlich mit.

10. Ach wie ofte dacht ich doch,
Da mir noch des Trübsals Joch
Auf dem Haupt und Halse saß
Und das Leid mein Herze fraß:
Nun ist keine Hoffnung mehr,
Auch kein Ruhen, bis ich kehr
In das schwarze Totenmeer.

11. Aber mein Gott wandt es bald,
Heilt‘ und hielt mich dergestalt,
Daß ich, was sein Arm getan,
Nimmermehr gnug preisen kann.
Da ich weder hier noch da
Ein’gen Weg zur Hülfe sah,
Hatt ich seine Hülfe nah.

12. Als ich furchtsam und verzagt
Mich selbst und mein Herze plagt,
Als ich manche liebe Nacht
Mich mit Wachen krank gemacht,
Als mir aller Mut entfiel,
Tratst du, mein Gott, selbst ins Spiel,
Gabst dem Unfall Maß und Ziel.

13. Nun, so lang ich in der Welt
Haben werde Haus und Zelt,
Soll mir dieser Wunderschein
Stets für meinen Augen sein.
Ich will all mein Leben lang
Meinem Gott mit Lobgesang
Hiefur bringen Ehr und Dank.

14. Allen Jammer, allen Schmerz,
Den des ewgen Vaters Herz
Mir schon itzo zugezahlt
Oder künftig auserwählt,
Will ich hier in diesem Lauf
Meines Lebens allzuhauf
Frisch und freudig nehmen auf.

15. Ich will gehn in Angst und Not,
Ich will gehn bis in den Tod,
Ich will gehn ins Grab hinein
Und doch allzeit fröhlich sein.
Wem der Stärkste bei will stehn,
Wen der Höchste will erhöhn,
Kann nicht ganz zu Grunde gehn.

Gerhardt, Paul – Auf, auf, mein Herz, mit Freuden

1. Auf, auf, mein Herz, mit Freuden,
Nimm wahr, was heut‘ geschieht!
Wie kommt nach großem Leiden
Nun ein so großes Licht!
Mein Heiland war gelegt
Da, wo man uns hinträgt,
Wenn von uns unser Geist
Gen Himmel ist gereist.

2. Er war ins Grab gesenket,
Der Feind trieb groß Geschrei.
Eh‘ er’s vermeint und denket
Ist Christus wieder frei
Und ruft: Viktoria!
Schwingt fröhlich hier und da
Sein Fähnlein als ein Held,
Der Feld und Mut behält.

3. Der Held steht aus dem Grabe
Und sieht sich munter üm:
Der Feind liegt und legt abe
Gift, Gall und Ungestüm.
Er wirft zu Christi Fuß
Sein Höllenreich und muß
Selbst in des Siegers Band
Ergeben Fuß und Hand.

4. Das ist mir anzuschauen
Ein rechtes Freudenspiel;
Nun soll mir nicht mehr grauen
Vor allem, was mir will
Entnehmen meinen Mut
Zusamt dem edlen Gut,
So mir durch Jesum Christ
Aus Lieb‘ erworben ist.

5. Die Höll‘ und ihre Rotten,
Die krümmen mir kein Haar;
Der Sünden kann ich spotten,
Bleib‘ allzeit ohn‘ Gefahr;
Der Tod mit seiner Macht
Wird schlecht bei mir geacht’t;
Er bleibt ein totes Bild,
Und wär‘ er noch so wild.

6. Die Welt ist mir ein Lachen
Mit ihrem großen Zorn;
Sie zuernt und kann nicht machen,
All‘ Arbeit ist verlor’n.
Die Trübsal trübt mir nicht
Mein Herz und Angesicht;
Das Unglück ist mein Glück,
Die Nacht mein Sonnenblick.

7. Ich hang‘ und bleib‘ auch hangen
An Christo als ein Glied;
Wo mein Haupt durch ist gangen,
Da nimmt er mich auch mit.
Er reißet durch den Tod,
Durch Welt, durch Sünd‘ und Not,
Er reißet durch die Höll‘,
Ich bin stets sein Gesell.

8. Er dringt zum Saal der Ehren,
Ich folg‘ ihm immer nach
Und darf mich gar nicht kehren
An einzig Ungemach.
Es tobe, was da kann,
Mein Haupt nimmt sich mein an;
Mein Heiland ist mein Schild,
Der alles Toben stillt.

9. Er bringt mich an die Pforten,
Die in den Himmel führt,
Daran mit güldnen Worten
Der Reim gelesen wird:
Wer dort wird mit verhöhnt,
Wird hier auch mit gekrönt;
Wer dort mit sterben geht,
Wird hier auch mit erhöht.

Gerhardt, Paul – Als Gottes Lamm und Leue

1. Als Gottes Lamm und Leue
Entschlafen und verschieden,
Erwacht in Lieb und Treue
Ein Paar recht frommer Jüden.
Die machten sich zum Kreuz hinzu,
Dich, o du unser ewge Ruh,
Zu deiner Ruh zu bringen.

2. Also weiß Gott die Seinen
Am Kreuz in Acht zu nehmen
Und, die es böse meinen,
Zur rechten Zeit zu zähmen.
Das Wüten nimmt zuletzt ein End,
Und wenn die Unschuld gnug geschändt,
So findt sich, der sie ehre.

3. Dann einer aus dem Rate,
Joseph, der fromme Reiche,
Der wagt es, ging und bate
Pilatum um die Leiche.
Pilatus war bereit und gab
Befehl, daß man sie nähm herab
Und Joseph übergäbe.

4. Gelegnet sei dein Wille,
Joseph, und dein Begehren,
GOtt wolle dir die Fülle
Der Freuden dort gewähren,
Daß du, den meine Seele liebt,
Vom Kreuze, da man ihn betrübt,
So freudig losgebeten.

5. Hierzu hat sich auch funden
Des Nicodemi Treue,
Der bringt bei hundert Pfunden
Der besten Spezereie,
Die Myrrhen samt der Aloe
Zu salben den, der aus der Höh
Uns salbt mit seinem Geiste.

6. Da siehst du, wie die Schwachen
Zuletzt gestärkt werden.
GOtt kann zu Helden machen,
Was blöd ist hier auf Erden.
Der Glaube, der im Finstern lag,
Bricht endlich an den hellen Tag
Und leuchtet wie die Sonne.

7. Nun, diese beiden Frommen
Ergreifen mit viel Weinen
Den, der vom Kreuz genommen,
Und wickeln ihn in Leinen,
Verwahren ihn zugleich dabei
Mit edler teurer Spezerei,
Wie in Judäa bräuchlich.

8. So soll man Christum ehren,
Wann er nun liegt darnieder.
Wir sollen balsamieren
Ihn und sein arme Glieder,
Die Unbekleidten wickln ein
Und die, so ganz verlassen sein,
Mit unsrer Hilf annehmen.

9. Es war nicht weit von hinnen,
Wo Christus starb, zu schauen
Ein Garten und darinnen
Des Josephs Grab, gehauen
Gar neu in einem Felsenstein,
Da legten ihren Schatz hinein
die zwei gelieben Herzen.

10. Ach Jesu, dessen Schmerzen
Mir all mein Heil erworben,
Komm, ruh in meinem Herzen,
Das in der Sünd erstorben!
Laß dirs gefallen, ich will dir
Dein Grab bereiten in mir hier,
So leb und sterb ich selig.

Gerhardt, Paul – Ach treuer Gott, barmherzigs Herz

1. Ach treuer GOtt, barmherzigs Herz,
des Güte sich nicht endet,
Ich weiß, daß mir dies Kreuz und Schmerz
dein Vaterherze sendet.
Ja, HErr, ich weiß, daß diese Last
du mir aus Lieb erteilet hast
und gar aus keinem Hasse.

2. Denn das ist allzeit dein Gebrauch:
Wer Kind ist, muß was leiden;
und wen du liebst, den stäupst du auch,
Schickst Trauern vor den Freuden,
führst uns zur Höllen, tust uns weh
und führst uns wieder in der Höh,
und so geht eins ums ander.

3. Du führst jawohl recht wunderlich
die, so dein Herz ergetzen:
Was laben soll, muß erstlich sich
ins Todeshöhle letzen;
Was steigen soll zur Ehr empor,
liegt auf der Erd und muß sich vor
im Kot und Staube wälzen.

4. Das hat, HErr, dein geliebter Sohn
selbst wohl erfahrn auf Erden;
Denn eh er kam zum Ehrenthron,
muß er gekreuzigt werden.
Er ging durch Trübsal, Angst, und Not,
Ja durch den herben bittern Tod
drang er zur Himmelsfreude.

5. Hat nun dein Sohn, fromm und recht,
so willig sich ergeben,
Was will ich armer Sündenknecht
dir viel zuwider sterben?
Er ist der Spiegel der Geduld,
und wer sich lehnt nach seiner Huld,
der muß ihm ähnlich werden.

6. Ach, lieber Vater, wie so schwer
ists der Vernunft zu glauben,
daß du demselben, den du sehr
schlägt, solltest günstig bleiben!
Wie macht doch Kreuz so lang Zeit!
Wie schwerlich will sich Lieb und Leid
Zusammen lassen reimen!

7. Was ich nicht kann, das gib du mir,
o höchstes Gut der Frommen!
Gib, daß mir nicht des Glaubens Zier
durch Trübsal werd entkommen!
Erhalte mich, o starker Hort!
Befestge mich in deinem Wort,
behüte mich vor Murren!

8. Bin ich ja schwach, laß deine Treu
mir an die Seite treten,
Hilf, daß ich unverdrossen sei
zum Rufen, Seufzen, Beten!
So lang ein Herze hofft und gläubt
und im Gebet beständig bleibt,
so lang ists unbezwungen.

9. Greif mich auch nicht zu heftig an,
damit ich nicht vergehe!
Du weißt wohl, was ich tragen kann,
Wies um mein Leben stehe;
Ich bin ja weder Stahl noch Stein:
Wie balde geht ein Wind herein,
so fall ich hin und sterbe.

10. Ach, Jesu, der du worden bist
mein Heil mit deinem Blute,
du weißt gar wohl, was Kreuze ist
und wie dem sei zu Mute,
Den Kreuz und großes Unglück plagt;
drum weist du, was mein Herze klagt,
gar gern zu Herzen fassen.

11. Ich weiß, du wirst in deinem Sinn
mit mir Mitleiden haben
und mich, wie ichs jetzt dürftig bin,
mit Gnad und Hilfe laben.
Ach stärke meine schwache Hand,
ach heil und bring in bessern Stand
das Straucheln meiner Füße!

12. Sprich meiner Seel ein Herze zu
und tröste mich aufs beste,
denn du bist ja der Müden Ruh,
der Schwachen Turm und Feste,
ein Schatten für der Sonnen Hitz,
ein Hütte, da ich sicher sitz
in Sturm und Ungewitter.

13. Und weil ich ja nach deinem Rat
hier soll ein wenig leiden,
So laß mich auch in deiner Gnad
als wie ein Schäflein weiden,
Daß ich im Glauben die Geduld
und durch Geduld die edle Huld
nach schwerer Prob erhalten.

14. O heiliger Geist, Du Freundenöl,
das GOTT vom Himmel schicket,
erfreue mich, gib meiner Seel
was Mark und Bein erquicket!
Du bist der Geist der Herrlichkeit,
Weißt, was für Freud und Seligkeit
mein in dem Himmel warte.

15. Ach laß mich schauen, wie schön
und lieblich sei das Leben
das denen, die durch Trübsal gehn,
du dermaleinst wirst geben.
Ein Leben, Welt mit ihrer Zier
durchaus nicht zu vergleichen.

16. Daselbst wirst du in ewiger Lust
aufs süß´ste mit mir handeln:
Mein Kreuz, das dir und mir bewußt,
in Freud und Ehre wandeln;
Da wird mein Weinen lauter Wein,
mein Ächzen lauter Jauchzen sein!
Das glaub ich. Hilf mir! Amen.