Ich bin verwund’t
In meinem armen Herzen
Von mehr als tausend Schmerzen;
Im tiefsten Seelengrund
Ist Liebe, die mich quälet;
Das sei Dir nicht verhehlet,
Du ewigschöner Mund,
Der mich verwund’t!
Was heilt mich nun?
Wo ist mein Arzt zu finden,
Der mich kann recht verbinden,
Dass ich kann wieder ruh’n?
Wer kann mich nun erfreuen
Mit echten Arzeneien?
Ach, Niemand kann es tun!
Was heilt mich nun?
Nichts in der Welt
Kann meine Schmerzen heilen,
Noch meiner Seel‘ mitteilen,
Was ihr ganz wohlgefällt.
Es kann ihr Niemand geben
Der Liebe Kraft und Leben,
Weil sie nichts in der Welt
Für würdig hält.
Luft, Geld und Ehr‘
Kann mich nicht mehr vergnügen,
Noch mit dem Schein betrügen;
Ich hasse lose Lehr‘;
Es ekelt mir vor allen,
Als wie vor Gift und Gallen;
Ich liebe nimmermehr
Lust, Geld und Ehr‘.
Das scharfe Schwert,
Das mich so tief durchstochen
Und mir das Herz zerbrochen,
Das ist mir liebenswert;
Das macht mich ganz alleine
Gesund, vergnügt und reine;
Denn das hast Du begehrt,
Du scharfes Schwert!
Holdselig Kind,
Wie selig ist die Stunde,
Wo Du im tiefsten Grunde
Dich offenbarst geschwind!
Nun lass auch alles weichen
Und mich sonst nicht erreichen,
Als deinen süßen Mund,
Der mich verwund’t!
Du, meine Lust,
Und Bringer meiner Schmerzen,
Der Du die Liebeskerzen
Entflammt in meiner Brust:
Hast Du mich nun gefangen,
So still auch mein Verlangen,
Und mache mich gesund!
Ich bin verwund’t.
Dein Liebespfeil,
Der mich hat wundgeschossen,
Dass ich mein Blut vergossen,
Mach‘ auch mich wieder heil!
Du, den ich einst gemieden
Samt seinem Gottesfrieden,
Sei nun mein ewig Teil!
Mach‘ Du mich heil!
O süßer Schmerz!
Ich will zu allen Stunden
Gern solche Liebeswunden
Empfangen in mein Herz.
Auf solche Liebesleiden
Erfolgen hohe Freuden;
Drum blick ich himmelwärts
Mit meinem Schmerz!