Mel. Wer nur den lieben Gott
Gedruckt 1711
Mein Gott, wie bist du so verborgen!
Wie ist dein Rath so wunderbar!
Was helfen alle meine Sorgen!
Du hast gesorget, eh ich war.
Mein Gott und Vater, führe mich
Nur selig, obgleich wunderlich!
Man kann dich nicht von vorne sehen,
Wir blicken dir nur hinten nach;
Was du bestimmst, das muß geschehen
Bei unserm Glück und Ungemach.
Mein Gott und Vater, führe mich
Nur selig, obgleich wunderlich!
Herr, wer kann deinen Rath ergründen!
Dir bleibt allein der Weisheit Preis;
Du kannst viel tausend Wege finden,
Wo die Vernunft nicht einen weiß.
Mein Gott und Vater, führe mich
Nur selig, obgleich wunderlich!
Dein allerheiligsten Gedanken
Sind himmelweit von Menschenwahn;
Drum leite mich in deinen Schranken,
Und führe mich auf rechter Bahn!
Mein Gott und Vater, führe mich
Nur selig, obgleich wunderlich!
Dir will ich mich ganz überlassen
Mit Allem, was ich hab und bin;
Ich werfe, was ich nicht kann fassen,
Auf deine Macht und Weisheit hin.
Mein Gott und Vater, führe mich
Nur selig, obgleich wunderlich!
Hilf, daß ich nimmer von dir kehre
In Glück und Unglück, Wohl und Leid!
Schick Alles, Herr, zu deiner Ehre,
Und meiner Seele Seligkeit!
Mein Gott und Vater, führe mich
Nur selig, obgleich wunderlich!