unbekannt – Flehen um Erbarmen

im thon. Der unfal reit mich gantz und gar.

SIg herr, wie schwach ist mein gemüt,
ich möcht vor trauren sterben.
Erschrocken ist all mein geblüt,
mag ich kain gunst erwerben.
Vor laid ich stirb, nach gnad ich wirb,
mein schuld ist grösser worden
in helles pein, doch harr ich dein:
warumb hast mich verborgen?

Der trost ist groß in deinem wortt,
muss ich dir ye verjehen;
Noch grösser ist meins hertzen mord,
so ich mein not thet sehen.
Ach got, nu trutz, es bringt kain nutz,
so thut mein flaisch ergellen.
o herr, far für: wie ist so thür
mein angst in traurens hellen!

Wilt du dann mich umbringen gar,
so muß ich mich drein geben:
Du hast seyn macht, bekenn ich zwar,
möcht ich nur ains erleben:
Auß gnaden dein, das ich solt sein
im gayst deins worts erleüchtet.
trutz, der mir thät so ich nu het
dein holdschafft mir verpflichtet.

Gott du mein Ee bist überal,
so du mich last erfaren.
Ach jamers wee in disem tal!
thust du mich nit bewaren,
So gang ich umb und wain darumb;
es muß erfochten werden.
O du mein gott, ich treib kain spott:
was thun ich auff der erden?

Häts etwan ainr zu mir gesagt,
die stirn het sich gerumpfen:
Yetz sich ich selbs, ich bin verzagt,
so du mich so thust rupffen
Auß gantzer heüt; es bochend leüt:
vatter, wenn wilt mich holen
auß jamers angst, wie du wol kanst?
erlösch die haissen kolen!

Erbarm dich mein, o vatter milt,
und laß mich nicht entgelten!
Es thut für war hefftig und gilt,
ich thu nichts, dann dich schelten.
O herr verzeich, ich bkenne dich:
du wirdst mir nit abschlahen.
Ich hoff in dich, halt nichts auff mich:
thu mich flucks zu dir laden!

O Gott, erlöß die gfangnen.

Quelle